Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)
mit roher Gewalt brechen, die diese unheiligen Wesen an diese Welt fesselte. Auch die Zwerge bemerkten schnell, dass ihre Angriffe erfolgreich und verheerend zugleich waren. Alle verdoppelten ihre Anstrengungen, schon bald standen sie knietief in Knochen und alten Ausrüstungsteilen.
Doch der Strom der Untoten riss nicht ab. Das rasselnde Lachen von Xarax ertönte wieder: »Ihr könnt uns nicht besiegen. Seht, meine Diener erheben sich wieder.« Fast war Rugor erleichtert, eine Stimme in diesem Wahnsinn zu hören, aber als ihm gewahr wurde, dass die Skelette, die sie bereits zerstört hatten, sich wieder Stück für Stück zusammensetzten, merkte er, wie das schleichende Gift der Verzweiflung langsam durch seinen Körper kroch.
Rugor wusste nicht, wie lange sie schon gegen diese Übermacht bestanden, aber es kam ihm wie Tage vor. Seine Muskeln brannten und die Arme waren schwer wie Blei. Den Eidrittern erging es nicht anders. Sie waren mit kleinen Schnittwunden übersät, das geronnene Blut verlieh ihnen das Aussehen von wütenden Rachegöttern. Die Erschöpfung war ihnen in die schweißnassen Gesichter geschrieben, dennoch konnte der Vampir die grimmige Entschlossenheit darin erkennen, nicht aufgeben zu wollen. Dann jedoch geschah das Unausweichliche. Ein großes Skelett mit einem langen Speer schob sich nach vorne. Die einstige Pracht seiner Rüstung war nur noch zu erahnen. Es fehlten vereinzelt Plattenteile und an vielen Stellen nagte der Rost an dem Metall. Der Waffenrock war vergilbt und zerrissen. Dem Falken, der den Helm zierte, fehlte ein Flügel. Einst ein Held des Ordens, zwang ihn nun finstere Magie dazu, seine Brüder zu erschlagen. Der Knochenritter holte weit mit dem Speer aus und schleuderte ihn. Mit erschreckender Präzision fand er sein Ziel. Ein Zwerg mit einem langen grauen Bart und vielen Narben im Gesicht wurde in den Hals getroffen. Die Wucht riss ihm den Kopf zurück und der schwere Kriegshammer fiel aus den erschlafften Händen. Das Blut spritzte in einer Fontäne heraus und besudelte Freund und Feind. Mit weit aufgerissenen Augen kippte er nach hinten um und starb, ohne dass ein Wort über seine Lippen kam.
Das war das Zeichen für Rugor, etwas zu unternehmen. Auf die Dauer konnten sie den Kampf so nicht gewinnen. Er schrie seinen Kriegern zu, sich zur Brücke durchzukämpfen. Dort bestand zwar die Gefahr eines Absturzes, aber sie kämpften nur an zwei Seiten. Drei Eidritter reichten, um eine Seite zu verteidigen. Die restlichen Kämpfer konnten sich ausruhen und Kräfte sammeln. Rugor musste einen Ausweg finden, oder sie alle waren verloren. Er brüllte seine Befehle und wenig später hackte und schmetterte sich der Trupp in Richtung Brücke. Der Vampir wich mehreren heftig geführten Angriffen aus, parierte und schlug zurück. Dutzende der Knochenmänner schickte er in den Staub. Er blutete bereits selbst aus vielen kleineren und größeren Wunden. Eigentlich für einen Vampir kein Problem, aber durch die schiere Menge an Verletzungen erreichte auch seine Regenerationsfähigkeit langsam ihre Grenzen. Sein schwarzes Blut lief ihm über den Harnisch, der durch die kraftvollen Angriffe der Untoten bereits stark in Mitleidenschaft gezogen worden war.
Ein Skelettkrieger in einer Vollrüstung sprang dem Vampir kurz vor der Brücke in den Weg. Er schwang einen gewaltigen Rabenschnabel. Verwesende Fleischfetzen hingen noch an seinem Schädel, was bedeutete, dass er noch nicht lange tot gewesen sein konnte. Rugor schoss durch den Kopf, ob er den Krieger vielleicht gekannt hatte. Durch diesen kurzen Gedanken war er einen Moment unaufmerksam. Der einst stolze Ritter führte einen Rundumschlag, der Rugor an seiner Schulterpanzerung traf. Die Wucht des Aufpralls ließ den Vampir taumeln. Sengender Schmerz schoss durch seinen Körper. Einen normalen Menschen hätte der Angriff entweder getötet oder ihm ernste innere Verletzungen zugefügt. Der Knochenritter nutzte seine Chance und führte den nächsten Hieb, um seinen Gegner vermeintlich endgültig in den Staub zu schicken. Der stark angeschlagene Komtur aber ignorierte den Schmerz und vollzog eine Drehung, um sein Gleichgewicht wieder zu erlangen. In der Bewegung duckte er sich. Der tödliche Schlag schwang über ihn hinweg und zerschmetterte einem Skelett den Schädel. Knochensplitter jagten durch die Luft und verletzten einen Zwerg im Gesicht. Eine tiefe Wunde zog sich über dessen aufgerissene Wange, Blut sickerte langsam in seinen Waffenrock.
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