Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)
Zuversicht und Kraft war darin zu lesen. Sie nickte ihm lächelnd zu und entließ ihn. Im Laufschritt eilte er aus der Halle. Die Dunkle blickte ihm nach und wieder wurde es ihr warm ums Herz. Mandrax fiel ihr ein, sie musste sich beeilen. Mit langen Schritten setzte sie ihren Weg zur Drachenhöhle fort.
Der Drache hatte in der Mitte der Plattform ein großes Portal geöffnet. Es schillerte in allen Farben und veränderte ständig seine Form. Ab und an wirbelten Schwaden daraus hervor, die bizarre Formen annahmen und dann zerfaserten. Es sah aus, als wäre ein Stück des normalen Raumes einfach entferntworden, so wie man die Fensterläden öffnet und die dahinter liegende Welt erblickt. Mandrax hatte sich mit seiner massigen Gestalt um das Tor gelegt. Er beobachtete Ari genau. Als sie ihm zulächelte, nickte er kurz. Seine Schwanzspitze zuckte nervös hin und her. Die Enrai hatte gelernt, es als Zeichen der Freude zu deuten; manchmal auch der Vorfreude, bevor er einen seiner schalkhaften Scherze machte.
Mandrax’ wahre Stimme erhob sich. »Jetzt ist es so weit. Hier trennen sich unsere Wege, aber wir werden uns wiedersehen, wenn wir beide unsere Aufgaben erfüllt haben. Du musst nur durch das Tor gehen. Finde meinen alten Freund, von dem ich dir erzählt habe. Er wird dich unterweisen und dir Möglichkeiten zeigen, dein Werk zu vollbringen.«
Er nickte in Richtung des Portals, aber Ari zögerte und richtete noch einmal das Wort an ihn: »Was wirst du, was werden meine Freunde machen? Wo kann ich euch finden, wenn alles vorüber ist?«
Im Gesicht des Drachens war keine Regung zu erkennen. Nach einigen Augenblicken aber erwiderte er: »Es liegt außerhalb meiner Macht, in die Zukunft zu sehen. Darauf kann ich dir also keine Antwort geben. Ich kann dir nur sagen, dass wir alle zur Rubinfeste reisen werden. Dort stehen sich Anzbachers Heer und der Orden gegenüber. Die Übermacht des Feindes ist erdrückend, doch wenn der Orden fällt, wird es schwer, Anzbacher noch aufzuhalten. Deshalb eil dich, uns bleibt wenig Zeit.«
Ari nickte dem alten Drachen noch einmal zu und trat in das wirbelnde Portal. Einen Augenblick später wurde sie in einer Farbexplosion fortgerissen.
Totentanz
ugors Trupp bewegte sich bereits seit mehreren Zyklen durch die Katakomben der Rubinfeste. Die brennenden Ölrinnen an den Wänden tauchten die Gewölbe und Gänge in ein gespenstisches Licht. Schatten tanzten an den Wänden und verwirrten das Auge. Die Zwerge wirkten zunehmend angespannter und auch dem Komtur war mittlerweile nicht mehr ganz wohl. Was die Situation nicht verbesserte, war die Tatsache, dass die Grabnischen und Sarkophage, die sie passierten, verwaist waren. Sie bewegten sich bereits im alten Teil der unterirdischen Grabanlage und überall sollten Knochen und Überreste zu sehen sein. Doch die Gänge und Räume waren leer. Hin und wieder hörten sie ein Klappern und Kratzen. Das unangenehme Geräusch von Metallteilen, die aneinanderrieben, begleitete sie schon eine ganze Weile, und selbst wenn sie stehen blieben, verstummte es nicht. Die Kundschafter, die dem Trupp vorauseilten, berichteten von seltsamen grünen Lichtern in den dunkleren Abschnitten. Rugor konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass sie beobachtet wurden, konnte aber nichts entdecken, so sehr er sich auch anstrengte. Die Beschaffenheit der Mauern zeigte nun, dass sie sich Mandrax’ ehemaligem Hort näherten. Die Wände waren nur noch grob bearbeitet und bis auf einige Spuren der Verbreiterung der Gänge und Räume natürlich belassen. Der blanke Fels starrte ihnen kalt entgegen.
Hinter einer Biegung warteten zwei Kundschafter auf den Trupp. Hier verließ die Ölrinne die Wände und verlief als flammende Spur auf dem Boden weiter. Mit der Zeichensprache der Eidritter wurde signalisiert, dass vor ihnen der Eingang in das Reich des Großmeisters lag. Sie rückten langsam und bedächtig vor bis zu einem gewaltigen Felsbogen, der die Krypta von der Drachenhöhle trennte. Rugor schob sich an die Spitze seiner Männer und sah einem der Kundschafter fest in die Augen. Dieser schüttelte langsam den Kopf. Der Komtur nickte langsam und zog seinen Zweihänder. Fast geräuschlos folgten die Zwerge seinem Beispiel. Muskelstränge so dick wie kleine Baumstämme spannten sich, als die Kriegshämmer in Angriffsposition gehoben wurden.Mit einem Blick über die Schulter vergewisserte sich Rugor der Kampfbereitschaft seiner Männer. Die Eidritter warteten nur noch auf
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