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Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Titel: Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wunder
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weht der Hauch des Krieges durch die Stollen.« Ein Ausspruch der Zwerge, die die kleinen bepelzten Vierbeiner hassten und ihnen ausnahmslos schlechte Eigenschaften zuschrieben.
    Ihren Gedanken nachhängend ging die Dunkle durch die Seitengassen der großen Stadt. Die Gebäude hier waren in einem sehr schlechten Zustand und mehr als einmal nahm sie polternde Geräusche wahr, die sich verdächtig nach einstürzenden Dächern oder umfallenden Mauern anhörten. Nach einer Weile sah sie Mirx auf einem der vielen Schilder sitzen, auf denen Namen standen. Das war die Art der Menschen, sich in ihren eigenen undurchdachten Ansiedlungen zurechtzufinden. Ari lächelte immer wieder darüber. Ihr Volk hatte alle Städte immer gleich angelegt, damit sich jeder überall zurechtfinden konnte und so immer ein Gefühl der Verbundenheit zu spüren war. Ein bitterer Geschmack machte sich in ihrem Mund breit, als sie daran dachte, dass nun all diese Siedlungen verwaist waren und langsam verfielen.
    Sie hielt auf den Falken zu. Bevor sie ihn erreichen konnte, flog er davon und setzte sich auf ein neues Schild. So ging es eine ganze Weile. Die Häuser änderten ihr Erscheinungsbild, sie wurden größer und sauberer. Auch die Umgebung war gepflegter und die Stadtwache zeigte hier in großen Gruppen Präsenz. Ihre Rüstungen waren poliert und machten einen ordentlichen Eindruck. Die Präzision, mit der sie in Formation marschierten, verriet Ari, dass sie auch besser ausgebildet waren als die Truppen im Armenviertel. Doch die Dunkle fühlte sich zunehmend unwohler, denn durch ihre Verkleidung stach sie nun deutlich aus der Menge hervor. Die Bürger hier trugen edle Kleider und Geschmeide. Ihre Stigmata des Bösen stellten sie dekadent zur Schau. Die Mode unterstützte das sogar noch, indem sie verschiedene Stellen am Körper nichtbedeckte. Dort waren dann zusätzliche Augen oder kleine Tentakel zu entdecken, die die Umgebung neugierig absuchten oder wild hin und her peitschten.
    Mirx schien zu bemerken, dass Ari sich unwohl fühlte, und änderte seinen Kurs wieder zurück in die Armenviertel. Mehrere Zyklen vergingen, denn sie mussten den eigentlichen Stadtkern umrunden, bis sie endlich im größten und schmutzigsten Viertel der Unterschicht ankamen. Ein großes Schild prangte dort über einem schmiedeeisernen Tor, auf dem in rostigen Lettern die Worte »Willkommen im Goldenen Hain« zu lesen waren. Hier stank es noch widerlicher und die Leichenhaufen waren größer als irgendwo anders in der Stadt. Die Einwohner waren von Krankheit, Hunger und dem übermäßigen Genuss von Rauschmitteln und Alkohol furchtbar gezeichnet. Doch eines war auffällig: Hier gab es kaum Anzeichen der Seuche und auch Mutationen waren eine Seltenheit. Wahrscheinlich hatten diese Menschen hier andere Probleme, als sich damit zu beschäftigen, wie sie ihren Nachbarn schaden konnten, um ihren »Reichtum« zu mehren. Die Leute hier besaßen nicht einmal genug, um die Zeit von Sonnenaufgang bis Mittag zu planen. Ari lächelte, Konrad hatte gut gewählt. Hier erregten sie sicher kein Aufsehen und keiner stellte unangenehme Fragen. Straßenschilder gab es hier nicht oder nicht mehr, vielleicht dachten die »Herrscher« der Stadt auch, dass diese Menschen gar keine Namen benötigten, da sich sowieso niemand »Wichtiges« für sie interessierte, und so flatterte Mirx ungestört von einem schiefen und löchrigen Dach zum nächsten.
    Im Vergleich zu der Zeit, die Ari damit verbracht hatte, durch die anderen Viertel zu schleichen, war das letzte Stück Weg sehr kurz. In einer dreckigen, kleinen Seitengasse, abseits der Hauptwege, saß der Falke geduldig auf einem Schild, das nur noch an einem Kettenglied hing. Rote Farbe blätterte in großen Fetzen ab, aber man konnte noch mühsam die Worte »Zum Paradies« entziffern. Ari wischte sich übers Gesicht und der Geruch nach Kot, den sie sich ins Gesicht gerieben hatte, wurde nochmal intensiver. Konrad hatte eine Schenke gekauft. »Warum gerade ein Wirtshaus?« Ihre Stirn legte sich ärgerlich in Falten. Das war nicht gerade das, was eine Assassine unter unauffällig verstand. An die Eingangstür war ein Brett genagelt worden, auf dem »Wegen baldigen Tods für immer geschlossen« stand. Das Haus selbst machte einen heruntergekommenen Eindruck. Es war an die vierzig Schritt lang und zwanzig breit. Wie alle Gebäude in der Gasse besaß es zwei Stockwerke. Der Putz war großflächig abgesprungen und Risse zogen sich durch das

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