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Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Titel: Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wunder
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musste ganz nahe an dem dämonischen Krieger vorbei, wenn sie in die Stadt wollte. Als sie auf gleicher Höhe mit ihm war, wurde sie von einem Betrunkenen angerempelt und fiel dem Ritter direkt vor die Füße. Ein bedrohliches Knurren drang zu ihr herab. Sie wagte es nicht, sich zu bewegen, und starrte auf die Stiefel. Rostrot und mit kleinen Stacheln bewehrt; diese Rüstung war schon an sich eine Waffe. An den Stellen, an denen sich die Platten überlappten, sah sie rosafarbenes Fleisch, das darunter hervorlugte. Es war blutig und eitrig.Die Gerüchte entsprachen also der Wahrheit – die Ritter waren mit ihren Rüstungen verwachsen.
    »Nur nicht ablenken lassen«, dachte Ari bei sich. Sie unterdrückte das in ihr keimende Entsetzen. Ein Einfall raste durch ihr Hirn, damit hatte sie sich schon früher einmal retten können. Ein grässlicher Hustenanfall schüttelte ihren Körper und ein unangenehmes Rasseln war zu hören. Das schien den Dämon aber auch nicht davon abzuhalten, nach ihr zu greifen. Im Gegenteil, Laute der Freude drangen aus dem Vollvisierhelm, der mit Stacheln und Hörnern übersät war. Starke, gepanzerte Hände packten sie und rissen sie hoch. Angst keimte in Ari auf. »War es das jetzt?«, schoss es ihr durch den Kopf. Sie war so weit gekommen und ihre Aufgabe war noch nicht einmal im Ansatz erfüllt! Immer höher wurde sie gehoben und sie sah die dämonische Rüstung an ihrem Gesicht vorbeiziehen. Alles stank nach altem Blut, Schweiß und etwas Schwefelartigem. Ari krümmte sich, so gut es ging, zusammen. Ihre Beine waren bereits in der Luft. In wenigen Augenblicken würde der dämonische Ritter ihre wahre Identität entdecken und alles wäre vorbei … Wild entschlossen ballte sie ihre Faust und konzentrierte sich auf ihre versteckte Klinge. Wenn sie schon unterging, dann wollte sie noch so viel Schaden anrichten, wie sie nur konnte. Gespannt und bereit zum Zustoßen wartete sie, bis sie den Helmansatz sehen konnte. Da drangen plötzlich tumultartiger Lärm und Gebrüll der Stadtwache vom Karren herüber, der dort kontrolliert wurde. Die Assassine konnte nichts sehen, fühlte aber, wie sich der Griff lockerte und sie wieder hinabfiel. Hart schlug sie auf dem Boden auf und aus den Augenwinkeln konnte sie erkennen, wie der hünenhafte Ritter einige Männer und Frauen, die sich auf dem Karren befanden, mit mächtigen Hieben seines Streitkolbens eindeckte. Es mussten Schmuggler oder Rebellen sein, die sich unbemerkt Zugang zur Stadt hatten verschaffen wollen. Es war ihr aber egal, sie verlor keinen Augenblick und verschwand in der gaffenden Menge.
    Immer noch gebückt und humpelnd erreichte sie eine Seitengasse. Dort war weniger los und sie konnte wieder zu Atem kommen. Sie nahm sich die Zeit und sah sich ein wenig um. Zu ihrem Erstaunen lief das Leben in der Kaiserstadt erstaunlich ruhig und den Umständen entsprechend normal ab, wenn man von den zahlreichen von der Seuche Gezeichneten absah. Es gab aber durchaus auch Leute, die den Makel der Krankheit nicht aufwiesen. Kaufleute gingen ihren Geschäften nach, Marktschreier boten ihre Waren feil und Kinder spielten auf den Straßen. Das Einzige, was nicht so richtig ins fast schon friedliche Bild passte, waren die Dämonenritter, die als Offiziere für die Patrouillen der Stadtwache dienten. Aber die großen Städte der Menschen waren schon immer nur oberflächlich sauber. Es stank überall entsetzlich unddie Luft war getränkt mit dem Geruch nach Schweiß und Fäulnis. Der Dreck sammelte sich auf den Straßen und bildete dort kleine Haufen, wo ihn das Regenwasser zusammengeschoben hatte.
    Die Häuser an den Hauptstraßen waren ausnahmslos in gutem Zustand, nur hier und da platzte ein bisschen Putz von den Wänden, aber das tat dem gesamten Erscheinungsbild keinen Abbruch. In den Seitenstraßen dagegen sah man das wahre Gesicht der Makropole. Dort lagen Tote offen herum, um die sich nur die Leichenfledderer und Aasfresser kümmerten. Viele waren schon in ein fortgeschrittenes Stadium der Verwesung übergegangen und verströmten einen bestialischen Gestank. Große, fette Ratten huschten von Schatten zu Schatten und quiekten vor Freude, wenn sie den Duft eines neuen Mahls in ihre kleinen Nüstern bekamen. Den sonst üblichen Streit ums Futter konnte Ari bei den Nagern nicht erkennen. Das sprach dafür, dass es genügend Leichen gab, an denen sie sich gütlich tun konnten. Ein altes Sprichwort kam ihr in den Sinn: »Wenn die Ratten fetter werden, dann

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