Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)
versprochen, auf dich aufzupassen. Wenn du beides erledigt hast, treffen wir uns in der alten Ordensfestung, dem Rubinhorst. Dein Falke kennt den Weg noch sehr genau, sag ihm einfach, wohin du willst, er wird dich bringen.«
»Das mache ich. Keine Sorge, ich kann gut auf mich selbst aufpassen und außerdem habe ich Mirx an meiner Seite. Wann soll ich aufbrechen?«
»Sofort!«, entfuhr es dem Baron schärfer, als er es wollte. Die Missionen schienen wichtiger zu sein als alles andere, dachte Ari bei sich. Beide formten das Zeichen des Falken, um sich zu verabschieden. Sie kreuzten dabei dieArme vor der Brust, drückten die Daumen gegeneinander und spreizten die Finger. Sie flüsterten sich Worte des Abschieds zu und die Assassine verließ den Raum, um ihre Habseligkeiten zu packen.
Auf der Turmspitze erwartete Mirx sie bereits und auch Sai war gekommen. Er streichelte den großen Vogel und dieser schien der Berührung nicht abgeneigt zu sein.
»Sai, was machst du hier?«
»So, wie es aussieht, wolltest du dich nicht mal von mir verabschieden.«
Beide standen da, unsicher, schweigend, ahnungsvoll. Schließlich sagte Ari fast tonlos: »Sai, ich habe einen Auftrag erhalten und ich weiß nicht, ob wir uns je wiedersehen werden.«
Der Vampir nahm sie vorsichtig in die Arme und hauchte ihr ins Ohr: »Ich weiß, auch ich habe meine Order bekommen. Mein Regiment rückt aus, um den Elfen beizustehen. Sie werden in ihrem Waldreich von einem großen Heer der Menschen angegriffen. Wir sollen sie unterstützen, den Kessel zu sprengen, und sie danach dazu bewegen, mit uns zum Rubinhorst zu ziehen. Wir brauchen sie dringend. Die Elfen stellen seit jeher die Klingentänzer in unseren Reihen und sind für einen Sieg unabdingbar. Die alte Wehrfeste unseres Ordens befindet sich am Rande der westlichen Wüste. Dort werden wir uns dann wiedersehen. Ich bin mir ganz sicher.« Er nahm ihren Kopf in beide Hände und küsste sie zärtlich. Seine Berührung war kalt, aber was sie vermittelte, war ein Gefühl der Wärme und Geborgenheit. Beide standen noch lange eng umschlungen da und gaben sich gegenseitig Kraft und Verbundenheit.
Mirx scharrte mit den Klauen und drängte zum Aufbruch. Es war höchste Zeit. Mit Ari auf seinem starken Falkenrücken stieg er hoch in die Lüfte und die Enrai blickte ahnungsvoll zurück. Sai stand da und sah ihnen nach. Sie hoffte, dass sie ihn gesund wiedersehen würde.
Festlichkeiten des Wahnsinns
uf Mirx zu fliegen, machte die Reise viel einfacher und kürzer, als Ari es bisher gewohnt war. Sie musste keine Wege mehr suchen und konnte immer direkte Luftlinie nehmen, das sparte enorm an Zeit. Dank dem Falken war Donnerstein nur noch wenige Tagesreisen entfernt. Hätte sie die Straße genommen, wären es Wochen gewesen, da sie die Gebirge und Gewässer hätte umgehen müssen.
Ari blickte über das weite Land. Sie überquerten große Seen, dunkle Wälder und Berge mit schroffen Felsklippen, schwebten lautlos durch enge Schluchten und überflogen Tempel und Schreine der unzähligen Götter Tiros. Es war bereits später Nachmittag, als die Enrai in der Ferne etwas bemerkte. Sie wies Mirx mit sanftem Schenkeldruck an, darauf zuzuhalten, um es sich näher anzusehen. Erst dachte die Dunkle, unter ihr schlängele sich eine große religiöse Prozession dahin, doch dann wurde sie gewahr, dass das, was sie da sah, ein riesiger Heerzug war. Als der Falke tiefer ging, wurden sie ohne Vorwarnung mit zahllosen Pfeilen beschossen. Doch Mirx reagierte augenblicklich und brachte sie mit wenigen Flügelschlägen außer Reichweite der Geschosse. Dass die Soldaten feindlich gesinnt waren, daran bestand nun kein Zweifel mehr, und es war besser, abzudrehen und den Tross zu umfliegen. Der Auftrag durfte nicht gefährdet werden. Mirx brachte sie sicher aus der Gefahrenzone und schwenkte danach wieder in Richtung Donnerstein ein.
Die Luft wurde, je weiter sie nach Norden vordrangen, immer kälter. Es war kurz nach Sonnenuntergang, als Ari beschloss, zu rasten und ein wenig zu schlafen. Bei dem eisigen Flugwind konnte man sich sonst den Tod holen und der war eigentlich erst für jemand anderen vorgesehen. Sie landeten sanft auf einer kleinen Lichtung mit einem Findling in der Mitte, der mit einem kleinen Überhang Schutz bot. Der ideale Platz, um die Nacht zu verbringen. Sogar ein kleines Feuer konnte Ari sich leisten, ohne dass es die ganze Umgebung sah. Die Assassine schickte den Falken los, um zu jagen, dann musste sie sich
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