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Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Titel: Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wunder
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Gräsern und dünner Nebel, der wie ein weißer Schleier zwischen den Bäumen hing, verlieh dem Wald etwas Geheimnisvolles. Ari begrüßte Mirx und packte eilig ihre wenigen Habseligkeiten zusammen. Kurze Zeit später waren die beiden wieder auf dem Weg nach Donnerstein. Zweifel nagte an ihr, ob sie nicht doch versuchen sollte, eine Nachricht an den Baron zu schicken, doch der Einzige, der das bewerkstelligen konnte, war Mirx, und den brauchte sie an ihrer Seite.
    Am Morgen des dritten Tages fiel der erste Schnee und es wurde bitterkalt. Der eisige Wind schnitt ihr ins Gesicht und sie schlang ihren schwarzen Umhang enger um sich, um einigermaßen geschützt zu sein. Die Landschaft wurde weiß und ruhiger. Je näher sie Donnerstein kamen, desto lebloser wurde es. Sogar die Bäume schienen auf eine seltsame Art zu sterben. Selbst die immergrünen Wälder waren nur noch hohle, braune Gerippe. Irgendein schrecklicher Makel musste sich hier ausgebreitet haben. Sie konnte sich schon vorstellen, was das für eine kolossale Blasphemie war, die dieses Sterben verursachte und alles Lebendige in sich aufzusaugen schien. Narronds Einfluss hier war schon stärker, als es der Baron vermutet hatte. Sie hoffte, dass sie nicht zu spät kam und das Schlimmste noch verhindern konnte, indem sie dem dortigen Kult ihren Hohepriester nahm. Sie spornte Mirx an, sich zu beeilen.
    Nach weiteren zwei Tagen tauchte eine Dunstglocke am Horizont auf. Das musste ihr Ziel sein. Sie flogen so nahe an die Stadt heran, wie sie es wagen konnten, und Ari ließ sich außer Sicht der Wachtürme absetzen. Es war besser, ohne Aufmerksamkeit zu erregen die Siedlung zu erkunden, denn schließlich lag die Stärke eines Assassinen darin, unerkannt zu töten und wieder zu verschwinden, ohne dass jemand nur erahnen konnte, wer das Attentat ausgeführt hatte.
    Nahe eines schmalen Waldweges setzte der Falke auf. Durch seine Flügelschläge wurde der feine Pulverschnee mit einem leisen Klirren aufgewirbelt. Endlich konnte sie tun, was ihr die letzten Tage auf der Seele gebrannt hatte: Schnell kritzelte sie eine Nachricht an die Rubinfalken auf einen Fetzen Pergament. Mangels Tinte ritzte sie sich in die Handfläche und formte die Runen mit einem kleinen Stöckchen und ihrem Blut. Sie befestigte die kleine Rolle an der rechten Kralle und gab Mirx den Auftrag, in die Rubinfeste zu fliegen und den Baron zu suchen. Leise krächzte er seine Zustimmung und hob ab. Die Dunkle sah im nach und hoffte, dass dem stolzen Vogel nichts geschah, dann konzentrierte sie sich voll auf ihren Auftrag und näherte sich Donnerstein.
    So tot das Land um die Stadt auch war, hinter den Mauern pulsierte das Leben in schnellem Schlag. Geschäftiges Treiben am Haupttor war aus der Ferne auszumachen. Ein steter Strom aus Wagen, Menschen und Soldaten bewegte sich durch das Tor. Als sie das massige Portal erreichte, fiel ihr auf, dass die meisten Bürger und Soldaten mit Pusteln und Geschwüren übersät waren, dennoch schienen sie keinerlei Schmerzen zu verspüren oder in sonstiger Weise von ihren Leiden beeinflusst zu werden. Seltsam, aber Ari schwante, dass die Seuche Narronds hier nicht nur Einzug gehalten hatte, sondern dass hier eine der Brutstätten war. Dieser Anzbacher musste in diesem Spiel tatsächlich eine wichtige Rolle bekleiden. Die Assassine reihte sich unauffällig in den Strom aus Leibern ein und passierte unerkannt das Stadttor.
    Ari schlenderte durch die Straßen. Die Gebäude machten einen heruntergekommenen Eindruck und in den Augen der Menschen konnte sie erkennen, was sie bereits vermutet hatte: Die Seuche raubte ihren Willen. Die Gesichter waren leer und ausdruckslos. Hier und da erbrachen schwer gezeichnete Menschen einen Strom aus Eiter und schwarzem Blut. Keiner scherte sich darum und die Gepeinigten nahmen danach auch gleich wieder ihre Tätigkeiten auf, als wäre nichts geschehen. Viele schienen der Seuche allerdings nichts entgegensetzen zu können, denn auf den größeren Plätzen brannten überall Scheiterhaufen, die aus Leichen bestanden. Dort wurden die Verendeten den Flammen übergeben. Soldaten wachten darüber, dass die Feuer nicht auf umstehende Gebäude übergriffen. Es war ein seltsames Szenario – innerhalb desabsoluten Chaos herrschte so etwas wie eine Grundordnung, die auch, wenn nötig, mit Waffengewalt durchgesetzt wurde. Mehr als einmal sah sie Gerüstete, die Bürger auf die Straßen zerrten und sie mit einem Schwertstreich töteten. Die Leichen

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