Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)
bereits auf den Mauern und kämpften gegen die Dämonenbrut, die großen Belagerungstürme spien unablässig Massen an Rittern und Soldaten aus. Vereinzelt waren die Zauber der Magier zu erkennen, wie sie aufflackerten und vergingen. Rings um die Kaiserstadt sandten unzählige Katapulte noch immer Felsbrocken und Brandbomben über die Mauern oder versuchten, diese an freien Stellen zum Einsturz zu bringen. Der Baron flog noch etwas höher, um einen besseren Blick hinter die Hügel werfen zu können. Dort warteten mehrere Kavallerieregimenter, die schwer gepanzerten Ritter in der Mitte und leichte Reiterei an den Flanken. Diese waren hauptsächlich mit Bögen bewaffnet, umdem Feind schmerzhafte Nadelstiche zu versetzen und seine Schlachtreihen in Unordnung zu bringen. In einer offenen Feldschlacht gewannen diese Einheiten in der Regel den Kampf fast alleine, aber bei einer Belagerung waren sie nutzlos, solange die Mauern standen und die Tore geschlossen waren.
Aus dem Haufen der Reiter stachen die Elfen heraus. Ihre weißen, schlanken Rösser und die silbernen Rüstungen mit den prächtigen Helmen reflektierten das letzte Tageslicht. Die Sonne ging nun jedoch unter und Schatten breiteten sich aus. Rugor durchzuckte es und er ließ Gor wieder tiefer sinken. Die Zeit für sein Volk war gekommen. Das »Vieh« war schon auf dem Vormarsch zur Mauer. Die Vampirritter selbst waren nirgends zu entdecken. Die Bauern und einfachen Soldaten rückten im Schutze einer Nebelbank vor, die sich langsam über den Hügel schob. Sie war nur so breit wie die Schlachtreihe des »Viehs«. Diese ausgemergelten Gestalten mit ihren einfachen Waffen und Leitern kamen erstaunlich schnell voran und ihr Schutzschild aus weißem Dunst glich sich der Angriffsgeschwindigkeit an. Kurz vor den Außenmauern wurden sie von einem Hagel aus Pfeilen begrüßt, den ihnen die Verteidiger entgegensandten. Wie groß der angerichtete Schaden war, konnte Rugor nicht erkennen, denn der weiße Dunst war nun noch dichter geworden. Der Vampir lachte laut, als er erkannte, welche Taktik seine Gattin gewählt hatte: »Gutes Mädchen, an diesen Schachzug habe ich gar nicht mehr gedacht! Vielleicht bin ich schon zu lange fort von zu Hause.«
Sein Gesicht glich nun mehr einem Raubtier als einem gebildeten Aristokraten, während ihm diese Gedanken durch den Kopf gingen. Er ließ Gor noch tiefer fliegen, damit er das Schauspiel genießen konnte. Der wabernde Nebel stieß nun an die Mauern und kroch förmlich daran hoch. Er hüllte die Verteidiger völlig ein. Die Soldaten, die an den Rändern dieses örtlich begrenzten Phänomens standen, wussten nicht, was um sie herum geschah, und wichen vor der weißen Wand zurück. Währenddessen legten die Knechte der Vampiraristokraten die Leitern an die Mauern und kletterten daran hoch. Die Ritter der Verteidiger und die Dämonen warteten geifernd und brüllend auf die ersten Angreifer, die an den Zinnen auftauchten. Doch bevor Anzbachers Brut diese attackieren konnten, schälten sich schwarz gerüstete Gestalten aus dem Dunst und schlugen und hackten sich durch die Reihen der überraschten Verteidiger. Dort, wo der Widerstand zu groß wurde, lösten sich die Vampirritter wieder in Nebel auf, sodass Waffen und Krallen einfach durch sie hindurchfuhren, ohne Schaden anzurichten.
Eine ganze Weile sah sich Rugor an, wie sein Volk die Mauern nahm. Gor ruckte ohne Vorwarnung nach links, beinahe wäre der Baron in die Tiefe gestürzt. Augenblicke später flog ein großes brennendes Geschoss so nahe an den beiden vorbei, dass sie die sengende Hitze spüren konnten. Das riss Rugoraus seinen Beobachtungen, er mahnte sich zur Vorsicht. Die Magier auf dem Boden übermittelten ihm die Lage und er stellte zufrieden fest, dass alles nach Plan lief. Wenn die Götter ihnen weiter so gewogen waren, fiel die Kaiserstadt in weniger als einem Tag. Die Mauern waren an mehreren Stellen genommen worden und zwei der Haupttore standen kurz vor dem Fall. Er wies die Magier an, die schwere Kavallerie an die geschwächten Tore zu verlegen und in die Stadt einzufallen, wenn die Portale dem Druck nachgaben. Nur eines machte ihm Sorgen: Bisher hatte er keine Nachrichten über die Orks, die zusammen mit den sechs Frostelfen eine Festung am »Großen Braunen« nehmen sollten, bekommen. Dort stand ein großes Regiment Rubinfalken bereit, in die Stadt einzufallen. Rugor lenkte seinen Kriegsfalken in die Nähe der oberen Flussbastion, um sich zu überzeugen, dass
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