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Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Titel: Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wunder
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aus altem Schweiß umgab ihn. »Ihr müsst wissen, er vertritt die Ansicht, dass nur die Starken überleben und die Schwachen auf der Strecke bleiben. Diese Individuen sind nur dazu da, dem Adel zu dienen und sich für ihn tot zu schuften. Die Adeligen nehmen alles und leben in Saus und Braus. Sie holen sich die stärksten Söhne der Armen und zwingen sie in ihre zwielichtigen Garden. Die schönsten Töchter und Frauen werden in die Burg verschleppt, um dort diesem Abschaum ihre perversen Wünsche zu erfüllen. Viele sterben bei dieser Art des … Zeitvertreibs, wie es diese ›hohen‹ Herrschaften nennen.« Dem Wirt kullerte eine Träne über seine Wange. Im Schmutz hinterließ sie eine sichtbare Spur. Er fing sich jedoch schnell wieder und hob mit lauterer Stimme an: »So, meine hohe Dame, ich werde Ihnen nun Ihre Kammer zeigen.« Er schob sich an ihr vorbei und humpelte zu der Treppe neben dem Tresen.
    Im oberen Stockwerk angekommen, veränderte sich sein Verhalten und erließ seine Maske fallen. »Ihr seid gekommen, um dieses Schwein Anzbacher zu töten?«
    Aris Augen verengten sich und ihre Linke wanderte zu Frostbeißer im Rückenfutteral. Sie witterte eine Falle. »Was bringt Euch zu dieser Annahme, guter Mann?« Ihre Stimme war so kalt, dass sie durch die abgestandene Luft schnitt.
    »Ihr seid eine Dunkle. Eine Assassine, nehme ich an.«
    »Was bringt Euch auf diesen abwegigen Gedanken? Ich bin hier, um Geschäfte zu erledigen.«
    Ohne ein weiteres Wort ging der Wirt weiter und für einen kurzen Moment dachte Ari, dass sie Enttäuschung im Gesicht des Mannes gesehen hatte.
    Sie erreichten das kleine, schäbige Zimmer mit Blick auf die Straße und betraten das stinkende Loch. Ein schmutziges Bett, ein wackliger Tisch und ein kleiner Schemel waren alles, was die Kammer bot. Hier und da huschten kleinere Insekten zurück ins Dunkel und der Unrat von den vielen Vorgängern sammelte sich in den Ecken. Das Bettzeug konnte man in eine Ecke stellen, so dreckig war es. Als der verschwitzte Herbergsbesitzer die Tür geschlossen hatte, watschelte er zu dem Stuhl und ließ sich ächzend auf ihm nieder. Er sah mit seinem blutverschmierten Gesicht erbärmlich aus. Seine Schultern hingen und Tränen sammelten sich in seinen Augen. Er seufzte, richtete seinen Blick auf die, von der er annahm, sie wäre eine Assassine, und setzte alles auf eine Karte. »Meine Frau, müsst Ihr wissen, war eine Elfe.«
    Diese Worte trafen Ari wie der Schlag eines Kriegshammers. Im ersten Moment wusste sie nicht, ob es ein übler Scherz war oder ob sie in die Irre geführt werden sollte. Mit jedem Augenblick wuchsen ihre Anspannung und Wachsamkeit. Es war kaum zu glauben, dass dieser Mann eine Elfe zur Frau gehabt haben sollte. Eine Angehörige des Volkes, das die Schönheit und die Kunst über alles andere stellte und von allen den ausgeprägtesten Sinn für Ästhetik hatte.
    »Ich weiß, ich sehe nicht so aus, als ob ich einer Frau des schönen Volkes erfolgreich den Hof machen könnte, aber auch in meinem Leben gab es einmal andere Zeiten … vor Anzbacher. Er kam in unser schönes Donnerstein und eröffnete ein Kontor. Kurze Zeit später veränderten sich die Leute. Die, die für ihn arbeiteten, versuchten alles, um andere bewusst zu übervorteilen, aber sein Geschäft wuchs und wuchs und schließlich gibt der Erfolg immer recht und legitimiert alles. So jedenfalls denken diese Leute und deshalb unternahm niemand etwas gegen seine Betrügereien.« Er lachte verächtlich, spielte mit seinen Wurstfingern und starrte betreten zu Boden. »Alle ließen sich von ihm und seinesgleichen anstecken. Korruption war an der Tagesordnung und von nun an regierte nicht der Fürst über Donnerstein, sondern die Gier. DieKaufleute in seinen Diensten wurden immer maßloser, die Feste immer ausschweifender … das Volk des Nordens jedoch immer ärmer und hungriger. Dann kam die Seuche. Die guten Menschen wie die Priester und die Ordensritter vom weißen Berglöwen wurden innerhalb einer Woche alle ausradiert. Es ist eine seltsame, schleichende Krankheit. Sie scheint die guten und ehrbaren Menschen schnell zu töten und die, die einen verdorbenen Charakter besitzen, werden belohnt. Es gelingt ihnen alles und sie mutieren förmlich zu etwas Neuem, Stärkerem, aber zugleich auch widernatürlich Abschreckendem. Als dann die Orgien der Lust und Gewalt ihren vorläufigen Höhepunkt erreichten, ließ Anzbacher alle schönen Frauen und Mädchen auf seine Burg bringen.

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