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Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Titel: Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wunder
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Der Fürst war inzwischen auch der Seuche erlegen und per Edikt wurde Anzbacher vom Kaiser zum Schirmherrn über diese Region bestellt. Meine Frau und meine Tochter hat er entführen lassen.«
    Ein trauriges Zucken war um seine wulstigen Lippen und er bedeckte sein Gesicht mit einer seiner großen Hände.
    »Sie hat sich gewehrt, wie nur Elfen es vermögen, und tötete eigenhändig drei Gardisten, aber es half nichts, sie wurde überwältigt und verschleppt. Ich war zu dieser Zeit auf einer Reise, um Vorräte für das Gasthaus zu kaufen, und erfuhr erst bei meiner Rückkehr von der Entführung. Zu dieser Zeit war ich auch noch nicht so aufgedunsen wie heute, fühlte mich stark und dachte, ich könnte das schon schaffen. Ich wollte meine beiden Liebsten aus den Händen dieses Monsters befreien. Mein Vater war Diener beim Fürsten und Knecht bei den Ordensrittern gewesen. Er hatte mir von einem Fluchttunnel erzählt, den er zufällig entdeckt hatte, und so konnte ich mich in der Burg bis nahe an den Bankettsaal schleichen. Von einem Balkon aus musste ich dann die Gräueltaten ansehen, die sie an den Frauen und Mädchen verübten. Es war die reinste Massenvergewaltigung. Wie Tiere fiel die ›gesellschaftliche Elite‹ über die Wehrlosen her, sie fesselten sie und nahmen sie so brutal und so oft sie es wollten. Viele starben bei dem, was ihnen angetan wurde. Auch meine Tochter war unter denen, die das grausame Ende nicht miterleben mussten. Als sie fertig waren, wurden die Überlebenden auf Räder geflochten und auf die Tische gelegt. Ein Akolyth des Narrond erschien und es wurde eine große Opferzeremonie abgehalten. Die Frauen wurden bei lebendigem Leib gehäutet und ausgeweidet. Aus ihren Innereien las der Diener Narronds dann Anzbachers große Zukunft heraus. Das Blut der Gepeinigten wurde in großen Eimern gesammelt und von den ›Auserwählten‹ getrunken. Nach dem Schlachtfest wurden alle Leichen in den Hof gebracht und mit magischem Feuer verbrannt. – Seit dem Tage war ich nicht mehr derselbe, mein Lebenswille ist erloschen, aber ich muss viel Schlechtes in mir haben, denn schließlich bringt mich die Seuche nicht um.« Seine Stimme erstarb. Der Wirt bebtevor Wut und innerlichem Schmerz. Von seiner Geschichte aufgewühlt, sprang er plötzlich auf.
    Ari brachte sofort einige Schritte zwischen sich und den Herbergsbesitzer. Ihre beiden Dolche blitzten in den Händen. Aber das Häuflein Elend rannte nur zum Fenster, um sich aus diesem zu übergeben. Ari steckte ihre Waffen wieder weg und verharrte mitten im Raum. Noch traute sie dem Wirt nicht über den Weg und sie beschloss, den Augenblick seiner Aufgewühltheit zu nutzen. »Das ist eine schreckliche Geschichte. – Wieso denkt Ihr, dass ich eine Assassine sei?«
    Der dicke Mann drehte sich um, er war vor Anstrengung schweißgebadet. In einem Auge konnte Ari eine geplatzte Ader entdecken, die den äußeren Winkel rot einfärbte. »Nun, durch meine Frau weiß ich, wie man eine Enrai erkennt, wenn sie vor einem steht. Ich weiß auch, dass Euer Volk von Narronds Anhängern ausgelöscht wurde, aber es wird gemunkelt, dass noch einige überlebt haben, die sich nun mit ihren meisterlichen Künsten, unentdeckt Leben zu nehmen, ihren Unterhalt verdienen. Außerdem tragt Ihr keine Anzeichen der Seuche, was Ihr, so glaube ich, dem Umstand zu verdanken habt, dass Ihr eine natürliche Abwehr gegen jede Art von Krankheit und Magie habt. Zu lange seid Ihr nun in diesem Land unterwegs, um Euch nicht mit der Krankheit infiziert zu haben. Und letztendlich habt Ihr Euch gerade mit Euren Waffen verraten, als ich zum Fenster stürzte. Die typischen Waffen eines Assassinen. Ach, und wenn wir schon dabei sind, Dinge zu offenbaren: Mein Name ist Wolfgar.«
    »Ari … Ari Schattenherz. So werde ich bei euch Menschen genannt.« Sie wusste nicht so recht, ob sie ihm vertrauen konnte, schließlich waren die Diener Narronds nicht nur korrupt, sondern auch verschlagen und immer auf ihren eigenen Vorteil bedacht.
    Der Wirt schien das zu bemerken, lächelte sie an und bewegte sich auf die Tür zu. »Ihr wollt Euch sicher ausruhen. Ich werde nun gehen; wenn Ihr mich braucht, ich bin unten.« Mit diesen Worten verließ er den Raum. Seine schweren Schritte verrieten, dass er die Treppe nach unten nahm. Ari legte sich aufs Bett und überlegte, was sie als Nächstes tun sollte. Erst jetzt merkte sie, wie müde sie eigentlich war, und schlief vor Erschöpfung ein, obwohl sich ihr letzter Gedanke

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