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Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Titel: Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wunder
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Kämpfe.
    Rugor musste sofort handeln oder alles war verloren. Er legte sich tief über Gors Hals und flüsterte ihm zu: »Flieg wie der Wind, mein alter Freund, oder wir sind heute Abend alle in der anderen Welt.« Der Falke stieß einen wütenden Schrei aus und ging in den Sturzflug über. Dicht über den ersten Gebäuden nutzte er den Schwung, um durch die Gassen zu rasen. Rugor schrie den Männern und Frauen Kommandos entgegen: »Gebt die Stellung auf und zieht euch in den zweiten Ring zurück! Zerstört die Kriegsmaschinen! Nichts darf für sie übrig bleiben!« Dieser Ruf wurde von den Verteidigern aufgenommen und schallte bald durch die ganze Festung. Der Orden zog sich schnell, aber dennoch nicht kopflos in den zweiten Ring zurück. Verschiedene versprengte Gruppen versuchten, an Engstellen den Gegner möglichst lange aufzuhalten, um ihren Ordensgeschwistern die benötigte Zeit zu erkaufen.
    Gor zuckte zusammen und stieß einen klagenden Laut aus. Er änderte selbstständig die Richtung und hielt auf die Mauer des zweiten Rings zu. Dort landete er und Rugor rutschte von seinem Rücken. »Was hast du? Wir müssen jetzt bei den Männern sein, sie brauchen uns!«, wetterte der Baron.
    Der Falke taumelte und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Aus seiner linken Flanke ragten drei Armbrustbolzen. Als Rugor das sah, erstarrte er. Sein Gefährte war schwer verwundet, er musste sofort in seine Sphäre zurückkehren, wenn er eine Chance auf Heilung haben wollte. Der Vampir strich ihm vorsichtig über die Flaumfedern am Kopf und flüsterte ihm besorgt zu: »Kehre heim, mein Freund. Du hast für heute deinen Dienst erfüllt.« Rugor spürte, dass Gor ihn jetzt nicht alleine lassen wollte, ein schwacher, aber widerspenstiger Laut drang aus der Kehle des stolzen Vogels. Rugor lächelte ihn müde an. »Du musst gehen, ich brauche dich doch später, wenn wir den Gegenangriff starten. Nur an deiner Seite kann ich die Festung zurückerobern. Geh jetzt – bitte.« Der Falke taumelte noch einmal zur Seite, dann verschwamm seine Gestalt und der Armreif fiel klirrend zu Boden. Rugor hob das Kleinod auf und verstaute es in seiner Wamstasche. Mit raumgreifenden Schritten eilte er zur Mauer, um den Rückzug und eine neue Verteidigung zu organisieren.
    Am Horizont tauchten die restlichen Falkenreiter auf, die die Verfolgung der Lindwürmer abgebrochen hatten. Sofort stürzten sie sich in den Kampf und deckten den Rückzug ihrer Kameraden. Ein Vogel löste sich aus der Formation und hielt auf Rugor zu. Es war Ithtar. Er landete genau neben dem Baron und schickte seinen Falken ebenfalls fort. »Was ist geschehen, Herr?« Mit weit aufgerissenen Augen starrte er seinen Komtur an. Auch er hatte Blessuren davongetragen und seine Rüstung war an der Schulter blutverschmiert.
    Rugor legte die Hände auf die dicke Mauer und sah den Kriegern Narronds zu, wie sie durch das Tor strömten. Sie heulten, kreischten und schwangen ihre Waffen. Die Bogenschützen auf dem zweiten Ring schickten Pfeilsalve um Pfeilsalve den Eindringlingen entgegen, aber für jeden, den sie in den Staub schickten, kamen zwei weitere durch das zerstörte Tor. Rugor starrte weiter auf die Szenerie, während er Ithtar gestand: »Wir wurden übertölpelt. Wie die Anfänger haben wir uns vorführen lassen. Ich hoffe nur, dass sie nicht so schnell vorrücken, dass wir den zweiten Ring auch noch aufgeben müssen. Bring in Erfahrung, wie viele den Rückzug geschafft haben, und dann lass die Tore schließen. Alle, die es bis jetzt nicht geschafft haben, müssen wir aufgeben. Es geht nicht anders, oder wir werden alle einen grausamen Tod sterben, aber verlass dich darauf, wir werden jeden, der dort draußen sein Leben verliert, zehnfach rächen. Schick Meldegänger zu mir, ich habe einen Auftrag für sie.«
    Der Hauptmann der Leibgarde verbeugte sich knapp und eilte davon. Rugor sah nun alt und ausgelaugt aus. Er hob den Bogen eines Gefallenen auf, legte einen Pfeil auf die Sehne und schickte ihn die Mauer hinab. Er durchschlug den Helm eines dämonisch aussehenden Ritters, der wie ein gefällter Baum nachhinten umkippte. Dies wiederholte er noch etliche Male, bis die Meldeläufer bei ihm eintrafen, abgekämpfte, mit Blut und Dreck verkrustete Krieger; er konnte die Angst in ihren Augen sehen. Langsam ließ er den Bogen sinken und wandte sich an sie. »Ich gebe euch nun einen Auftrag, den ihr auf jeden Fall ausführen müsst. Werdet ihr verwundet, gebt den Befehl weiter,

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