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Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Titel: Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wunder
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mehr hinzu. Der Baron schritt durch die Reihen. Der Gestank und das Stöhnen waren unerträglich. Priesteranwärter schafften die Verstorbenen weg und legten sie auf einen großen Haufen, um sie in der nächsten Nacht zu verbrennen. Das musste getan werden, um Seuchen, die ihre Heimat in der Schlacht hatten, vorzubeugen und fernzuhalten.
    Der Vampir blieb vor einer jungen Soldatin stehen, die nur noch Stümpfe statt ihrer Gliedmaßen hatte. Arme und Beine hatte sie in der Schlacht verloren. Sie blickte ihn an. In ihrem Blick war kein Vorwurf oder Schmerz. Vielleicht lag das auch an den berauschenden Kräutern, die man den Verletzten gab, damit sie ihren Zustand einigermaßen ertrugen. Ihr Blick war jedoch klar und nicht fiebrig wie bei den meisten anderen. Sie blickte zu ihm hoch und sprach ihn leise an, vom Schmerz belegt, aber gut vernehmbar. »Mein Komtur, Soldatin Emilia, Wache des Westtors«, kam die Meldung klar und deutlich.
    Rugor kniete sich hin und näherte sich ihrem Gesicht. »Ja, Soldatin Emilia von der Westtorwache. Was kann ich für dich tun?« Er sprach leise und mit weicher Stimme.
    »Mein Herr, haben wir gesiegt, oder wurden wir überrannt?« Sie verdrehte kurz die Augen und schluckte trocken. »Ich muss es wissen. Ist das Tor während meiner Wache gefallen? Habt Ihr es wieder verriegeln können?«
    Der Baron dachte kurz nach und antwortete ihr dann in dezentem militärischem Tonfall: »Tor geschlossen. Alles ist so, wie es sein soll, dank der Wache des Westtors.« Es war nicht Rugors Art, zu lügen, aber hier konnte er wohl eine Ausnahme machen.
    Die Soldatin bäumte sich zu ihm auf. Er legte einen Arm um sie und stützte ihren Kopf, dann begann sie zu sprechen. »Es ist gut zu wissen, dass das Tor wieder geschlossen ist. Ehrlich gesagt, war ich nicht überzeugt von Eurem Befehl, das Tor zu öffnen und einen Gegenangriff auszuführen. Aber wenn wir gewonnen haben und das Tor wieder verschlossen ist, dann war es gut, das zu tun.«
    Die Augen des Vampirs verengten sich zu schmalen Schlitzen und er brachte sein Gesicht ganz nahe an ihres. Sie hatte die Augen bereits wieder geschlossen. »Soldatin Emilia«, sprach er sie knapp an und schroffer, als er es eigentlich wollte. »Wer hat meinen Befehl überbracht, das Tor zu öffnen?«
    Die Verwundete öffnete ihre schwer gewordenen Lider. »Ein Magier, EuerAdjutant, war es. Es kam uns etwas seltsam vor, dass Ihr einen Feuermagier als Euren Vertrauten erwähltet, denn sie sind ja nicht gerade die Umgänglichsten.« Sie versuchte zu lachen, aber durch den Schleim in ihrer Lunge brachte sie nur ein Rasseln hervor. »Wir haben doch unsere Sache gut gemacht, oder?«
    »Ja, das habt ihr«, sagte der Komtur zu Emilia, aber sie konnte ihn schon nicht mehr hören; sie war bereits gegangen. Rugor drückte ihr sanft die Augen zu und erhob sich. Zorn flammte in ihm auf. Sie waren verraten worden! Das alles hätte verhindert werden können! – Er verließ den Verbandsplatz und schickte Melder zu seinen Generälen, sie sollten sich unverzüglich in seinem Turmzimmer zur Lagebesprechung melden, und er musste Ithtar finden, er hatte einen Spezialauftrag für ihn.
    Mit einer Bewegung seines Armes räumte Rugor seinen Tisch frei. Staub wirbelte durch die Luft, der durch die Strahlen der aufgehenden Sonne sichtbar wurde. Es sah aus, als ob kleine Feen im Licht tanzten. Er betrachtete das Schauspiel noch eine Weile und gleichzeitig bemerkte er, wie der heraufziehende Tag seine Fähigkeiten als Vampir schlafen legte. Er fühlte sich schwach und verletzlich und wieder trieben seine Gedanken zu der tapferen Emilia. Nicht nur sie, sondern auch viele andere hatten sterben müssen, weil ein Verräter seinen Eid nicht erfüllte! Dass ein Angehöriger des Ordens ein doppeltes Spiel trieb, schmerzte ihn sehr. Er ging auf den Balkon und blinzelte in die Sonne. Er musste sehr vorsichtig sein, denn wie bei den hellhäutigen Sterblichen konnte auch er sich eine Verbrennung der Haut zuziehen, die aber bei ihm wesentlich schlechter verheilte.
    Es klopfte und Rugor gestattete einzutreten. Herein kamen seine Generäle, vier an der Zahl, und Ithar, der Hauptmann seiner Leibwache. Jeder befehligte eine Legion. Sie stellten sich der Reihe nach auf und verbeugten sich tief. Da waren Goliath und Reichenberg, zwei Menschen, Latariel, eine Elfe, und Gromlin, dem Geschlecht der Zwerge entstammend. Der Zwergengeneral strich sich durch den mit Blut verkrusteten Bart und suchte nach etwas im Zimmer,

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