Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)
dass ein anderer ihn erfüllen kann. Es ist wichtig, dass ihr schnell handelt. – Eilt den Ring entlang und weist alle Katapulte und Trebuchets an, alles jenseits der zweiten Mauer unter Beschuss zu nehmen, bis eine andere Order von mir persönlich erteilt wird oder die Steine ausgehen. Und jetzt los, die Zeit drängt!« Die Meldegänger formten das Zeichen des Falken und jagten in alle Richtungen davon. Der Baron wandte sich wieder dem Geschehen unter ihm zu und feuerte seine Männer und Frauen an, Stand zu halten und den Mut nicht sinken zu lassen.
Er schoss einen Pfeil nach dem anderen ab und jeder war ein Treffer. Neben dem Tor fiel ihm in dem Getümmel eine Gestalt ins Auge, die Befehle erteilte und die Männer mit Hieben einer großen Axt antrieb, noch schneller durch die Bresche zu stürmen. Er erkannte auch mehrere Meldegänger um sie herum. Das musste einer der feindlichen Kommandanten sein. Er wurde gut abgeschirmt. Drei riesige Krieger, die in pechschwarze, stachelbesetzte Rüstungen gehüllt waren, hielten ihre Schilde vor ihn, während er weiter wild gestikulierte und brüllte. Ab und zu verschwand ein Melder und ein neuer kam hinzu, der ihm etwas zurief. Manchen streckte er mit einem Schlag seines Panzerhandschuhs nieder, während er anderen auf die Schulter klopfte.
Da Rugor die Menschen kannte und wusste, dass sie ohne ihre Führer nicht im Stande waren, die Disziplin aufrecht zu erhalten, musste dieser General fallen. Seelenruhig suchte er einen Pfeil aus dem großen Köcher neben sich. Er ließ sich Zeit, den richtigen zu wählen. Die Federn mussten perfekt und symmetrisch sein. Endlich zog er einen heraus. Der Schaft war glatt und kerzengerade. Dieser musste es sein! Bedächtig hielt er die Spitze in das magische Kohlenbecken, bis sie rot glühte, dann legte er ihn sorgfältig auf die Sehne und konzentrierte sich. Er spannte den Bogen mit all seiner Kraft. Das Ächzen der Sehne und des edlen Holzes war zu hören. Er zielte ein wenig über den Kopf des Kommandanten und stellte sich die Flugbahn des Pfeiles vor. Seine Konzentration war auf dem Höhepunkt, nicht einmal die tobende Schlacht hörte er noch. Er spürte den Wind auf seiner rechten Wange und korrigierte seine Haltung dementsprechend. Der Baron sah, wie sich Melder an den drei Schildträgern vorbeidrängten. Eine Lücke war entstanden. – Der Pfeil schnellte von der Sehne. Er zog einen roten Schweif hinter sich her und raste auf sein Opfer zu. Rugor wagte es nicht, sich zu bewegen. Er sah, wie das Geschoss die Leibwächter passierte und genau in die Mitte der Brustpanzerung seines Ziels einschlug. Jeder normale Pfeil wäre daran abgeprallt oder zerbrochen,aber nicht dieser! Funken stoben nach allen Seiten und ein Ruck lief durch den Körper des feindlichen Kommandanten. Er fasste sich an die Stelle, an der das Geschoss eingedrungen war, aber da war nichts, nur ein kleines Loch … Als er sich verwundert umdrehte, sah der General einen toten Melder zu seinen Füßen liegen. Aus seinem Bauch ragte ein dampfender Pfeil.
Rugor beobachtete, wie der Kommandant sich nach allen Seiten wandte, dann kippte er nach vorne und fiel krachend auf den Leichnam seines Untergebenen. Die Leibwache stürzte zu ihm, aber es war zu spät – er war tot.
Der Komtur entspannte sich und ließ den Bogen sinken. Der Lärm der Schlacht drang wieder an seine Ohren, aber da war noch ein anderes Geräusch, ein Jaulen und Pfeifen. Augenblicke später verwandelte sich der Bereich um den ersten Ring in eine Hölle aus Feuer und Steinsplittern. Die Katapulte und Trebuchets ließen ihre tödlichen Geschosse auf die Angreifer niederregnen. Das alchemistische Feuer verwandelte Hunderte der feindlichen Soldaten in lebende Fackeln. Dort, wo die großen Steine einschlugen, wurden Dutzende von den Splittern einfach zerfetzt. Die dickste Rüstung konnte diesem Sturm der Zerstörung nicht standhalten. Gebäude wurden mit nur einem Treffer in Ruinen verwandelt. Das wütende Kreischen der Anhänger Narronds verwandelte sich in Panik und Entsetzen. Der Angriff geriet endlich ins Stocken.
Ithtar kam zurück und gesellte sich an die Seite Rugors, auch er schoss nun mit einem Bogen auf die Angreifer. Zwischen zwei Pfeilen erstattete er dem Baron Bericht über die Lage. »Die Tore sind geschlossen. Wir haben schwere Verluste an allen Fronten, aber wir halten uns. Die Steine für die Trebuchets werden knapp. Wir können den Beschuss nur noch für kurze Zeit aufrechterhalten, dann
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