Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)
Werkzeug ihrer Rache in ihren Händen! Mit einem Schlag konnte sie die Menschheit auslöschen – die Mörder ihres Volkes. Der Kampf der anderen Völker gegen die Drachen konnte verlustreich sein, aber sicher erreichte er nicht die Ausmaße, wie wenn ganz Tiro von den Menschen verbrannt wurde. Doch sprach Mandrax nicht von Gerechtigkeit? Aris Wegwäre also der Bessere, obwohl sie ihn noch nicht kannte und der Altehrwürdige ihn nicht erklärte? Wie konnte sie einen der Wege wählen, wenn sie doch nichts Genaueres wusste? Die Assassine fühlte sich überfordert und von der ungeheuren Last, die diese Entscheidung mit sich brachte, erdrückt. Sie stammelte ihre vorläufige Antwort gedankenverloren vor sich hin. »Mandrax, ich möchte … erst gründlich darüber nachdenken.«
Auch Mandrax bediente sich nun seiner realen Stimme. Sie war warm und herzlich, erinnerte aber auch an ein Reibeisen. »Deine erste weise Entscheidung hast du bereits getroffen.« Mit diesen Worten wandte sich der Drache um und glitt, ohne einen Laut zu verursachen, wieder in das Dunkel hinab, aus dem er gekommen war. Noch eine ganze Weile stand Ari benommen da und starrte in die Schwärze des Abgrunds. Sie seufzte tief und fuhr sich mit den Händen über ihr Gesicht. Es wurde Zeit, zu ihren Freunden zurückzukehren.
Die Dunkle betrat den Felsendom. Tief in Gedanken versunken fiel ihr anfangs gar nicht auf, dass der Staub der Jahrhunderte verschwunden war und die Halle in altem Glanz erstrahlte. Möbelstücke standen wieder an ihrem ursprünglichen Ort, in den großen Kaminen prasselten Feuer und die Standarten und Wandteppiche leuchteten in intensiven Farben, als ob sie gerade erst aufgehängt worden wären. Kristalle an den Decken und wohlig prasselnde Kohlebecken spendeten ein angenehmes und warmes Licht. Das Einzige, was noch an den vorherigen Zustand erinnerte, waren die Statuen der Soldaten und Offiziere, die immer noch an ihrem ursprünglichen Ort standen.
Als die Freunde Ari bemerkten, umringten sie sie freudestrahlend. Sai umarmte die Dunkle. Wolfgar sah, dass Ari schweigsam blieb und der Schatten auf ihrem Gemüt nicht weichen wollte. Auf seine Frage, was los sei, zwang sich die Assassine zu einem Lächeln und schüttelte den Kopf. »Es ist nichts. Ich bin nur müde.«
Wolfgar lächelte und gab ihr einen Klaps auf die Schulter. »Dann schlaf dich richtig aus. Wir schaukeln das Kind hier schon.« Er drehte sich um und ging zu Yasden. Beide fingen sofort ein Streitgespräch über die Vorzüge des Kriegshammers gegenüber dem Schwert an.
Sai kniff die Augen zusammen und musterte seine Geliebte eindringlich. Ari jedoch sah zu Eriel, der neben Argo stand. Die beiden Magier nickten ihr kurz zu. In Argos Augen erkannte Ari, dass dieser wusste, was sie bedrückte. Er ließ Eriel stehen, kam herüber und wandte sich an Sai. »Wärst du wohl so nett, uns zu entschuldigen? Deine Gefährtin benötigt Ruhe, ich werde ihr einen Platz zeigen, an dem sie sich ungestört ausruhen kann.«
Der Vampir schien zuerst nicht zu verstehen, aber nach einem entschlossenenBlick des Erzmagiers, der keinen Widerspruch duldete, nickte er schließlich kurz und begab sich zu Eriel. Sie begannen ein oberflächliches Gespräch, doch aus den Augenwinkeln konnte Ari erkennen, dass Sai Argo nicht unbeobachtet ließ. Es berührte ihr Herz, wie der einstige Drakter sich um sie sorgte.
Argo berührte die Dunkle sanft an ihrem Ellbogen und zeigte mit der anderen Hand auf einen der Ausgänge. Die Enrai verstand die Aufforderung, beide verließen langsam die große Halle. Erst jetzt fiel Ari auf, dass der Felsendom wiederhergestellt war. Sie wandte sich an Argo, dieser ging mit nachdenklicher Miene und auf dem Rücken verschränkten Armen neben ihr her. »Ist das Euer Verdienst?«, fragte sie, um das eisige Schweigen zu brechen. Argo nickte nur kurz und ging weiter. »Es ist wirklich sehr gelungen …, aber sicher wisst Ihr, was mir auf der Seele brennt?« Wieder nickte Argo. Beide verließen die Halle und betraten den Burghof, durch den die Gefährten anfangs gekommen waren. »Nun, da es recht schwer ist, mit Euch ein Gespräch zu beginnen, werde ich Euch eben direkt fragen und auf eine Antwort hoffen.« Aris Blick schwankte zwischen Trotz und Zorn. Argo jedoch grinste und sah sie freundlich an. In seinen Augen konnte sie lesen, dass er einverstanden war, und sie glaubte auch, ein kleines bisschen Neugier aufblitzen zu sehen. Sie sprach also weiter: »Mandrax erwähnte,
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