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Assassino

Assassino

Titel: Assassino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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spielen!«
    »Wenn ich das gewollt hätte, dann hätte ich es auch getan«, sagte Ilyas auf Englisch.
    Kati und Chris fuhren herum. »Du sprichst unsere Sprache?«, fragte sie. »Warum hast du das nicht eher gesagt?« Doch dann fiel ihr ein, dass sie ihn von Anfang an auf Farsi angesprochen hatte. »Wo hast du Englisch gelernt?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Unsinn«, brummte Chris, während er den Wagen aus der Parklücke manövrierte.
    »Nennst du mich einen Lügner?« Ilyas beugte sich leicht vor.
    »Kommt jetzt wieder diese Messernummer?« Chris hatte sich von dem Schreck vorhin offenbar erholt. »Du kannst nicht immer mit einer Waffe auf jemanden losgehen, wenn dir nicht gefällt, was er sagt. Dafür haben wir ein paar Tausend Jahre Zivilisation gebraucht, die an dir scheinbar wirkungslos vorbeigegangen sind.«
    Bevor die Lage weiter eskalieren konnte, schritt Kati ein. »Aber irgendwer muss dir doch die Sprache beigebracht haben?«
    »Wahrscheinlich.« Ilyas ließ sich wieder zurückfallen. »Ich kann mich daran nur nicht erinnern.«
    »Du weißt auch nicht, wie du hierhingekommen bist, oder?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Meine Erinnerung beginnt kurz vor dem Moment, als du von den drei Männern überfallen wurdest.« Er sagte das ganz gelassen, so als würde es ihn überhaupt nicht beunruhigen.
    »Vielleicht hat er bei einem seiner Kämpfe einen Schlag auf den Kopf gekriegt und leidet seitdem unter Gedächtnisverlust«, mutmaßte Chris. »Wer so schnell zum Messer greift, fordert das ja geradezu heraus.«
    »Das glaube ich nicht.« Hinter der Sache steckte mehr, dessen war sich Kati sicher. Alles an Ilyas war rätselhaft. Seine Kleidung, sein Verhalten, seine Sprache und vor allem seine Augen. Und jetzt behauptete er, das Gedächtnis verloren zu haben. Irgendwie kam ihr das gar nicht so unwahrscheinlichvor. Doch bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, klingelte ihr Smartphone. Es war Seamus.
    »Du bist eine gefährliche Freundin«, sagte er ohne Vorrede. »Kaum kennt man dich, muss man auch schon als Bürge für einen Straftäter einspringen.«
    »Danke, dass du das für mich gemacht hast«, erwiderte sie.
    »Kannst du dir vorstellen, dass ich neugierig bin? Du scheinst in den paar Stunden seit unserem Treffen ja eine Menge erlebt zu haben. Und ich möchte den Kerl gerne mal kennenlernen, für den ich meinen guten Ruf aufs Spiel setze.«
    »Wir fahren gerade nach Hause. Wenn du willst, komm doch auch, dann werde ich dir alles erklären.«
    »Um diese Stunde?« Er gähnte demonstrativ. »Na schön, meine Neugier wird mich sowieso nicht schlafen lassen.«
    Sie gab ihm die Adresse und beendete das Gespräch. Bevor sie das Telefon wieder wegstecken konnte, griff Ilyas über ihre Schulter und nahm es ihr aus der Hand. Er beäugte das Handy neugierig von allen Seiten. Vorsichtig fuhr er mit dem rechten Zeigefinger über den kleinen Bildschirm und zuckte überrascht zurück, als sich die Anzeige änderte. Mit gerunzelter Stirn führte er das Handy langsam zum Ohr und lauschte. Als er nichts hörte, schüttelte er das Gerät hin und her, um es dann noch einmal zu versuchen.
    Kati hatte sich umgedreht und beobachtete ihn. Nachdem sie seine Reaktion auf das Auto erlebt hatte, schien es ihr nicht mehr so abwegig, dass er auch noch nie ein Telefon gesehen hatte.
    Sie spürte, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Erneut inspizierte er das Gerät in seiner Hand, hob es hoch und schnuppertedaran. Mit einem Finger pochte er mehrfach gegen die Hülle.
    »Es glänzt wie Elfenbein, aber es fühlt sich anders an«, stellte er fest.«Was ist das für ein Zauberwerk?«
    »Ein Telefon«, erwiderte Kati. Und als sie seinen verständnislosen Blick bemerkte, fügte sie hinzu: »Damit kann man mit Menschen sprechen, die sich weit entfernt befinden.«
    Ilyas schüttelte den Kopf und gab ihr das Telefon wieder. Chris war inzwischen in die Straße nach Lapad eingebogen, wobei er ihren Gast im Rückspiegel misstrauisch im Auge behielt. Aber der lehnte sich in seinem Sitz zurück und betrachtete aufmerksam die Häuserreihen, die an ihnen vorbeizogen.
    »Siehst du«, sagte Kati. »Geht doch.«
    Worauf Chris nur ein skeptisches Grunzen ausstieß.

Der zweite Überfall
    Die Fahrt nach Lapad dauerte um diese Zeit nicht lang. Es waren kaum Autos unterwegs und die meisten Ampeln waren ausgeschaltet. Die Villa lag auf einem Felsvorsprung am Ende einer Sackgasse. Der verwilderte Garten hinter dem Haus fiel zum Meer hin ab und endete an

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