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Assassino

Assassino

Titel: Assassino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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irgendwann einmal gelernt, jedem zu misstrauen.
    »Du behauptest also, vor über tausend Jahren vom Gründer unserer Bruderschaft losgeschickt worden zu sein?«, fragte Said, während seine Kameraden ihre Waffen unmerklich anhoben, was Ilyas nicht verborgen blieb.
    »So ist es«, sagte er. Möglichst unauffällig spannte er die Muskeln in seinem Körper und führte seine Linke näher an das Messer heran. Zweifellos würden die anderen das ebenfalls bemerken, doch noch hielten sie alle den Eindruck aufrecht, als handele es sich hier um eine friedliche Konversation.
    »Und wie lautete dein Auftrag?«
    »Ich weiß es nicht. Und auch nicht, ob ich ihn ausgeführt habe oder nicht.«
    »Es wäre also möglich, dass du nicht unser vierter Mann bist?«
    Ilyas nickte stumm.
    Jetzt oder nie.
    Said stand immer noch nahe bei ihm.
    Zu nahe.
    Mit einem Schritt war er hinter ihm und presste ihm sein Messer an die Kehle. Eine schnelle Drehung, und der Mann diente ihm als menschlicher Schutzschild gegen seine Kameraden. Claude hatte seine Waffe hochgerissen, aber Remzi drückte den Lauf mit der linken Hand nach unten.
    »Du kommst hier nicht lebend raus«, sagte er. »Spätestens auf der Straße erwischen wir dich.«
    Ilyas beachtete seine Worte nicht. »Legt eure Waffen auf den Boden«, befahl er.
    Remzi zögerte einen Moment, dann beugte er sich vor und ließ seine Pistole auf den Fußboden gleiten. Claude tat es ihm nach. Ihre Bereitwilligkeit ließ Ilyas vermuten, dass sie noch weitere Waffen am Körper trugen oder sich darauf verließen, ihn zu überwältigen, falls er ihnen zu nahe kam. Er beging nicht den Fehler, ihre Kampfkünste zu bezweifeln. Wenn sie derselben Bruderschaft angehörten wie er und wenn es diese Bruderschaft gewesen war, bei der er gelernt hatte zu kämpfen, dann waren sie gewiss nicht schlechter ausgebildet als er.
    »Die Hände nach oben und zur Eingangstür«, ordnete er an.
    Langsam hoben Remzi und Claude die Arme in die Höhe und wichen zurück, ohne ihn dabei aus den Augen zu lassen. Ilyas stieß Said vor sich her.
    Im Türrahmen wartete er, bis die beiden anderen Männer mit dem Gesicht zur Tür standen. Dann bewegte er sich mitkleinen Schritten bis zum Tisch mit dem Computer. Hinter ihm befand sich ein Fenster. Aus dem Augenwinkel nahm er ein Foto wahr, das neben dem Rechner auf der Schreibtischplatte lag und das Porträt eines älteren Mannes zeigte.
    Remzi drehte ihm den Kopf zu. »Lass Said los und wir können über alles reden«, bot er an, aber seine kalten, kalkulierenden Augen sprachen eine andere Sprache. Claude nutzte die Situation, um seine Muskeln anzuspannen. Sie würden jeden Moment zum Angriff übergehen.
    Er musste jetzt handeln.
    Mit einer schnellen Bewegung nahm er Said das Messer vom Hals, schlug ihm den Knauf gegen die Schläfe und drückte den Mann gleichzeitig von sich weg, sodass er auf seine Kameraden zutaumelte. Ilyas nutzte die Kraft des Rückstoßes, um sich rückwärts durch das Fenster zu katapultieren. Der morsche Holzrahmen gab sofort nach, und in einem Schauer aus Spänen und Splittern stürzte er hinab.
    Er hatte richtig geschätzt.
    Direkt unter dem Fenster befand sich der Verschlag mit den Ziegen, und sein Sturz wurde durch das Dach, das unter seinem Gewicht zusammenbrach, abgemildert. Auch die windschiefen Seitenwände wurden mit heruntergerissen, und die Ziegen suchten laut meckernd das Weite.
    Ilyas rollte sich nach vorn ab und sprintete sofort über den Hof. Als er die gegenüberliegende Tür erreichte, durchpflügte ein Kugelhagel den Boden neben ihm. Mit einem Satz hechtete er durch die Tür in den Flur und warf sich zur Seite. Eine weitere Salve ließ den Steinboden gleich hinter der Tür zersplittern.
    Er rannte zum Vorderausgang und tauchte in das Gewirr der Gassen ein, ohne langsamer zu werden. Einer der Männer hatte zwar am Fenster gestanden und auf ihn geschossen; ein anderer aber war gewiss die Treppe hinuntergestürzt, um ihn zu verfolgen. Erst als er die Ausläufer des Ägyptischen Basars vor sich sah, passte er seine Schritte denen der übrigen Besucher an.
    Sicher war er hier auch nicht, aber im Gewühl des Basars war es schwieriger, ihn zu entdecken und ihm mit einer Schusswaffe etwas anzutun. Und im Nahkampf konnte er sich durchaus mit seinen Verfolgern messen.
    Er verließ den Basar am anderen Ende. Ein Blick auf die Armbanduhr zeigte ihm, dass ihn Mustafa in wenigen Minuten vor dem Eingang des Großen Basars erwarten würde, und er fiel in einen

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