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Assassino

Assassino

Titel: Assassino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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mit merkwürdigen Zeichen bemalt sind. Rundum an den Wänden flackern dicke Kerzen. Am Kopf des Raums befindet sich eine Art Altar, zu dem die Wache mich führt.
    »Also bist du doch eine Hexe«, sage ich.
    »Alles, was ich über Hexerei gelernt habe, stammt von meiner Tante Rusudan, die mich damit vom Thron stürzen wollte. Warum sollte ich eine solche Waffe nicht auch benutzen, wenn sie mir und meinem Volk dienlich sein kann?«
    Ich muss mich auf den kalten Stein legen, den Bauch nach unten.
    »Wir geben dir jetzt dein Messer zurück«, sagt Tamar. »Du wirst es in der Zukunft brauchen können. Natürlich nur, falls der Fluch funktioniert. Wie du verstehen wirst, hat noch niemand darüber berichten können. Aber du und ich, wir werden erfahren, was es damit auf sich hat.«
    Ich spüre, wie mir jemand mein Messer in die Tasche schiebt. Dann streut der Magier etwas auf meinen Rücken. Tamar und er beginnen mit einem Singsang, der sich mehr und mehr steigert. Ich schließe die Augen.
    So wird es also enden.

Tamars Ruf

1.
    »Nun wissen wir wenigstens ein wenig mehr über dich«, sagte Guégen, als Ilyas aus der Hypnose erwachte. »Du bist tatsächlich ein Assassine.«
    Ilyas rieb sich die Schläfen. »Sie glauben daran?«
    Der Alte nickte. »Ich war von Anfang an davon überzeugt, dass du die Wahrheit sagst. Allerdings ist mir ein Rätsel, wie du in unserer Zeit gelandet bist. Du müsstest schon seit achthundert Jahren tot sein.«
    »Was heißt das?« Ilyas griff sich an den Oberarm, so als wolle er sich vergewissern, dass er tatsächlich real war.
    »Das heißt, du bist ein Zeitreisender. Gegen deinen Willen, wie es scheint, und ohne dich daran zu erinnern. Aber vielleicht hilft dir die Aufzeichnung ja diesmal weiter.«
    Als Ilyas aus dem Zimmer mit dem Bildschirm zurückkam, traf er den Alten am Tisch sitzend an, wo er sich in einem kleinen schwarzen Buch Notizen machte.
    »Nichts?«, fragte er und sah auf.
    »Nichts.« Niedergeschlagen setzte sich Ilyas ihm gegenüber hin. »Wenn Sie mir abnehmen, dass ich ein Assassine bin, glauben Sie dann auch die Geschichte mit Tamars Fluch?«
    Guégen klappte das Notizbuch zu und legte es vor sich aufden Tisch. »Ich stamme, wie du vielleicht erfahren hast, aus der Bretagne. Dies ist eine Region, die anders ist als der Rest von Frankreich. Wir leben in enger Beziehung mit unserer Vergangenheit, und dazu gehören auch die Sagen und Legenden unserer Vorfahren, die bei uns nicht, wie anderswo, als Märchen abgetan werden. Deshalb kann ich mir durchaus vorstellen, dass dein Bericht der Wahrheit entspricht. Ich habe vorhin ein wenig recherchiert. Königin Tamar war wirklich eine außerordentliche Frau, die es verstand, ihren Willen durchzusetzen.«
    »Aber das erklärt nicht, warum ich jetzt hier bin.«
    »Nein, das tut es nicht. Wir können also nur annehmen, dass an ihrem Fluch tatsächlich etwas dran war. Denn sonst könntest du heute nicht vor mir sitzen.«
    »Wenn ich also einst ein Assassine war, dann ist mein Gefühl, zur Bruderschaft zu gehören, nicht falsch.«
    »Da stimme ich dir zu.«
    »Aber sie planen etwas gegen Katis Vater. Und Kati ist eine Freundin von mir.«
    »Das ist allerdings ein Dilemma.«
    »Was soll ich also tun?«
    Der Alte seufzte. »Diese Entscheidung musst du schon selbst fällen. Das würde ich dir auch dann sagen, wenn es nicht um Bergman ginge.«
    »Aber warum? Was hat Ihnen Katis Vater denn getan?«
    »Ich erzähle es dir, aber nur, wenn du mir versprichst, es dem Mädchen nicht weiterzusagen.«
    Ilyas zögert keine Sekunde. »Natürlich nicht. Was wir unter Männern besprechen, bleibt auch unter uns.«
    Die Ernsthaftigkeit seiner Worte ließ Guégen unwillkürlich lächeln, doch er wurde schnell wieder ernst.
    »Bei uns in der Bretagne haben sich nicht nur Legenden, sondern auch viele Brauchtümer gehalten, die anderswo schon längst ausgestorben wären. Einer dieser Bräuche ist es, dass der Sohn den Platz seines Vaters in einer Geheimgesellschaft übernimmt, von denen es in meiner Heimat eine ganze Menge gibt.
    So wurde ich mit achtzehn Jahren in den
Loc Armorica
aufgenommen. Der
Loc
ist eine der mächtigsten bretonischen Geheimorganisationen, aber das wusste ich damals noch nicht. Mir war auch nicht klar, was genau seine Ziele waren.
    Nach meiner Aufnahme erfuhr ich zum ersten Mal davon, dass es Gegenstände auf der Welt gibt, denen eine ungeheure Macht innewohnt. Die Aufgabe des
Loc
ist es, solche Gegenstände aufzuspüren und vor denen zu

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