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Assassino

Assassino

Titel: Assassino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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schützen, die sie für ihre persönlichen Zwecke missbrauchen wollen.
    Einer meiner ersten Aufträge für den
Loc
führte mich und meine Verlobte Moira nach Kairo. Wir waren damals beide Archäologiestudenten, und für uns war das Ganze ein einziges großes Abenteuer. Ein Kontaktmann des
Loc
hatte ein gesuchtes Artefakt bei einem Schwarzhändler gefunden und einen Auktionstermin ausgemacht. Wir sollten uns mit dem Mann nachts auf dem gigantischen Friedhof vor den Toren der Stadt treffen.
    Ich sehe die Szene noch so vor mir, als habe sich die Sache erst gestern zugetragen. In einer dunklen Ecke hinter einer prachtvoll gemauerten Gruft trafen wir unseren Mann. Es waren noch zwei weitere Bieter da.«
    »Martin Bergman und Karol Muller«, unterbrach ihn Ilyas.
    Der Alte blickte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Du kennst die Geschichte?«
    »Nur eine kurze Zusammenfassung. Bitte, erzählen Sie weiter.«
    »Der
Loc
hatte uns mit genügend Geld ausgestattet, und wir waren zuversichtlich, als Sieger aus der Auktion hervorzugehen. So war es dann auch. Wir wollten die Übergabe gerade vollziehen, als die beiden Männer Pistolen hervorzogen und die Herausgabe des Artefakts verlangten. Ich hatte ebenfalls eine Waffe und griff danach, aber es war zu spät. Mehrere Schüsse lösten sich und Moira fiel zu Boden. Muller riss das Artefakt an sich. Ich konnte es nicht verhindern, denn Bergman hatte mir die Kniescheibe zerschmettert. Dann verschwanden die beiden in der Dunkelheit.«
    Guégen stützte den Kopf in die Hände. Sein Körper wurde von lautlosen Krämpfen geschüttelt. Schließlich hatte er sich wieder so weit in der Gewalt, dass er seine Erzählung fortsetzen konnte.
    »Moira war tot. Und ich habe ein Andenken fürs Leben behalten.« Er deutete auf sein rechtes Bein. »Der Hehler sorgte dafür, dass ich ins Krankenhaus und Moira ins Leichenschauhaus kam. Ich erstattete Anzeige, aber die beiden hatten das Land bereits verlassen. Und da es außer mir keine Zeugen gab, denn der Hehler wollte sich verständlicherweise nicht bei der Polizei melden, legte man die Sache zu den Akten.
    Einige Jahre später erhielt ich erstmals eine größere Summe auf mein Konto überwiesen. Das Geld kam von einem Nummernkonto in der Schweiz, aber ich denke, dass MartinBergman der Absender war. Seitdem geht jedes Jahr der gleiche Betrag ein, den ich stets für einen wohltätigen Zweck gespendet habe. Ich weiß, dass Bergman sich kurz nach Kairo von Muller getrennt hat. Aber wenn er hofft, auf diese Weise sein Gewissen reinwaschen zu können, dann hat er sich getäuscht.«
    Der Alte sackte auf dem Sessel in sich zusammen und schloss die Augen. Ilyas wartete einen Moment, bis er seine Frage behutsam stellte: »Sind Sie sicher, dass Bergman es war, der Moira getötet hat?«
    »Ich weiß es nicht. Aber er war dabei, und er war es eindeutig, der mich niedergeschossen hat. Das reicht mir.«
    »Das verändert einiges«, murmelte Ilyas. »Nun verstehe ich, warum Sie mir keinen Rat geben können.«
    Er hob ruckartig seinen Kopf und fixierte Guégen scharf. »Aber es sind nicht Sie, der die Assassinen auf Katis Vater angesetzt hat?«
    Der Alte stieß ein kurzes, freudloses Lachen aus. »Nein, ich wusste ja nicht einmal, dass er nach Istanbul kommt. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich mir in meinen schwärzesten Träumen manchmal dieselben Qualen für ihn wünsche, die er mir und Moiras Familie zugefügt hat, so bin ich doch kein Mensch, der dem Gedanken an Rache irgendetwas abgewinnen kann.«
    Guégen stand mühsam aus dem Sessel auf. Auch Ilyas erhob sich.
    »Wenn Katis Vater Ihnen das angetan hat, warum haben Sie uns dann geholfen?«, wollte er wissen, während der Alte ihn zur Tür brachte.
    »Ganz einfach. Sie hat, soweit ich das weiß, nichts mit den Verbrechen ihres Vaters zu tun. Und ich habe sie als eine aufrichtige junge Frau kennengelernt.«
    »Was für ein Zufall, dass ich ausgerechnet bei Ihnen gelandet bin«, sagte Ilyas. »Oder vielleicht doch nicht?«
    »Ich bin tatsächlich Psychiater und tatsächlich spezialisiert auf Gedächtnisverlust. Von daher ist das kein besonderer Zufall. Wenn man anfängt, hinter jeder Tatsache eine Verschwörung zu sehen, dann ist man nicht mehr weit vom Wahnsinn entfernt, weißt du.«
    Sie hatten die Haustür erreicht. Guégen legte Ilyas die Hand auf den Arm. »Einen Ratschlag kann ich dir aber doch geben: Tu das, was dir dein Herz gebietet. Verlass dich auf dein Gefühl. Und denk an die Worte deines

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