Assassino
können. Ob einer von ihnen Ilyas war?
Der Kellner hielt an den Fahrstühlen an, wo Marts Bodyguards Wache standen. Er hielt ihnen das Tablett entgegen. Die beiden Männer griffen gleichzeitig nach den Gläsern darauf, als der Kellner das Tablett plötzlich fallen ließ und eineBewegung mit dem rechten Arm machte. Die Bodyguards sackten zu Boden.
Es dauerte einen Augenblick, bis Kati das, was sie sah, verarbeitet hatte. Es war so ungeheuerlich, dass ihr Verstand sich zunächst sträubte, es zu akzeptieren. Als sie schließlich ihren Mund zu einem Warnschrei öffnete, war es bereits zu spät.
Der Kellner und zwei weitere Männer traten auf die Terrasse, Maschinenpistolen in den Händen.
Wo ist Ilyas?!,
schrie es in ihr. Hatten sie ihn bereits überwältigt? Oder hielt er sich noch auf der Toilette auf?
»Alle die Hände auf den Tisch und keine Mätzchen!«, kommandierte einer der Männer. Kati gehorchte, ohne zu zögern. Ihre Finger zitterten, ebenso wie die von Chris. Paola, Seamus und Mart hingegen machten den Eindruck, als sei ein solcher Überfall ganz normal.
Wo blieb Ilyas nur? Jetzt waren seine Kampfkünste gefragt! Oder … Sie wagte nicht, den Gedanken zu Ende zu führen.
»Nehmt ihn und dann weg von hier!«, befahl der Bewaffnete ganz rechts, der offenbar der Anführer zu sein schien.
Einer der Männer trat vor und packte die Griffe am Rollstuhl ihres Vaters. Er zog ihn vom Tisch weg und schob ihn auf den Ausgang zu. Kati fühlte sich wie in einem Albtraum, aus dem sie nicht erwachen konnte. Sie verfluchte ihre Hilflosigkeit. Alles in ihr drängte danach, etwas zu tun, ihren Vater zu retten. Und doch fühlte sie sich wie gelähmt. Regungslos sah sie zu, wie der Entführer Mart zum Fahrstuhl schob, während die anderen beiden sie mit ihren Maschinenpistolen in Schach hielten.
Aus dem Augenwinkel nahm sie eine Bewegung wahr. Alssie den Kopf drehte, sah sie nur noch Paolas Arm in der Luft. Ein Röcheln ließ sie herumfahren. Dem Kellner ragte der Griff eines Fischmessers aus der Kehle. Er selbst schien darüber ebenso erstaunt zu sein wie sie. Langsam ließ er die Waffe sinken und griff sich mit der anderen Hand an den Hals, in einem vergeblichen Versuch, das Messer herauszuziehen. Seine Knie gaben nach, und wie in Zeitlupe sackte er zu Boden.
Der Anführer war für einen Augenblick abgelenkt. Die Zeit reichte Paola, um von ihrem Stuhl hochzuschnellen und sich mit einem gewaltigen Satz auf ihn zu stürzen. Der Mann riss die Waffe hoch und feuerte eine Salve ab, aber sie ging ins Leere. Paola stieß ihm den Ellbogen unter das Kinn, und sein Kopf knickte mit einem hässlichen Knacken zur Seite.
Kati sprang auf und rannte hinter ihrem Vater her. Paola, die sich die Maschinenpistole des Anführers über die Schulter geworfen hatte, und Seamus erreichten gleichzeitig mit ihr den Aufzug, dessen Türen sich soeben schlossen. Neben dem Fahrstuhl lagen die Bodyguards mit durchschnittenen Kehlen am Boden.
Verzweifelt hämmerte Kati mit ihren Fäusten gegen das kalte Metall. Paola dagegen hielt sich lange auf. Sie riss die Tür eines Kastens auf, der neben dem Aufzugsschacht hing, und betätigte einen Schalter. Die Anzeige über der Fahrstuhltür erlosch. Dann zerschmetterte sie mit dem Ellbogen das Glas unter dem Sicherungskasten und zog die dahinterhängende Axt aus der Halterung. Sie presste die Klinge in den Spalt zwischen den beiden Aufzugtüren.
Sofort stand Seamus neben ihr. Gemeinsam trieben sie die Axtklinge so weit voran, bis sie festsaß. Dann stemmte sichSeamus dagegen. Die Tür öffnete sich eine Handbreit und Paola zwängte sich mit ihrer Schulter dazwischen. Sobald die Öffnung etwas größer war, zog sie das rechte Knie an die Brust und setzte den Fuß auf die gegenüberliegende Türhälfte. Zentimeter um Zentimeter schob sie so die Fahrstuhltür auf, bis sie so weit geöffnet war, dass Seamus die Axt in voller Länge dazwischenklemmen konnte.
Paola beugte sich vor und warf einen Blick in den Schacht. Der Aufzug steckte etwa vier Stockwerke tiefer fest.
Sie griff nach einem der Stahlseile, an denen die Kabine hing. Es war ölverschmiert und glitschig. Mit einem kräftigen Ruck, riss sie zwei Streifen von ihrem Pullover ab, ließ sie sich von Kati um ihre Hände wickeln und griff dann erneut nach dem Seil.
Mit einem Satz sprang sie vor, presste die Füße von beiden Seiten gegen den Stahl und glitt in die Tiefe. Kati schob vorsichtig den Kopf vor. Paola war bereits kurz über der Kabine,
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