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Assassino

Assassino

Titel: Assassino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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ein Straßenschild ausmachen konnte. Nachdem sie weit genug von der Fabrik entfernt waren, hielt sie an und fischte aus einer Ablage ein altes Mobiltelefon hervor. Sie wählte den Polizeinotruf und schilderte, wo die Urheber der Morde im Marmara zu finden waren. Dann legte sie dasHandy hinter den Vorderreifen des Autos und fuhr ein paar Mal vor und zurück, bevor sie erneut ausstieg und ihr Werk betrachtete. Sie stieß die Reste des Telefons mit dem Fuß auseinander und setzte sich wieder hinters Steuer.
    »Mein letztes unregistriertes Handy«, klagte sie, während sie Gas gab und sich in den Verkehr einfädelte. »Die Polizei speichert jede Verbindung und kann sie zurückverfolgen. Und das wollen wir doch nicht, oder?«
    Dann berichtete sie kurz, wie sie in die Gewalt der Entführer geraten war. »Sie haben mich erwischt, als ich um das Gebäude herumlief, um nach einem Zugang zu suchen. Einer der beiden Männer hat mich gesehen, weil er zufällig in dem Moment telefonieren wollte und in der Halle der Empfang schlecht ist. Ich bin ihm wie eine Erstklässlerin in die Arme gelaufen. Wenn du nicht gekommen wärst, dann wären Ilyas und ich jetzt so platt wie Pfannkuchen.«
    2.
    In Faruk Sens Haus wurden sie von den anderen bereits erwartet. Bernie verstand genug von Erster Hilfe, um Ilyas und Paola zu verarzten. Die Verletzungen waren nur oberflächlich, die Spuren von Schlägen, mit denen ihre Gegner versucht hatten, aus ihnen herauszubekommen, für wen sie arbeiteten.
    Für Kati hatten die Ereignisse in der Fabrik in den letzten beiden Stunden etwas Unwirkliches angenommen. Es kam ihr vor, als habe sie als Zuschauerin einem Actionfilm beigewohnt. »Klassische Verdrängung«, hatte Chris gesagt, als sieihm davon erzählt hatte. »Dein Erlebnis war so traumatisch, dass dein Bewusstsein es zunächst ganz nach hinten schiebt, um es dann entweder zu vergessen oder Stück für Stück zu verarbeiten.« Damit mochte er recht haben, und Kati war ganz froh darüber, dass es so war. Sonst hätte sie hier nicht so ruhig am Tisch sitzen können.
    Nachdem Kati und Paola mit ihren Berichten geendet hatten, schilderte Chris, was er, Bergman und Seamus erlebt hatten. Kurz nach dem Verschwinden der beiden Frauen war die Polizei eingetroffen. Sie hatten das Personal befreit, die Leichen fotografiert und untersucht und den Tatort umfassend vermessen und analysiert. Alle Anwesenden hatten mit zur Polizeistation gemusst, wo sie von mehreren Kriminalbeamten ausgiebig verhört worden waren. Der verletzte Bodyguard, um den sich Seamus gekümmert hatte, war auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben.
    »Wir haben nichts von Paola und dir gesagt«, erklärte Chris. »Vom Hotelpersonal hat euch niemand gesehen, und die Kamera in der Tiefgarage war von den Entführern lahmgelegt worden. Und Ilyas haben wir als einen Unbekannten ausgegeben, den wir im Hotel getroffen haben, weil er uns etwas über den Verbleib der Fibelscheibe erzählen wollte.«
    »Was die toten Angreifer betrifft, so haben wir erzählt, dass die Bodyguards sie erledigt hatten, bevor sie von zwei weiteren Männern ermordet wurden«, ergänzte Bergman. »Ihr könnt euch also bei Seamus bedanken, dass wir alle wieder hier sind, denn der hat sich die Geschichte noch im Hotel ausgedacht und uns eingeschärft, bevor die Polizei kam.«
    Der Ire lächelte bescheiden. »Ich kenne die Polizei hier einwenig. Wenn sie eine einigermaßen schlüssige Erklärung für alles haben, sind sie zufrieden. Und mit den beiden Männern in ihrer Gewalt dürften wir aus dem Schneider sein.«
    »Allerdings haben wir die Frage noch nicht geklärt, woher die Attentäter wussten, dass wir im Marmara-Palast sind.« Bergman beugte sich vor. »Faruk Sen hatte die Plätze erst am Vormittag für uns reserviert, und sonst war das niemandem bekannt.«
    »Oh doch«, widersprach Chris. »Neben Faruk wussten es Mustafa, Paola und Ilyas, die alle den Vormittag über unterwegs waren.«
    »Was willst du damit andeuten?«, fragte Kati scharf. »Ilyas und Paola wären beinahe getötet worden!«
    »Mustafa nichts sagen! Mustafa kein Verräter!«, protestierte der Fahrer mit hochrotem Kopf. Faruk Sen blickte lediglich pikiert in die Runde.
    »Genau genommen kann es jeder von uns gewesen sein«, versuchte Katis Vater, die Gemüter zu beruhigen. »Da macht es keinen Sinn, jetzt einen Einzelnen herauszupicken und zu beschuldigen. Für ein Telefonat ist immer Zeit. Ich denke, der Einzige, der wirklich unverdächtig ist, bin ich,

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