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Assassino

Assassino

Titel: Assassino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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Wissensstand sind wie du«, erwiderte Paola ungerührt. »1256 gelang dem Mongolenherrscher Hülegü das, was viele andere vor ihm vergeblich versucht hatten. Er nahm Alamut ein und ließ viele Assassinen töten. Fünfzehn Jahre später war auch das Ende von Maysaf besiegelt. Damit endet die Geschichte der Assassinen. Aber   … «
    Sie hob eine Hand, um Kati zu bremsen, die soeben erneut zu einem Einwand ansetzen wollte. »Aber das ist nur die offizielle Geschichte. Denn die Bruderschaft hat überlebt, bis heute. Und das gleich zweimal.«
    »Das sind doch nur Verschwörungstheorien von Romanautoren«, rief Chris.
    »Wirklich?« Paola deutete auf Ilyas. »Dann fragt ihn mal, warum er die Attentäter als
Brüder
bezeichnet hat.«
    »Weil sie die gleiche Tätowierung trugen wie ich«, erklärte Ilyas und zeigte auf die Stelle, an der sich das Mal bei ihm befand. »Und ich bin ein Assassine.«
    »Der legendäre
wandernde Assassine
«, ergänzte Paola. »Denn so lautet die Legende: Es soll einst ein Mitglied des Ordens gegeben haben, damals, als Alamut noch in seiner Blüte stand, der durch einen Fluch dazu verurteilt wurde, auf ewige Zeiten auf der Erde zu wandeln. Seitdem ist er immer wieder aufgetaucht, manchmal im Abstand von Jahrhunderten. Es gibt in den Dokumenten, die ich studiert habe, zahlreiche Hinweise auf diesen jungen Mann, der offenbar nicht zu altern scheint. Ich halte es für möglich, dass es unser Ilyas ist.«
    Schlagartig wurde es still um den Tisch. Dann brach ein wildes Wortgemenge aus. Jeder, bis auf Ilyas und Paola, brachte auf seine Weise zum Ausdruck, was er oder sie von dieser Aussage hielt.
    Kati fand das zu ihrer eigenen Überraschung gar nicht so außergewöhnlich. Tief in ihrem Inneren war ihr schon länger klar, dass Ilyas nicht einfach aus einem anderen Land stammte. Paolas Legende erklärte vieles. Es musste die Wahrheit sein. Und Paola nahm das auch an.
    Sie studierte Ilyas’ Gesichtszüge und versuchte sich vorzustellen, wie er vor tausend Jahren auf diesem Boden gegangen war. Wie war er damals aufgetreten? Was für Freunde hatte er gehabt? Und was für
Freundinnen?
    Seamus unterbrach ihre Gedanken. »Fürwahr, ein starker Tobak. Ich bin wahrlich niemand, der blind darauf vertraut, dass das, was unsere Wissenschaftler als Hokuspokus abtun, auch wirklich Unsinn ist. Es gibt Dinge, die wir nicht erklären können und die ich trotzdem für möglich halte. Aber das ewige Leben – und nichts anderes ist es, von dem du sprichst, Paola   –, das kommt mir doch ein wenig absonderlich vor. Es mag viele Rätsel um Ilyas geben, das räume ich ein. Doch kann und will ich nicht glauben, was du uns erzählst. In diesem Fall muss es eine andere Erklärung geben.«
    »Ich lüge nicht«, sagte Ilyas. »Und sie auch nicht.« Er deutete auf Paola.
    »Das hat auch niemand behauptet«, erwiderte Seamus. »Aber Legenden sind nun mal keine Tatsachen und Erinnerungen keine Dokumente. Der menschliche Geist ist für Selbsttäuschungen recht anfällig, wie wir wissen.«
    »Und bei allem Respekt, Paola«, ergänzte Chris, »als Wissenschaftlerin müsstest du doch auch zwischen Dichtung und Fakten unterscheiden können.«
    »Ich zwinge niemandem meine Meinung auf.« Paola wich Chris’ Blick nicht aus. Kati bewunderte sie wider Willen. Vielleicht waren sie und Paola sich doch ähnlicher, als sie bislang angenommen hatte. Erklärte das auch ihre Vorbehalte gegen die Studentin? Sie schüttelte verwirrt den Kopf. Jeder Gedanke führte zu neuen Fragen und jede Antwort ebenfalls.
    »Du hast von zwei verschiedenen Bruderschaften gesprochen«, wandte sich Ilyas an Paola. »Zu welcher gehöre ich dann?«
    »Das musst du selbst herausfinden«, erwiderte sie. »Die einen,die echten Assassinen, stehen in der ursprünglichen Tradition und töten nicht gegen Bezahlung. Die anderen, die so genannten Raschiden, verfolgen keinerlei spirituelle Ziele, sondern sind reine Auftragskiller. Die Männer, die Katis Vater entführen wollten, gehören dazu.«
    »Und du?«, fragte Kati.
    »Ich?« Paola machte ein überraschtes Gesicht. Zu überrascht, wie es Kati erschien. »Ich habe damit nichts zu tun, außer als Wissenschaftlerin.«
    »Dafür tötest du ziemlich effektiv.« Kati machte keinen Hehl aus ihren Zweifeln.
    »Wenn du die beiden Angreifer im Hotel meinst, das war reiner Zufall. Es war ein Reflex, wenn du so willst. Ich hatte nicht vor, sie umzubringen.«
    Kati nahm ihr das nicht ab. Paola verbarg etwas vor ihnen, und mehr

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