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Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Titel: Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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folgten.
    Sie lebte noch – das hatte er in Erfahrung gebracht. Sie lebte und befand sich in der Gewalt von Sklavenhändlern. Während die Welt den Siebenjährigen Krieg focht, hatten wir fast herausgefunden, wo genau sie festgehalten wurde, aber die Sklavenhändler waren schon weitergezogen, bevor wir mobilmachen konnten. Danach hatten wir mehrere Monate damit zugebracht, sie zu suchen, und dann erfahren, dass sie als Konkubine an den osmanischen Hof verkauft worden war und sich nun im Topkapi-Palast befand. Also machten wir uns auf den Weg dorthin. Und wir kamen wieder zu spät – man hatte sie inzwischen nach Damaskus gebracht, in den gewaltigen Palast, den der verantwortliche osmanische Statthalter As’ad Pascha al-Azm erbauen ließ.
    So kamen wir nach Damaskus, wo ich mich als reicher Kaufmann verkleidete mit Kaftan, Turban und weiter Salwarhose und mich, ehrlich gesagt, ein bisschen befangen fühlte, während Holden schlichtere Kleidung trug. Als wir das Stadttor durchschritten und uns durch die schmalen, verwinkelten Straßen dem Palast näherten, fielen uns mehr Wachen als üblich auf, und Holden, der seine Hausaufgaben gemacht hatte, klärte mich auf, während wir ohne Eile durch Staub und Hitze spazierten.
    „Der Statthalter ist nervös, Sir“, sagte er. „Er fürchtet, Großwesir Raghib Pascha in Istanbul könnte es auf ihn abgesehen haben.“
    „Ich verstehe. Und fürchtet er das zu Recht? Hat der Großwesir es auf ihn abgesehen?“
    „Der Großwesir nannte ihn den ‚Bauernsohn eines Bauern‘.“
    „Klingt so, als hätte er es auf ihn abgesehen.“
    Holden lachte leise. „Das stimmt. Der Statthalter fürchtet also, entthront zu werden, und deshalb hat er die Sicherheitsmaßnahmen überall in der Stadt und vor allem um den Palast herum verstärkt. Seht Ihr all diese Leute?“ Er wies auf eine Gruppe lärmender Einwohner, die nicht weit entfernt eilig unseren Weg kreuzten.
    „Ja.“
    „Sie sind zu einer Hinrichtung unterwegs. Offenbar geht es um einen Palastspion. As’ad Pascha al-Azm wähnt sie überall.“
    Auf einem kleinen Platz, auf dem sich Menschen dicht an dicht drängten, wohnten wir der Enthauptung eines Mannes bei. Er starb mit Würde, und die Menge brüllte vor Begeisterung, als sein abgetrennter Kopf über die von Blut schwarzen Bohlen des Schafotts rollte. Die Loge des Statthalters über dem Platz war leer. Er blieb, so erzählte man sich, im Palast und wagte es nicht, sein Gesicht zu zeigen.
    Als es vorbei war, machten Holden und ich kehrt und schlenderten davon in Richtung des Palasts, wo wir an den Mauern entlanggingen und die vier Wachen am Tor zur Kenntnis nahmen sowie all die anderen, die an den bogenförmigen Seitentoren stationiert waren.
    „Wie sieht es drinnen aus?“, fragte ich.
    „Zwei Hauptflügel, der haremlik und der selamlik . Im selamlik befinden sich all die Säle, Empfangsbereiche und Festhöfe. Miss Jenny jedoch werdet Ihr im haremlik finden.“
    „Falls sie dort ist.“
    „Oh, sie ist da, Sir.“
    „Seid Ihr Euch sicher?“
    „So wahr Gott mein Zeuge ist.“
    „Warum wurde sie aus dem Topkapi-Palast gebracht? Wisst Ihr das?“
    Er sah mich an und verzog peinlich berührt das Gesicht. „Nun, es lag an ihrem Alter, Sir. Als sie noch jünger war, erzielte man natürlich hohe Preise für sie. Es ist gegen das islamische Gesetz, andere Muslime gefangen zu halten, deshalb handelt es sich bei den Konkubinen mehrheitlich um Christinnen, von denen die meisten im Balkan gefangen genommen werden. Und wenn Miss Jenny so hübsch war, wie Ihr sagt, nun, ich bin sicher, dann war sie eine ganz beträchtliche Beute. Das Problem ist nur, es herrscht kein Mangel an Nachschub, und Miss Kenway, nun, sie ist Mitte vierzig, Sir. Es ist lange her, seit sie die Pflichten einer Konkubine erfüllen musste. Heute ist sie kaum mehr als eine Dienerin. Man könnte wohl sagen, sie wurde zurückgestuft, Sir.“
    Darüber dachte ich nach. Es fiel mir schwer zu glauben, dass die Jenny, die ich gekannt hatte, die schöne, herrische Jenny, heute einen so niederen Stand hatte. Aus irgendeinem Grund hatte ich geglaubt, sie sei nicht gealtert und spiele heute eine führende Rolle am osmanischen Hof. Stattdessen war sie hier in Damaskus, im Haus eines unbeliebten Statthalters, der im Begriff war, vom Thron gestürzt zu werden. Was tat man mit den Dienern und Konkubinen eines gestürzten Herrschers?, fragte ich mich. Womöglich ereilte sie dasselbe Schicksal wie den armen Kerl, dessen

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