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Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Titel: Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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Vaters.
    Während ich dies nun aufschreibe, sehe ich natürlich ein, dass es ein ziemlich größenwahnsinniges Unterfangen war. Ich fühlte mich erwachsener, als ich es an Jahren war, was nun, da ich zehn bin, genauso unschön wäre, wie es im Alter von acht und dann neun Jahren war. Wahrscheinlich war ich in unerträglichem Maße hochnäsig. Wahrscheinlich kam ich mir vor wie der kleine Herr im Hause. Als ich neun wurde, schenkte mir Vater Pfeil und Bogen zum Geburtstag, und als ich damit im Garten übte, hoffte ich, dass mich die Dawson-Mädchen oder die Barrett-Kinder von ihren Fenstern aus beobachteten.
    Es war über ein Jahr her, seit ich an der Tür mit Tom gesprochen hatte, aber manchmal lungerte ich noch dort herum in der Hoffnung, ihm wieder zu begegnen. Vater war mitteilsam bezüglich aller Themen – bis auf seine eigene Vergangenheit. Er sprach nie über sein Leben, bevor er nach London gekommen war, und auch nicht über Jennys Mutter. Deshalb hielt ich an der Hoffnung fest, dass, was immer Tom wissen mochte, Licht in die Sache bringen könnte. Und abgesehen davon wollte ich natürlich einen Freund haben. Keine Eltern, kein Kindermädchen, keinen Lehrer oder Mentor – davon hatte ich genug. Einfach nur einen Freund. Und ich hoffte, dass Tom ein solcher Freund sein würde.
    Nun wird es dazu nie mehr kommen.
    Morgen wird er beigesetzt.

9. Dezember 1735
    I
    Am Morgen kam Mr Digweed zu mir. Er klopfte, wartete auf meine Antwort und musste dann beim Eintreten den Kopf einziehen, denn er hatte nicht nur fast keine Haare, etwas hervortretende Augen und von Adern durchzogene Lider, er war auch groß und schlank, und die Türen in unserer Notunterkunft waren viel niedriger als die zu Hause. Die Art und Weise, wie er sich hier gebückt umherbewegte, verstärkte seine unbehagliche Ausstrahlung noch, den Eindruck, dass er hier fehl am Platz war. Bereits vor meiner Geburt war er Vaters Kammerdiener gewesen, mindestens seit die Kenways sich in London niedergelassen hatten, und wie wir alle, vielleicht sogar noch mehr als alle anderen, gehörte er an den Queen Anne’s Square. Zu seinem Schmerz kamen noch Schuldgefühle hinzu – er fühlte sich schuldig, weil er am Abend des Angriffs fort gewesen war. Er hatte sich in Herefordshire um eine Familienangelegenheit kümmern müssen. Unser Kutscher und er waren erst am Morgen nach dem Überfall zurückgekehrt.
    „Ich hoffe, Sie finden in Ihrem Herzen die Kraft und Güte, mir zu verzeihen, Master Haytham“, sagte er in den Tagen danach zu mir. Sein Gesicht war blass, und er wirkte abgespannt.
    „Natürlich, Digweed“, erwiderte ich und wusste nicht, was ich als Nächstes sagen sollte. Es war mir nie angenehm gewesen, ihn mit seinem Nachnamen anzusprechen. Es fühlte sich einfach nicht richtig an. Deshalb konnte ich nur ein „Danke“ hinzufügen.
    Nun zeigte sein Gesicht denselben leichenhaften, ernsten Ausdruck, und ich wusste, was er mir auch zu sagen haben mochte, es waren schlimme Neuigkeiten.
    „Master Haytham …“, begann er, als er vor mir stand.
    „Ja … Digweed?“
    „Es tut mir schrecklich leid, Master Haytham, aber es ist eine Nachricht vom Queen Anne’s Square eingetroffen, von den Barretts. Es ist ihr ausdrücklicher Wunsch, dass niemand aus dem Hause Kenway bei der Trauerfeier für den jungen Master Thomas willkommen ist. Sie bitten respektvoll darum, von jeglicher Kontaktaufnahme abzusehen.“
    „Danke, Digweed“, sagte ich. Er verbeugte sich knapp und bedauernd, dann zog er den Kopf ein, um beim Hinausgehen nicht an den niedrigen Türrahmen zu stoßen.
    Ich stand noch eine Weile da und schaute mit leerem Blick dorthin, wo er eben noch gestanden hatte, bis Betty wiederkam und mir aus meinem Traueranzug half.
    II
    Eines Nachmittags vor ein paar Wochen spielte ich im Erdgeschoss in dem kurzen Flur, der von der Diele des Personals zu der stark gesicherten Tür der Geschirrkammer führte. In der Geschirrkammer wurden die Wertgegenstände der Familie aufbewahrt: das Silberbesteck, das nur zu den seltenen Gelegenheiten aufgelegt wurde, wenn Mutter und Vater Gäste bewirteten; Familienerbstücke, Mutters Schmuck und einige von Vaters Büchern, die er für die wertvollsten hielt und die unersetzlich waren. Den Schlüssel zur Geschirrkammer trug er stets bei sich, an einer Schlaufe am Gürtel, und anvertraut hatte er ihn, soweit ich wusste, nur Mr Digweed und auch ihm nur jeweils kurz.
    Ich spielte gern in dem Flur, weil ihn kaum jemand benutzte. Dort

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