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Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Titel: Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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anfing, seinen Rock zuzuknöpfen, um zu gehen. „Ich habe versucht, ihn zu warnen.“
    Und damit setzte er seinen Dreispitz auf und schritt davon. Mein Vater war in der Tür zu seinem Arbeitszimmer erschienen und blickte Mr Birch finster hinterher. Aber mochte es auch eine unangenehme Begegnung gewesen sein, so betraf sie doch nur die Erwachsenen, und ich scherte mich nicht darum.
    Ich hatte andere Dinge im Kopf. Und nur einen Tag später erfolgte der Überfall.
    IV
    Es geschah in der Nacht vor meinem Geburtstag. Der Überfall, meine ich. Ich war noch wach, vielleicht vor Aufregung angesichts des kommenden Tages, aber auch weil ich es mir zur Angewohnheit gemacht hatte, wieder aufzustehen, nachdem Edith mein Zimmer verlassen hatte, um mich auf die Fensterbank zu setzen und durch die Scheibe hinauszuschauen. Von meinem Ausguck aus sah ich Katzen und Hunde und manchmal sogar Füchse durch das vom Mondlicht beschienene Gras streifen. Und wenn ich nicht nach Tieren Ausschau hielt, dann betrachtete ich einfach nur die Nacht, den Mond, die wässrig graue Färbung, die er dem Gras und den Bäumen verlieh. Erst dachte ich, was ich da in der Ferne sah, seien Glühwürmchen. Ich hatte viel über Glühwürmchen gehört, aber noch nie eines gesehen. Ich wusste nur, dass sie sich zu Schwärmen ballten und ein schwaches Leuchten ausstrahlten. Jedoch stellte ich rasch fest, dass das Licht keineswegs ein schwaches Leuchten war, sondern an- und aus- und wieder anging. Was ich da sah, war ein Signal.
    Mir stockte der Atem. Der Ursprung des blinkenden Lichts schien sich nah der alten Holztür in der Mauer zu befinden, dort, wo ich Tom an jenem Tag gesehen hatte, und mein erster Gedanke war, dass er versuchte, Kontakt zu mir aufzunehmen. Jetzt kommt mir das merkwürdig vor, aber ich nahm keine Sekunde lang an, dass das Signal irgendjemand anderem gelten könnte. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, eine Hose überzuziehen, mein Nachthemd unter den Bund zu stopfen und dann meine Hosenträger über die Schultern zu streifen und einzuhaken. Schnell schlüpfte ich noch in eine Jacke. Ich konnte nur daran denken, was für ein furchtbar großes Abenteuer auf mich wartete.
    Und jetzt, da ich zurückblicke, ist mir natürlich auch bewusst, dass im Haus nebenan Tom genauso gern wie ich auf der Fensterbank gesessen haben muss, um das Nachtleben im Garten zu beobachten. Und genau wie ich musste auch er das Signal gesehen haben. Und vielleicht hatte Tom sogar den gleichen Gedanken gehabt wie ich: dass ich ihm dieses Signal sandte. Und daraufhin tat er das Gleiche wie ich: Er rutschte von der Fensterbank herunter und zog sich etwas über, um der Sache auf den Grund zu gehen …
    Zwei neue Gesichter waren im Haus am Queen Anne’s Square aufgetaucht, zwei harte Gesichter – ehemalige Soldaten, die mein Vater eingestellt hatte. Seine Erklärung war, dass wir sie bräuchten, weil er „Informationen“ erhalten habe.
    Mehr nicht. „Informationen“, das war alles, was er sagte. Und ich fragte mich damals, so wie ich mich heute frage, was er damit meinte und ob es irgendetwas mit dem hitzigen Gespräch zwischen ihm und Mr Birch zu tun hatte. Was es auch war, die beiden Soldaten hatte ich nur selten gesehen. Eigentlich wusste ich nur, dass einer von ihnen im Salon vorn in der Villa Posten bezogen hatte, während der andere in der Nähe der Feuerstelle in der Diele des Personals blieb, wo er vermutlich die Geschirrkammer bewachte. Es war ein Leichtes, die beiden zu meiden, als ich die Treppe ins Erdgeschoss hinunterschlich und in die stille, nur vom Mond erhellte Küche schlüpfte, die ich noch nie so dunkel, leer und reglos gesehen hatte.
    Und kalt. Mein Atem bildete kleine Wolken vor meinen Lippen, und ich schauderte auf der Stelle, so kühl war es dort im Vergleich zu der dürftigen Wärme meines Zimmers.
    Nahe der Tür stand eine Kerze, die ich anzündete. Ich schützte die Flamme mit der hohlen Hand und leuchtete mir den Weg hinaus auf den Hof vor dem Stall. Und hatte ich schon geglaubt, es sei in der Küche kalt, dann, nun … draußen herrschte jene Art von Kälte, in der es einem vorkommt, als wäre die ganze Welt ringsum davon wie zu Glas gefroren und im Begriff zu zerbrechen. Es war so kalt, dass es mir den Atem nahm und mir Zweifel kamen, während ich dastand und mich fragte, ob ich überhaupt weitergehen konnte oder nicht.
    Eines der Pferde wieherte und stampfte, und aus irgendeinem Grund half mir der Lärm dabei, mich zu entscheiden.

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