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Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Titel: Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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war ich ungestört – von Kindermädchen, die mich vom schmutzigen Boden aufstehen hießen, bevor ich mir ein Loch in die Hose risse; von anderen wohlmeinenden Angehörigen des Personals, die mich in höfliche Gespräche verwickelten und zwangen, Fragen über meine Erziehung und Bildung zu beantworten, oder über Freunde, die es nicht gab; und auch von Mutter oder Vater, die mich ebenfalls vom schmutzigen Boden aufstehen hießen, bevor ich mir ein Loch in die Hose risse, und die mich obendrein noch zwangen, Fragen über meine Erziehung und Bildung zu beantworten oder über Freunde, die es nicht gab. Und dort hatte ich auch – und vor allem – meine Ruhe vor Jenny, die für jedes meiner Spiele nur ein spöttisches Grinsen übrig hatte, und wenn ich mit meinen Zinnsoldaten spielte, versuchte sie in ihrer Boshaftigkeit stets, sie alle umzutreten.
    Nein, der Flur zwischen der Diele des Personals und der Geschirrkammer war einer der wenigen Orte am Queen Anne’s Square, wo ich berechtigte Hoffnung hatte, all diesen Dingen aus dem Weg zu gehen, und deshalb begab ich mich dorthin, wenn ich nicht gestört werden wollte.
    Diesmal jedoch tauchte ein neues Gesicht auf, nämlich das von Mr Birch, der den Flur betrat, als ich gerade meine Truppen aufstellte. Ich hatte eine Laterne dabei, die ich auf den Steinboden gestellt hatte, und die Flamme flackerte in der Zugluft, als die Tür zum Flur aufging. Von meinem Platz am Boden aus erkannte ich den Saum seines Gehrocks und die Spitze seines Stocks, und als mein Blick weiter nach oben wanderte, sah ich, wie er auf mich herabschaute, und ich fragte mich, ob auch er wohl ein Schwert in seinem Stock versteckte und ob es genauso klapperte wie das meines Vaters.
    „Master Haytham, ich habe gehofft, Euch hier zu finden“, sagte er lächelnd. „Seid Ihr beschäftigt?“
    Ich stand auf. „Ich spiele nur, Sir“, antwortete ich rasch. „Stimmt etwas nicht?“
    „Oh nein.“ Er lachte. „Im Gegenteil, ich möchte Euch gewiss nicht beim Spielen stören, aber es gibt da etwas, das ich gern mit Euch besprochen hätte.“
    „Natürlich“, erwiderte ich, und mir wurde flau im Magen bei dem Gedanken an eine weitere Fragerunde über mein arithmetisches Können. Ja, ich rechnete gern. Ja, ich schrieb gern. Ja, ich hoffte, eines Tages so klug zu sein wie mein Vater. Ja, ich hoffte, eines Tages, geschäftlich gesehen, in seine Fußstapfen zu treten.
    Aber Mr Birch bedeutete mir mit einer Handbewegung, weiterzuspielen, dann legte er seinen Stock beiseite und zog die Hosenbeine etwas hoch, um sich neben mich auf den Boden zu setzen.
    „Und was haben wir hier?“, fragte er und wies auf die kleinen Zinnfiguren.
    „Nur ein Spiel, Sir“, antwortete ich.
    „Das sind deine Soldaten, nicht wahr?“, fragte er. „Und wer von ihnen ist der Befehlshaber?“
    „Es gibt keinen Befehlshaber, Sir“, erklärte ich.
    Er lachte trocken. „Eure Männer brauchen einen Anführer, Haytham. Woher sollen sie sonst wissen, was am besten zu tun ist? Wie sonst sollen sie Sinn für Disziplin und Zielstrebigkeit entwickeln?“
    „Ich weiß es nicht, Sir.“
    „Hier“, sagte Mr Birch. Er nahm eine der kleinen Figuren aus der Gruppe heraus, polierte sie an seinem Ärmel und stellte sie etwas abseits von den anderen wieder hin. „Vielleicht sollten wir diesen Gentleman zum Anführer ernennen. Was meint Ihr?“
    „Wenn Ihr das möchtet, Sir.“
    „Master Haytham“, sagte Mr Birch lächelnd, „es ist Euer Spiel. Ich bin nur ein Eindringling, jemand, der hofft, dass Ihr mir zeigt, wie man es spielt.“
    „Ja, Sir, unter diesen Umständen wäre es wohl gut, einen Anführer zu haben.“
    Plötzlich öffnete sich die Tür zum Flur abermals. Ich schaute auf, und diesmal sah ich Mr Digweed hereinkommen. Im flackernden Licht der Laterne bemerkte ich, wie er und Mr Birch einen Blick wechselten.
    „Hat Euer Anliegen hier nicht Zeit, Digweed?“, fragte Mr Birch knapp.
    „Gewiss, Sir“, erwiderte Mr Digweed. Er verbeugte sich, zog sich wieder zurück und schloss die Tür hinter sich.
    „Sehr gut“, fuhr Mr Birch fort und richtete sein Augenmerk erneut auf das Spiel. „Dann stellen wir diesen Gentleman dorthin. Er ist der Anführer, der seine Männer zu großen Taten inspiriert, ihnen mit gutem Beispiel vorangeht und sie den Wert von Ordnung, Disziplin und Treue lehrt. Was meint Ihr, Master Haytham?“
    „Ja, Sir“, sagte ich folgsam.
    „Und noch etwas, Master Haytham“, sagte Mr Birch, griff zwischen seine

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