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Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Titel: Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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war fleckig und wie von den Narben einer Krankheit entstellt. Schwer atmend fuhr er sich mit dem Handrücken über den Mund. Er hatte unterwegs seinen Hut verloren, darunter war kurz geschorenes, ergrauendes Haar zum Vorschein gekommen. Sein Mantel – dunkel, genau wie der Ladenbesitzer ihn beschrieben hatte – war zerrissen und stand offen, sodass der rote Armeewaffenrock darunter zu sehen war.
    „Ihr seid ein britischer Soldat“, sagte ich.
    „Das ist die Uniform, die ich trage“, grinste er höhnisch, „aber meine Loyalität liegt anderswo.“
    „Ach, wirklich? Wem habt Ihr denn dann die Treue geschworen?“, fragte ich. „Seid Ihr ein Assassine?“
    Er schüttelte den Kopf. „Ich bin mein eigener Herr, Junge. Etwas, wovon Ihr nur träumen könnt.“
    „Es ist lange her, seit mich jemand ‚Junge‘ genannt hat“, erwiderte ich.
    „Ihr glaubt, Ihr hättet Euch einen Namen gemacht, Haytham Kenway. Der Killer. Die Klinge der Templer. Weil Ihr ein paar fette Kaufleute getötet habt? Nein, für mich seid Ihr nur ein Junge. Ihr seid ein Junge, weil ein Mann dem, den er töten will, ins Gesicht schaut, von Mann zu Mann. Er schleicht sich nicht mitten in der Nacht von hinten an sie heran wie eine Schlange.“ Er machte eine kurze Pause. „Wie ein Assassine .“
    Er wechselte das Messer ständig von einer Hand in die andere, hin und her. Der Anblick hatte eine beinah hypnotische Wirkung – oder zumindest ließ ich ihn in dem Glauben.
    „Ihr meint, ich kann nicht kämpfen?“, fragte ich.
    „Ihr müsst es noch unter Beweis stellen.“
    „Warum nicht hier und jetzt?“
    Er spuckte aus und winkte mich mit einer Hand heran, während er das Messer in der anderen drehte. „Kommt nur“, stachelte er mich an. „Kommt und seid zum ersten Mal ein Krieger. Kommt und findet heraus, was das für ein Gefühl ist. Kommt nur, Junge. Seid ein Mann.“
    Damit wollte er mich wütend machen, aber stattdessen half es mir, mich zu konzentrieren. Ich brauchte ihn lebend. Ich musste mit ihm reden.
    Ich sprang über den Baumstamm auf die Lichtung. Dabei führte ich einen ungezielten Hieb nach ihm, um ihn zurückzutreiben, und fand rasch wieder sicheren Stand, bevor er zum Gegenangriff übergehen konnte. Wir umkreisten einander, jeder wartete darauf, dass der andere die nächste Attacke wagte. Ich beendete das Patt, indem ich vorwärtssprang, einen Streich führte und mich dann gleich wieder in die Verteidigung zurückzog.
    Eine Sekunde lang dachte er, meine Klinge sei fehlgegangen. Dann spürte er das Blut über seine Wange rinnen, berührte sein Gesicht und seine Augen weiteten sich überrascht. Den ersten Treffer hatte ich gelandet.
    „Ihr habt mich unterschätzt“, erklärte ich.
    Diesmal fiel sein Lächeln ein wenig angestrengter aus. „Ein zweites Mal wird es für Euch nicht geben.“
    „Oh doch“, erwiderte ich und wagte einen weiteren Ausfall. Ich täuschte links an und stieß dann rechts zu, als er bereits auf der falschen Seite in die Verteidigung ging.
    Auf seinem freien Arm klaffte ein Schnitt. Blut tränkte seinen zerfetzten Ärmel und tropfte auf den Waldboden, leuchtendes Rot auf braunen und grünen Nadeln.
    „Ich bin besser, als Ihr glaubt“, sagte ich. „Auf Euch wartet nur eines – der Tod. Es sei denn, Ihr redet. Es sei denn, Ihr verratet mir alles, was Ihr wisst. Für wen arbeitet Ihr?“
    Ich tänzelte nach vorn und schlug zu, als er einen weiten Streich mit dem Messer führte. Im nächsten Moment blutete auch seine andere Wange. Jetzt zeichneten sich zwei rote Striemen auf dem braunen, ledrigen Gesicht ab.
    „Warum wurde mein Vater umgebracht?“
    Ich unternahm einen weiteren Vorstoß, und diesmal fuhr ihm meine Klinge über den Rücken der Messerhand. Hätte ich jedoch gehofft, er würde das Messer fallen lassen, so wäre ich enttäuscht worden. Hoffte ich hingegen, ihm meine Fähigkeiten zu demonstrieren, dann hätte ich mein Ziel erreicht, und das zeigte sich auf seinem Gesicht. Auf seinem nun blutigen Gesicht. Er grinste nicht mehr.
    Aber die Lust zum Kämpfen hatte ihn noch nicht verlassen, und als er nach vorn kam, tat er es schnell und geschmeidig, und er wechselte wieder das Messer von einer Hand in die andere, um mich in die Irre zu leiten, und fast hätte er mich erwischt. Aber nur fast. Vielleicht wäre es ihm sogar gelungen, hätte er mir diesen Trick nicht bereits vorgeführt und hätten ihn die Verletzungen, die ich ihm zugefügt hatte, nicht langsamer gemacht.
    So aber konnte ich

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