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Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Titel: Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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verletzen. Es war ohnedies erschöpft, und so beschloss ich widerwillig, abzusitzen und das Tier für ein paar Stunden ausruhen zu lassen.
    Und während ich hier sitze und dies schreibe, frage ich mich, warum? Nach all den Jahren, in denen Reginald wie ein Vater zu mir gewesen war, mein Mentor, Lehrer und Führer – warum hatte ich nun beschlossen, allein loszureiten? Und warum enthielt ich ihm vor, was ich über meinen Vater herausgefunden hatte?
    Habe ich mich verändert? Hat er sich verändert? Oder hat sich das Band, das uns einst miteinander verknüpfte, verändert?
    Die Temperatur ist gefallen. Mein Pferd – und es erscheint mir nur angemessen, ihm einen Namen zu geben, und angesichts der Art und Weise, wie die Stute bereits an mir schnüffelt, wenn sie einen weiteren Apfel will, will ich sie Scratch nennen – liegt nicht weit von mir entfernt, hat die Augen geschlossen und macht einen zufriedenen Eindruck, und ich schreibe in mein Tagebuch.
    Ich denke nach über das, worüber Reginald und ich gesprochen haben. Und ich frage mich, ob er recht hat, wenn er den Mann, zu dem ich geworden bin, in Zweifel zieht.

15. Juli 1747
    Am Morgen stand ich früh auf, es wurde gerade hell, schob Erde über die verglimmenden Kohlen meines Feuers und schwang mich auf Scratchs Rücken.
    Die Jagd ging weiter. Während des Ritts grübelte ich. Warum waren Spitzohr und der Messermann getrennte Wege gegangen? Hatten die beiden vorgehabt, in die Vereinigten Niederlande zu reisen und dort zu Braddock zu stoßen? Würde Spitzohr erwarten, dass sein Komplize ihn einholte?
    Ich hatte keine Ahnung. Ungeachtet ihrer Pläne konnte ich nur hoffen, dass der Mann vor mir nichts von mir, seinem Verfolger, wusste.
    Aber wenn er nichts ahnte – und woher hätte er es wissen sollen? –, warum schloss ich dann nicht zu ihm auf?
    Ich ritt zwar schnell, war aber auch auf der Hut, denn wenn ich mich ihm zu schnell näherte, war das genauso katastrophal, wie ihn gar nicht zu erwischen.
    Nach ungefähr einer Dreiviertelstunde stieß ich auf die Stelle, wo er übernachtet hatte. Hätte ich Scratch weiter vorangetrieben, hätte ich ihn dann überrascht? Ich kniete nieder, um zu ertasten, wie warm seine Feuerstelle noch war. Links von mir knabberte Scratch an etwas, das auf dem Boden lag, ein weggeworfenes Stück Wurst. Mir knurrte der Magen. Reginald hatte recht gehabt. Der Spitzohrige war für die Reise viel besser gerüstet als ich mit meinem halben Laib Brot und den paar Äpfeln. Ich schalt mich dafür, die Satteltaschen seines Komplizen nicht durchsucht zu haben.
    „Komm schon, Scratch“, sagte ich. „Komm, Mädchen.“
    Ich ritt den ganzen Tag lang und verlangsamte mein Tempo nur einmal, um das Fernglas aus meiner Tasche zu holen und den Horizont nach irgendeiner Spur des Spitzohrigen abzusuchen. Er blieb mir voraus. Entnervend weit voraus. Den ganzen Tag lang. Bis ich mich bei Anbruch der Dunkelheit zu fragen begann, ob ich ihn nicht ganz verloren hatte. Ich konnte nur hoffen, dass ich mich bezüglich seines Ziels nicht irrte.
    Am Ende blieb mir keine andere Wahl, als abermals eine Rast einzulegen, ein Lager aufzuschlagen, ein Feuer zu machen, Scratch etwas Ruhe zu gönnen und zu beten, dass ich seine Fährte nicht verloren hatte.
    Und während ich hier sitze, frage ich mich: Warum ist es mir noch nicht gelungen, ihn einzuholen?

16. Juli 1747
    I
    Am Morgen erwachte ich, weil mich ein Blitz der Erleuchtung traf. Natürlich! Spitzohr gehörte zu Braddocks Armee, und die hatte sich in den Vereinigten Niederlanden mit Streitkräften unter dem Befehl des Prinzen von Oranien verbündet. Dort musste Spitzohr zu finden sein. Und er hatte es so eilig, weil …
    Weil er geflüchtet war und schnell zurückmusste, bevor seine Abwesenheit bemerkt wurde.
    Das hieß, seine Anwesenheit im Schwarzwald war nicht offiziell abgesegnet gewesen. Und das wiederum hieß, dass Braddock als sein Lieutenant-Colonel nichts davon wusste. Oder wahrscheinlich nichts davon wusste.
    Ich leistete Scratch Abbitte. Abermals ritt ich sie hart – den dritten Tag in Folge –, und ich spürte ihre Müdigkeit, die Erschöpfung, die sie langsamer machte. Trotzdem dauerte es nur eine halbe Stunde, bis wir auf die Überreste von Spitzohrs Nachtlager stießen, und diesmal hielt ich nicht an, um die Wärme der Glut zu prüfen, sondern trieb Scratch voran und gönnte ihr erst auf der nächsten Hügelkuppe eine Rast, wo ich anhielt und das Fernglas hervorholte, um die Landschaft vor

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