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Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Titel: Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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Schultern herabgesunken, den Kopf zur Seite geneigt. Sein Gesicht war eine blutige Masse, aber ich sah, dass seine Lippen sich bewegten. Er lebte, und über ihm stand der zweite Mann, ein blutverschmiertes Messer in der Hand – ein Messer mit gebogener Sägeklinge –, um der Sache ein Ende zu bereiten. Er wollte Digweed die Kehle durchschneiden.
    Ich hatte mein Schwert noch nie als Speer benutzt, und es taugt auch nicht gut zu diesem Zweck, aber in diesem Moment war es mein oberstes Ziel, Digweed nicht sterben zu lassen. Ich musste mit ihm sprechen, und außerdem sollte niemand außer mir ihn töten. Also warf ich es. Zu mehr blieb mir keine Zeit. Und obwohl mein Wurf so kraft- wie ziellos war, traf das Schwert den Arm des Messermanns doch genau in dem Augenblick, als seine Klinge nach unten fuhr, und es reichte – es reichte, um ihn mit einem schmerzerfüllten Aufheulen zurückwanken zu lassen, während ich schon vom Pferd sprang, auf dem Bretterboden der Hütte landete, eine Rolle vorwärts vollführte und noch in der Bewegung mein Kurzschwert zückte.
    Und es hatte gereicht, um Digweed zu retten.
    Direkt neben ihm kam ich wieder auf die Füße. Blutgetränkte Seile banden seine Arme und Beine an den Stuhl. Seine Kleidung war zerrissen und schwarz von Blut, sein Gesicht geschwollen und blutig. Seine Lippen bewegten sich immer noch. Seine Augen blickten in meine Richtung, und ich fragte mich, was er wohl dachte in dem kurzen Moment, da er mich sah. Erkannte er mich? Versetzte ihm sein Schuldgefühl einen schmerzhaften Stich, oder flackerte Hoffnung in ihm auf?
    Dann schweifte mein Blick zu einem Fenster in der hinteren Wand, durch das ich die Beine des Messermanns verschwinden sah, der sich hindurchgezwängt hatte und draußen mit einem dumpfen Laut zu Boden fiel. Wäre ich ihm durch das Fenster gefolgt, hätte ich mich in eine gefährliche Lage gebracht – ich wollte nicht im Rahmen stecken, während der Messermann alle Zeit der Welt hatte, um mir seine Klinge in den Leib zu rammen. Deshalb lief ich stattdessen zur Tür und wieder hinaus auf die Lichtung, um die Verfolgung aufzunehmen. Reginald traf gerade ein. Er hatte den Messermann gesehen und einen besseren Blick auf ihn als ich, und er zielte bereits mit seinem Bogen auf ihn.
    „Bringt ihn nicht um“, schrie ich, als er auch schon schoss, und er heulte wütend auf, als der Pfeil fehlging.
    „Verdammt, Haytham, ich hatte ihn fast“, rief er. „Jetzt ist er zwischen den Bäumen untergetaucht.“
    Ich war um die Hütte herumgelaufen, meine Füße wirbelten einen Teppich aus trockenen Tannennadeln auf, und ich sah den Messermann gerade noch zwischen den Bäumen verschwinden. „Ich brauche ihn lebend, Reginald“, rief ich zurück. „Digweed ist in der Hütte. Sorgt für seine Sicherheit, bis ich zurückkomme.“
    Und damit stürmte ich selbst zwischen die Bäume. Blätter und Äste peitschten mir ins Gesicht, während ich, das Kurzschwert in der Hand, vorwärtspreschte. Vor mir sah ich durch Laub und Geäst eine dunkle Gestalt, die sich ebenso wenig anmutig wie ich ihren Weg bahnte.
    Oder sogar noch weniger anmutig, weil ich aufholte.
    „Wart Ihr dabei?“, rief ich dem Kerl zu. „Wart Ihr dabei in jener Nacht, als mein Vater umgebracht wurde?“
    „Diese Freude war mir nicht vergönnt, Junge“, rief er mir über die Schulter zu. „Ich wünschte wirklich, ich wäre dabei gewesen. Aber ich habe mein Scherflein dazu beigetragen. Ich war der Mittelsmann.“
    Natürlich. Er hatte einen südwestenglischen Akzent. Wer war noch gleich mit einem solchen Akzent beschrieben worden? Der Mann, der Digweed erpresst hatte. Der Mann, der Violet mit einem gefährlich aussehenden Messer bedroht hatte.
    „Bleibt stehen, und stellt Euch mir zum Kampf!“, rief ich. „Wenn Ihr so scharf auf das Blut der Kenways seid, dann lasst uns sehen, ob Ihr es schafft, auch meines zu vergießen!“
    Ich war flinker als er. Ich war schneller, und ich hatte unterdessen weiter aufgeholt. Ich hatte das Keuchen in seiner Stimme gehört, als er mit mir gesprochen hatte, und es war jetzt nur noch eine Frage der Zeit, bis ich ihn hatte. Das wusste er, und anstatt seine Kräfte weiter zu erschöpfen, beschloss er, sich umzudrehen und zu kämpfen. Vorher sprang er noch über einen letzten umgestürzten Stamm, hinter dem er auf einer kleinen Lichtung landete. Dort wirbelte er herum, die gebogene Klinge in der Hand. Die gebogene, gezahnte, „gefährlich aussehende“ Klinge. Sein Gesicht

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