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Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Titel: Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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mich leicht unter seiner Klinge hinwegducken und meine nach oben stoßen, direkt in seine Seite. Aber dann fluchte ich. Ich hatte ihn zu schwer verletzt, hatte seine Niere getroffen. Er war so gut wie tot. Die inneren Blutungen würden ihn binnen einer halben Stunde umbringen, er konnte aber auch gleich das Bewusstsein verlieren. Ob ihm das selbst bewusst war oder nicht, wusste ich nicht, denn er griff mich abermals an, die Zähne gefletscht, die jetzt, wie mir auffiel, blutig waren, doch ich wich ihm mit einer schwungvollen Bewegung mühelos aus, bekam seinen Arm zu fassen, drehte mich in ihn hinein und brach ihm den Arm auf Höhe des Ellbogens.
    Der Laut, den er von sich gab, war weniger ein Aufschrei als vielmehr ein gequältes Einatmen, und als ich die Bruchstellen des Knochens in seinem Arm übereinander rieb, mehr wegen des Effekts als um eines nützlichen Zweckes willen, plumpste sein Messer auf den Waldboden, und er sank auf die Knie.
    Ich ließ seinen Arm los, der schlaff nach unten fiel, ein Sack aus Haut und gebrochenen Knochen. Als ich auf ihn hinabschaute, erkannte ich, dass ihm bereits das Blut aus dem Gesicht gewichen war, und um seine Leibesmitte herum breitete sich ein schwarzer Fleck auf der Erde aus. Kraftlos tastete er mit seiner unversehrten Hand nach dem schlaffen Arm, und als er zu mir aufsah, lag beinah etwas Anklagendes in seinen Augen, etwas Jämmerliches.
    „Warum habt Ihr ihn umgebracht?“, fragte ich ruhig.
    Wie ein lecker Trinkschlauch sackte er in sich zusammen, bis er auf der Seite lag. Ihn kümmerte jetzt nur noch das Sterben.
    „Redet“, drängte ich und beugte mich zu ihm hinab. Kiefernnadeln klebten in seinem blutigen Gesicht. Seine letzten Atemzüge trafen den Mulch des Waldbodens.
    „Euer Vater …“, begann er, dann hustete er ein wenig Blut aus, bevor er von Neuem ansetzte: „Euer Vater war kein Templer.“
    „Das weiß ich“, versetzte ich. „Wurde er deshalb getötet?“ Ich spürte, wie ich unwillkürlich die Stirn runzelte. „Wurde er getötet, weil er sich weigerte, dem Orden beizutreten?“
    „Er war ein … ein Assassine.“
    „Und die Templer haben ihn umgebracht? Dafür wurde er umgebracht?“
    „Nein. Umgebracht wurde er wegen etwas, das er besaß.“
    „Was?“ Ich beugte mich hinunter, verzweifelt bemüht, jedes Wort zu verstehen. „Was hatte er in seinem Besitz?“
    Keine Antwort.
    „Wer?“, schrie ich fast. „Wer hat ihn getötet?“
    Aber der Mann hatte das Bewusstsein verloren. Sein Mund stand offen, seine Lider flatterten, dann schlossen sie sich, und egal, wie oft ich ihm ins Gesicht schlug, er kam einfach nicht mehr zu sich.
    Ein Assassine. Vater war ein Assassine. Ich drehte den Messermann herum, schloss ihm die Lider, die sich im Tod noch einmal geöffnet hatten, und leerte den Inhalt seiner Taschen auf den Boden. Zum Vorschein kamen die übliche Ansammlung von Blechdosen sowie ein paar Fetzen Papier, darunter ein Satz militärischer Eintrittspapiere. Sie waren auf ein Regiment ausgestellt – die Coldstream Guards, um genau zu sein –, und für den Eintritt gab es anderthalb Guinees, dann einen Schilling pro Tag. Der Name des Zahlmeisters stand in den Papieren. Er lautete Lieutenant-Colonel Edward Braddock.
    Und Braddock war mit seiner Armee in der Republik der Vereinigten Niederlande, um gegen Frankreich zu den Waffen zu greifen. Ich dachte an den spitzohrigen Mann, den ich vorhin davonreiten sah. Auf einmal wusste ich, wohin er unterwegs war.
    IV
    Ich machte kehrt und brach durch den Wald zurück zur Hütte. Binnen Minuten hatte ich den Weg hinter mich gebracht. Davor standen die drei Pferde, die seelenruhig im hellen Sonnenschein grasten. Drinnen war es dunkel und kühler. Reginald stand über Digweed gebeugt, der immer noch an den Stuhl gefesselt war. Sein Kopf hing zur Seite, und ich wusste, kaum dass mein Blick auf ihn gefallen war …
    „Er ist tot“, sagte ich nur und sah Reginald an.
    „Ich habe versucht, ihn zu retten, Haytham, aber der armen Seele war nicht mehr zu helfen.“
    „Woran ist er gestorben?“, fragte ich scharf.
    „An seinen Wunden“, versetzte Reginald. „Seht ihn Euch doch an!“
    Digweeds Gesicht war eine Maske aus trocknendem Blut. Seine Kleidung war damit verkrustet. Der Messermann hatte ihn leiden lassen, so viel stand fest.
    „Als ich ging, war er noch am Leben.“
    „Und als ich hereinkam, war er auch noch am Leben, verdammt“, fauchte Reginald.
    „Sagt mir wenigstens, dass Ihr etwas aus ihm

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