Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen
Benjamin hastig hervor. „Vielleicht war ich ja gerade etwas voreilig.“
„Es tut mir sehr leid, Benjamin, aber diese Option ist vom Tisch“, erwiderte Silas bedauernd.
„Seid doch vernünftig …“, begann Benjamin in flehendem Ton.
Silas neigte den Kopf zur Seite und runzelte die Stirn. „Ich glaube eigentlich, ich war vernünftig. Aber Ihr habt meine Großzügigkeit ausgenutzt. Ein zweites Mal lass ich mich nicht zum Narren halten.“
Der Folterer trat vor, hielt sich die Messerspitze vors eigene Auge und grinste irrsinnig.
„Ich fürchte, mir fehlt das Zeug, einen derart barbarischen Akt mit anzusehen“, sagte Silas im Tonfall einer leicht zu ängstigenden alten Frau. „Kommt nach, wenn Ihr fertig seid, Cutter.“
Silas wandte sich zum Gehen, da schrie Benjamin Church: „Das werdet Ihr noch bereuen, Silas! Habt Ihr gehört? Dafür wird Euer Kopf rollen!“
Silas blieb an der Tür stehen, drehte sich um und musterte ihn. „Nein“, sagte er mit einem Lachen. „Nein, das glaube ich eigentlich nicht.“
Dann setzten Benjamins Schreie ein, als Cutter mit seiner Arbeit anfing. Leise kichernd fuchtelte er mit dem Messer herum, wie ein Künstler, der zu Beginn eines größeren Werkes die ersten Pinselstriche setzt. Der arme Dr. Church war die Leinwand, und Cutter malte sein Meisterwerk.
Ich flüsterte Charles zu, was zu tun war, und er entfernte sich, schlich sich durch die Dunkelheit in den hinteren Teil des Lagerhauses, wo er eine Hand an den Mund legte und rief: „Hey, hier drüben, ihr Mistkerle!“ Dann verschwand er sogleich wieder, ebenso schnell wie lautlos.
Cutters Kopf ruckte hoch. Er gab den beiden Wachen einen Wink und ließ aufmerksam den Blick durch das Lagerhaus schweifen, während seine Männer ihre Schwerter zogen und sich vorsichtig dem rückwärtigen Bereich näherten, wo die Stimme hergekommen war – als auch schon ein weiterer Ruf erklang, diesmal aus einer anderen finsteren Ecke und eher ein Flüstern: „Hier drüben.“
Die beiden Wachen schluckten und tauschten einen nervösen Blick, während Cutter versuchte, im Halbdunkel etwas zu erkennen. Das Kinn hatte er vorgeschoben, halb vor Angst, halb vor Frustration, und ich konnte förmlich sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete: Spielten ihm seine eigenen Leute einen Streich? Oder waren es Kinder?
Nein. Es war der Feind.
„Was ist los?“, knurrte einer der Schurken. Beide reckten sie den Hals, um in die dunklen Winkel des Lagerhauses zu spähen. „Hol eine Fackel“, schnauzte der erste seinen Kumpan an, und der andere eilte zur Mitte des Raumes, hob vorsichtig eine der schweren Feuerschalen hoch und versuchte, sie gebückt zurückzutragen.
Plötzlich ertönte ein schriller Aufschrei aus dem Dunkel, und Cutter rief: „Was? Was zum Teufel ist da los?“
Der Mann mit der Feuerschale setzte sie ab und schaute aus schmalen Augen in die Düsternis. „Das war Greg“, gab er über die Schulter zurück. „Er ist nicht mehr da, Boss.“
Cutter fuhr auf. „Was soll das heißen, ‚er ist nicht mehr da‘? Er war doch gerade noch da.“
„Greg!“, rief der andere. „Greg?“
Keine Antwort. „Ich sag’s Euch doch, Boss, er ist nicht mehr da.“ Und genau in diesem Augenblick, wie um seine Worte zu unterstreichen, flog ein Schwert aus der Dunkelheit heran, schlitterte über den steinernen Boden und blieb vor Cutters Füßen liegen.
Die Klinge war mit Blut befleckt.
„Das ist Gregs Schwert“, sagte der andere entsetzt. „Die haben Greg erwischt.“
„Wer hat Greg erwischt?“, blaffte Cutter.
„Ich weiß es nicht, aber erwischt haben sie ihn.“
„Wer Ihr auch seid, zeigt Euch!“, rief Cutter. Sein Blick zuckte zu Benjamin, und wieder sah ich, wie es in seinem Hirn arbeitete, und ich sah auch, zu welchem Schluss er kam: Sie wurden von Freunden des Doktors angegriffen, es handelte sich um eine Rettungsaktion. Der andere Schurke blieb, wo er war. Im Licht der Feuerschale wähnte er sich halbwegs sicher. Die Spitze seines Schwerts zitterte blinkend im Feuerschein. Charles blieb im Schatten, eine stumme Gefahr. Ich wusste, dass es sich nur um Charles handelte, aber für Cutter und seinen Komplizen war er so etwas wie ein Rachedämon, lautlos und unerbittlich wie der Tod selbst.
„Kommt raus, sonst schicke ich Euren Kumpel in die Hölle“, drohte Cutter mit heiserer Stimme. Er trat auf Benjamin zu, wollte ihm die Klinge an den Hals setzen. Mir kehrte er den Rücken zu, und ich witterte meine Chance,
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