Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen
stahl mich aus meinem Versteck und pirschte auf ihn zu. Im gleichen Moment drehte sich sein Kumpan um, sah mich und kreischte: „Boss, hinter Euch!“, und Cutter fuhr herum.
Ich sprang und ließ zugleich die verborgene Klinge hervorschnellen. Cutter geriet in Panik. Ich sah, wie sich seine Messerhand spannte. Er wollte Benjamin den Rest geben. Ich streckte mich, schaffte es, seine Hand beiseite zu schlagen, und schleuderte ihn zurück, aber ich verlor dabei fast die Balance, und so hatte er Gelegenheit, sein Schwert zu ziehen und mir zum Kampf gegenüberzutreten, das Schwert in der einen, das Foltermesser in der anderen Hand.
Über seine Schulter hinweg erkannte ich, dass Charles seine Gelegenheit nicht ungenutzt hatte verstreichen lassen – er hatte sich auf den anderen Kerl gestürzt, und Stahl klirrte auf Stahl, als ihre Klingen gegeneinanderprallten. Binnen Sekunden kämpften auch Cutter und ich, aber es stellte sich schnell heraus, dass ihm die Erfahrung fehlte. So gut er auch mit dem Messer sein mochte, war er doch nicht an Gegner gewöhnt, die zurückschlugen – er war ein Foltermeister, kein Krieger. Seine Hände bewegten sich zwar flink, und seine Klingen huschten an meinen Augen vorbei, aber es waren doch nur Tricks, die er mir zeigte, bloße Fingerfertigkeit, Bewegungen, die einem Mann, der an einen Stuhl gefesselt war, sicher Angst einjagten, aber mir nicht. Ich sah nichts weiter als einen Sadisten vor mir – einen Sadisten, der Angst hatte. Und wenn es etwas gibt, das noch verachtenswerter und erbärmlicher ist als ein Sadist, dann ist es einer, der Angst hat.
Er hatte kein Vorgefühl. Verstand nichts von Fußarbeit oder Defensive. Hinter ihm war der Kampf schon vorbei – der andere Schurke brach ächzend in die Knie, Charles setzte ihm einen Fuß auf die Brust, zog sein Schwert aus dem Leib des Mannes und ließ ihn zu Boden gehen.
Cutter sah das ebenfalls, und ich ließ ihn zuschauen, trat zurück und gestattete ihm mit anzusehen, wie sein Kumpan, sein letzter Verbündeter, starb. Es pochte dumpf an die Tür – der Wächter draußen hatte offenbar endlich gemerkt, dass ihm der Schlüsselbund gestohlen worden war, und versuchte nun, wenn auch vergebens, hereinzukommen. Cutters Blick huschte in diese Richtung, er hielt nach Rettung Ausschau, ohne fündig zu werden. Sein angstvoller Blick heftete sich wieder auf mich, und ich grinste, dann trat ich vor und ließ meine Klinge ihre Arbeit tun. Es bereitete mir kein Vergnügen. Ich ließ ihm lediglich die Behandlung zuteilwerden, die er verdiente, und als er schließlich mit einem roten Schnitt quer über der Kehle zu Boden ging und Blut über seine Brust rann, empfand ich nichts außer einem wie von mir losgelösten Gefühl der Dankbarkeit dafür, dass der Gerechtigkeit Genüge getan war. Seine Klinge würde niemandem mehr ein Leid zufügen.
Das Klopfen an der Tür hatte ich vergessen, bis es aufhörte, und in der unvermittelten Stille warf ich Charles einen Blick zu, der zu demselben Schluss kam wie ich: Der Wächter draußen war fortgegangen, um Hilfe zu holen. Benjamin stöhnte, und ich ging zu ihm, durchtrennte mit zwei Schnitten seine Fesseln und fing ihn auf, als er vornüber vom Stuhl zu fallen drohte.
Sofort waren meine Hände glitschig von seinem Blut, aber er schien regelmäßig zu atmen, und seine Augen waren offen, auch wenn er sie ab und zu vor Schmerz zukniff. Er würde es überleben. Seine Wunden waren schmerzhaft, aber nicht allzu tief.
Er sah mich an. „Wer … wer seid Ihr?“, brachte er hervor.
Ich tippte mir an den Hut. „Haytham Kenway, zu Euren Diensten.“
Der Ansatz eines Lächelns erschien auf seinem Gesicht, als er sagte: „Danke. Ich danke Euch. Aber … ich verstehe nicht … warum Ihr hier seid?“
„Ihr seid ein Tempelritter, oder nicht?“, erwiderte ich.
Er nickte.
„So wie ich, und es ist nicht unsere Art, andere Ritter messerschwingenden Wahnsinnigen zu überlassen. Deshalb bin ich hier – und weil ich Eure Hilfe benötige.“
„Die sollt Ihr bekommen“, versprach er. „Sagt einfach nur, was Ihr braucht …“
Ich half ihm auf die Beine und winkte Charles herbei. Gemeinsam führten wir Benjamin zum Seitenausgang des Lagerhauses, traten hinaus und genossen nach dem muffigen Gestank von Blut und Tod die kühle, frische Luft dort draußen.
Und auf dem Weg zurück zur Union Street und unserem Unterschlupf im Green Dragon erzählte ich Dr. Benjamin Church von der Liste.
13. Juli 1754
I
Wir
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