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Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Titel: Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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– oder wenn man Braddock von früher kannte, so wie ich –, dann konnte man den Unmut, der über diesem Ort lag, wahrnehmen: Die Männer gingen ihrem Tun mit spürbarem Widerwillen nach, sie taten es nicht aus Stolz auf ihre Uniform, sondern unter dem Joch der Brutalität.
    Apropos … Wir näherten uns einem Zelt, und als wir nah genug heran waren, erkannte ich – mit einem grummelnden und zutiefst unangenehmen Gefühl im Bauch –, dass die laute Stimme, die ich vernahm, Braddock gehörte.
    Wann hatte ich ihn zuletzt gesehen? Vor etlichen Jahren, als ich meinen Abschied von den Coldstreams genommen hatte, und nie zuvor und danach hatte es mich so gefreut, einem Mann den Rücken zu kehren. Ich hatte die Kompanie mit dem stillen Versprechen verlassen, mein Bestes zu tun, um dafür zu sorgen, dass er für seine Verbrechen, deren Zeuge ich im Laufe der Zeit geworden war, zur Rechenschaft gezogen wurde – grausame, brutale Verbrechen. Aber ich hatte nicht mit den engen Banden gerechnet, die den Orden zusammenhielten, und auch nicht mit Reginalds unerschütterlicher Loyalität ihm gegenüber. Letzten Endes musste ich einsehen, dass Braddock sein Treiben unverändert fortsetzen würde. Das gefiel mir nicht. Aber ich musste es hinnehmen. Mir blieb nur, ihm aus dem Weg zu gehen.
    Im Moment konnte ich das jedoch nicht.
    Er war in seinem Zelt, als wir eintraten, und gerade dabei, einen Mann zu maßregeln, der etwa in meinem Alter war und zwar Zivilkleidung trug, aber offensichtlich doch ein Militär war. Dieser Mann war John Pitcairn. Er stand da und bekam die volle Wucht von Braddocks Wut zu spüren, eine Wut, die mir noch sehr vertraut war. „… hattet Ihr vor, Euch anzusagen?“, brüllte der General. „Oder hattet Ihr gehofft, meine Männer würden Eure Ankunft nicht bemerken?“
    Ich mochte Pitcairn auf der Stelle. Es gefiel mir, wie er ungerührt antwortete, sein schottischer Akzent gemessen und ruhig: „Sir, wenn Ihr erlaubt, erkläre ich …“
    Mit Braddock hatte die Zeit keine Gnade gekannt. Sein Gesicht war röter denn je, sein Haar dünn geworden. Jetzt lief er sogar noch dunkler an, als er erwiderte: „Oh, ich bitte Euch. Ich bin äußerst gespannt auf Eure Erklärung.“
    „Ich bin nicht desertiert, Sir“, sagte Pitcairn. „Ich bin auf Commander Amhersts Befehl hier.“
    Doch Braddock war nicht in der Stimmung, sich von der Erwähnung Commanders Jeffrey Amherst beeindrucken zu lassen. Im Gegenteil verschlechterte sich seine Laune allenfalls noch.
    „Zeigt mir ein Schreiben, das sein Siegel trägt, dann bleibt Euch der Galgen vielleicht erspart“, knurrte er.
    „Ein solches Schreiben habe ich nicht“, erwiderte Pitcairn. Er schluckte – das einzige Zeichen von Nervosität, das er bislang gezeigt hatte. Vielleicht stellte er sich gerade vor, wie sich die Schlinge um seinen Hals zuzog. „Die Art meines Auftrags, Sir … ist …“
    Braddock trat zurück, als langweile ihn das ganze Theater, und womöglich war er im Begriff, Pitcairns Hinrichtung anzuordnen – als ich die Gelegenheit nutzte und vortrat.
    „Einen solchen Auftrag hält man besser nicht schriftlich fest“, sagte ich.
    Braddock wandte sich mir mit einem Ruck zu, sah Charles und mich erst jetzt und musterte uns mit unterschiedlichen Graden der Verärgerung. An Charles störte er sich weniger. An mir? Ich will es so ausdrücken: Die Abneigung beruhte auf Gegenseitigkeit.
    „Haytham“, sagte er nur. Mein Name kam ihm wie ein Fluch über die Lippen.
    „General Braddock“, gab ich zurück, ohne meinen Widerwillen seinem neuen Rang gegenüber zu verhehlen.
    Sein Blick wanderte von mir hin zu Pitcairn, und offenbar zählte er jetzt erst eins und eins zusammen. „Das sollte mich eigentlich nicht wundern. Wölfe ziehen oft im Rudel umher.“
    „Master Pitcairn wird für ein paar Wochen nicht hier sein“, erklärte ich ihm, „und ich werde ihn, sobald wir unsere Arbeit erledigt haben, zu seinem eigentlichen Stützpunkt zurückbringen.“
    Braddock schüttelte den Kopf. Ich gab mir alle Mühe, mein Lächeln zu verbergen, und das gelang mir auch, weil ich meiner Schadenfreude nur innerlich freien Lauf ließ. Er war außer sich, nicht nur, weil seine Autorität untergraben wurde, sondern vor allem, weil ich es war, der sie untergraben hatte.
    „Teufelswerk, zweifellos“, meinte er. „Schlimm genug, dass ich Euch Charles überlassen musste. Aber von diesem Verräter haben meine Vorgesetzten nichts gesagt. Ihn bekommt Ihr

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