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Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen

Titel: Assassin's Creed Bd. 5 - Forsaken - Verlassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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wieder ein, und die Indianer nutzten den plötzlichen Lärm, um sich in den Bäumen zu rühren und ihre Angriffspositionen einzunehmen.
    Ich stieg auf das Pferd des toten Kundschafters und nahm mir einen Moment lang Zeit, um das Tier zu beruhigen und sich an mich gewöhnen zu lassen, bevor ich es einen kleinen Hang zur Kolonne hinunterlenkte. Ein Offizier, der gleichfalls beritten war, erblickte mich und befahl mir, mich wieder einzureihen. Ich winkte entschuldigend, dann ließ ich mein Pferd zur Spitze der Kolonne trotten, vorbei am Gepäckzug und den Mitläufern, vorbei an den marschierenden Soldaten, die mir missgünstige Blicke zuwarfen und hinter meinem Rücken über mich redeten, und schließlich vorbei an den Musikern, bis ich fast auf einer Höhe mit der Spitze der Kolonne war. Jetzt war ich meinem Ziel ganz nah, aber ich war auch schutzloser. Ich war sogar so nah, dass ich hören konnte, wie Braddock mit einem seiner Männer sprach, der zu seinem inneren Kreis gehörte, zu den Söldnern.
    „Die Franzosen haben eingesehen, dass sie in jeder Hinsicht schwächeln“, sagte er gerade, „und darum haben sie sich mit den Wilden, die diese Wälder bewohnen, verbündet. Sie sind kaum mehr als Tiere, schlafen in den Bäumen, sammeln Skalps und fressen sogar ihre eigenen Toten. Sie verdienen keine Gnade. Verschont niemanden.“
    Ich wusste nicht, ob ich lachen sollte oder nicht. „Fressen ihre eigenen Toten.“ Das glaubte doch wohl kein Mensch. Oder doch?
    Der Offizier schien denselben Gedanken zu haben. „Aber, Sir“, wandte er ein, „das ist doch nur Gerede. Die Eingeborenen, die ich kennengelernt habe, tun nichts dergleichen.“
    Braddock drehte sich im Sattel nach ihm um. „Bezichtigt Ihr mich etwa der Lüge?“, brüllte er.
    „Ich habe mich versprochen, Sir“, erwiderte der Söldner bebend. „Es tut mir leid. Wirklich, ich bin dankbar, in Euren Diensten stehen zu dürfen.“
    „ Gestanden zu haben, meint Ihr wohl“, knurrte Braddock.
    „Sir?“, fragte der Mann von Angst erfüllt.
    „Ihr seid dankbar, in meinen Diensten gestanden zu haben“, wiederholte Braddock, zog seine Pistole und erschoss den Mann. Der Offizier stürzte von seinem Pferd, ein rotes Loch, wo eben noch sein Gesicht gewesen war. Sein Leichnam prallte mit einem dumpfen Laut auf den zundertrockenen Waldboden. Der Knall des Schusses hatte unterdessen die Vögel aus den Bäumen aufgescheucht, und die Kolonne kam plötzlich zum Stehen. Die Männer ließen sofort ihre Musketen von den Schultern gleiten und zogen ihre Klingen, weil sie glaubten, angegriffen zu werden.
    Ein paar Augenblicke lange waren alle Mann äußerst auf der Hut, bis der Befehl kam, die Gefechtsbereitschaft einzustellen, und bekannt wurde, was geschehen war. Die Nachricht wanderte im Flüsterton durch die Kolonne: Der General hatte soeben einen Offizier erschossen.
    Ich war weit genug vorn, um George Washingtons entsetzte Reaktion mitzubekommen, und nur er hatte den Mut, Braddock die Stirn zu bieten.
    „General!“
    Braddock drehte sich ruckartig zu ihm herum, und vielleicht fürchtete Washington einen Moment lang, ihm würde das gleiche Schicksal zuteilwerden. Bis Braddock dröhnte: „Ich toleriere keinen Zweifel unter den Leuten, die ich befehlige! Und auch keine Sympathie für den Feind. Ich habe keine Zeit für Ungehorsam.“
    Tapfer entgegnete George Washington: „Ich bestreite nicht, dass er falsch lag, Sir, nur …“
    „Er hat für seinen Verrat bezahlt, wie alle Verräter bezahlen müssen. Wenn wir diesen Krieg gegen die Franzosen gewinnen wollen … nein, wenn wir diesen Krieg gewinnen … dann deshalb, weil Männer wie Ihr Männern wie mir gehorcht haben – und zwar ohne zu zögern. In unseren Reihen muss Ordnung herrschen, die Befehlskette muss klar definiert sein. Führer und Untergebene. Ohne eine solche Struktur kann es keinen Sieg geben. Verstanden?“
    Washington nickte, wandte jedoch rasch den Blick ab und behielt, was er wirklich empfand, für sich. Als die Kolonne sich wieder in Bewegung setzte, verließ er, unter dem Vorwand, sich anderswo um anderes kümmern zu müssen, die Spitze. Ich erkannte meine Chance, manövrierte mich hinter Braddock und schloss dann seitlich gerade so weit zu ihm auf, dass er mich nicht sah. Noch nicht.
    Ich wartete auf den richtigen Augenblick, bis hinter uns plötzlich ein Aufruhr entstand und der Offizier, der auf der anderen Seite neben Braddock ritt, sich entfernte, um der Sache auf den Grund zu gehen. Damit

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