Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)
wahllos Einwohner von Jerusalem hinrichten ließ? Der geliebte Majd Addin? Es war kein Wunder, dass die Schar der Anwesenden so klein und unter ihnen kaum eine Spur von Trauer auszumachen war. Majd Addin wurde ungefähr genauso sehr geliebt wie die Lepra.
Der Imam stimmte ein Gebet an. „Oh Gott, segne Mohammed, seine Familie, seine Gefährten, oh Gnadenreicher und Erhabener. Oh Gott, majestätischer als Worte es beschreiben können, Friede sei mit den Propheten und der Segen des Gottes unseres Universums.“
Altaïrs Blick wanderte von dem Vorbeter zu de Sable und seiner Leibwache. Aus dem Augenwinkel nahm er eine Spiegelung des Sonnenlichts wahr, und er blickte an der Wand hinter den drei Rittern empor bis hinauf zu den Wehrgängen, die an der Außenseite des Hofs entlang verliefen. War es eine Bewegung gewesen, die er da gesehen hatte? Vielleicht. Hinter den Zinnen dort oben konnten leicht weitere Templer Deckung gefunden haben.
Er sah wieder zu dem Rittertrio hin. Robert de Sable stand wie zur Inspektion bereit da und schien sich als Ziel förmlich anzubieten. Seine Statur … war sie wirklich zu schmal? Der Umhang … er schien zu lang zu sein.
Nein . Altaïr beschloss, das Attentat abzublasen. Er durfte seinen Instinkt nicht einfach ignorieren. Der sagte ihm nicht nur, dass etwas nicht stimmte – er sagte ihm, dass nichts stimmte. Er setzte gerade zum Rückzug an, als sich der Ton des Imams veränderte.
„Wie Ihr wisst, wurde dieser Mann von den Assassinen ermordet. Wir haben versucht, seinen Mörder aufzuspüren, aber es hat sich als schwierig erwiesen. Diese Kreaturen verkriechen sich im Dunkeln und laufen vor jedem davon, der den fairen Kampf mit ihnen sucht.“
Altaïr erstarrte. Er wusste, dass die Falle jetzt zuschnappen sollte. Er versuchte, sich schneller durch die Menge zu schieben.
„Heute jedoch nicht“, hörte er den Imam rufen, „denn einer von ihnen scheint sich unter uns zu befinden. Er verspottet uns mit seiner Anwesenheit, und dafür soll er büßen.“
Plötzlich riss die Menge rings um Altaïr auf und bildete einen Kreis um ihn. Er fuhr herum, sein Blick fiel auf das Grab, wo der Imam mit ausgestrecktem Finger stand – und auf ihn zeigte. Im gleichen Moment sah er, wie de Sable und seine beiden Männer vortraten.
Die Umstehenden blickten wild entschlossen drein und zogen den Kreis enger, um ihm keinen Fluchtweg offenzulassen.
„Ergreift ihn. Führt ihn vor, auf dass Gottes Gerechtigkeit Erfüllung finde“, rief der Imam.
In ein und derselben Bewegung zog Altaïr sein Schwert und ließ seine Klinge hervorschnellen. Er entsann sich der Worte seines Meisters. „Wähle einen deiner Widersacher aus.“
Aber das war nicht nötig. Die Trauergäste mochten tapfer gewesen und Majd Addin geliebt haben, doch war niemand darauf vorbereitet, Blut zu vergießen, um ihn zu rächen. In Panik stob die Schar auseinander, die Trauernden stolperten auf der Flucht über ihre Gewänder, und Altaïr nutzte das plötzliche Durcheinander, um zur Seite zu huschen und den Blicken der sich nähernden Templer zu entschwinden. Einem von ihnen blieb gerade noch genug Zeit, um festzustellen, dass einer der Anwesenden nicht zu fliehen versuchte, sondern sich stattdessen auf ihn zubewegte, als ihn Altaïrs Schwert auch schon durchbohrte und er zu Boden sank. Altaïr sah, wie sich eine Tür in der Mauer öffnete, durch die weitere Ritter hereindrängten, mindestens fünf an der Zahl. Im selben Moment regnete ein Pfeilhagel von oben herab, und einer der Ritter drehte sich wie vom Blitz getroffen um die eigene Achse und fiel nieder. Aus seinem Hals ragte der Schaft eines Pfeils. Altaïrs Blick glitt hinauf zum Wehrgang, wo er Templer-Bogenschützen sah. Diesmal hatten sie ihm einen Gefallen getan. Aber dieses Glück würde ihm kaum noch einmal beschieden sein. Der zweite der beiden Leibwächter kam heran, und Altaïr führte einen Querstreich mit seiner Klinge, die dem Mann den Hals aufschlitzte und ihn in aufspritzendem Blut zu Boden gehen ließ. Dann wandte er sich Robert zu, der ihn angriff und sein Breitschwert mit einer Wucht schwang, die Altaïr rückwärtsstolpern ließ. Mit knapper Not wehrte er den Schlag ab. Verstärkung traf ein, und er wurde zurückgedrängt, fand sich in einem Schlagabtausch mit drei Rittern wieder und stellte fest, dass er genau auf Majd Addins letzter Ruhestätte stand. Doch es blieb ihm keine Zeit, diesen Augenblick auszukosten, denn schon ging ein weiterer
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