Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)
Tausende sein, die auf Pferden dem Feind entgegenstürmten, war jedoch noch zu weit entfernt, um zu erkennen, ob es sich bei den Angreifern um Sarazenen oder Kreuzfahrer handelte. Als er noch näher heran war, sah er die hölzernen Kriegsmaschinen, von denen mindestens eine in Flammen stand, sowie die hohen Holzkreuze der Christen, gewaltige Kruzifixe auf Plattformen mit Rädern, die von der Infanterie vorwärtsgeschoben wurden. Dann konnte er die Fahnen der Sarazenen und Kreuzritter voneinander unterscheiden. Die Pfeile der Bogenschützen auf beiden Seiten verdunkelten den Himmel. Er sah Ritter auf Pferden, bewaffnet mit Piken, und Horden von berittenen Sarazenen, die verzweifelte Ausfälle gegen die Reihen der Kreuzritter unternahmen. Er hörte das Dröhnen der Hufe auf der Ebene, das konstante Schlagen, Scheppern und Schmettern der sarazenischen Becken, Trommeln, Gongs und Trompeten. Er hörte den Lärm der Schlacht, das nicht endende Getöse aus den Rufen der Lebenden, den Schreien der Sterbenden, dem hellen Klirren von Stahl auf Stahl und dem jämmerlichen Wiehern verwundeter Pferde. Er traf auf erste reiterlose Tiere und Leichen, Sarazenen wie Kreuzfahrer, auf dem Erdboden hingestreckt oder tot an Bäume gespießt.
Jetzt nahm er sich mehr in Acht, zügelte sein Ross – genau zur rechten Zeit, denn plötzlich traten ein Stück voraus sarazenische Bogenschützen zwischen den Bäumen hervor. Er glitt aus dem Sattel, rollte sich zur Seite, ging hinter einem umgestürzten Karren in Deckung und beobachtete, was geschah. Es mochten hundert Mann sein. Sie rannten über die Reitschneise und zwischen die Bäume auf der anderen Seite. Sie bewegten sich schnell und geduckt, wie Soldaten, die heimlich auf feindliches Gebiet vordrangen. Altaïr stand auf, huschte ebenfalls zwischen die Bäume und folgte den Bogenschützen einige Meilen weit in sicherem Abstand. Der Schlachtenlärm und sein vibrierender Widerhall nahmen immer mehr zu, bis sie einen Hügelkamm erreichten. Jetzt befanden sie sich über dem Hauptkampfgeschehen, das unter ihnen wütete, und die schiere Größe der Schlacht verschlug Altaïr für einen Moment den Atem. Überall, so weit das Auge reichte, waren Menschen, Tote, Kriegsgerät und Pferde.
Wie bei der Belagerung von Akkon fand er sich inmitten einer wüsten, barbarischen Auseinandersetzung wieder, in der weder die eine noch die andere Seite die seine war. Er hatte nur den Orden. Und es war seine Mission, ihn zu schützen und das Ungeheuer, das er unwissentlich befreit hatte, daran zu hindern, die Bruderschaft zu zerreißen.
Auch die Anhöhe war rings um ihn herum mit Leichen übersät, als hätte vor Kurzem auch hier ein Kampf getobt. Und natürlich war dem so – wer den Hügelkamm besetzt hielt, der hatte den Vorteil der Höhe auf seiner Seite, und darum war der Kamm gewiss heiß umkämpft. Und kaum hatten sie ihn erreicht, trafen die Sarazenen auf Infanterietruppen und Bogenschützen der Kreuzfahrer, und auf beiden Seiten brandete lautes Geschrei auf. Das Überraschungsmoment verschaffte Salah Al’dins Männern die Oberhand, und ihre erste Angriffswelle ließ tote Ritter zurück, ein paar stürzten auch von dem Kamm in das Kriegsgetümmel hinab. Doch während Altaïr das Geschehen geduckt beobachtete, gelang es den Kreuzrittern sich neu zu formieren, und dann erst fing der Kampf richtig an. Der sicherste Weg zu den hinteren Reihen der Kreuzritter führte entlang dieser Anhöhe, und dort würde sich Richard Löwenherz aufhalten. Ihn zu finden, war Altaïrs einzige Hoffnung, Robert de Sable aufzuhalten. Er näherte sich der Schlacht, schlug sich nach links und in weitem Bogen um die Kämpfenden. Dabei stieß er auf einen Kreuzritter, der im Unterholz kauerte und den Kampf wimmernd verfolgte. Er ließ ihn in Ruhe und rannte weiter.
Plötzlich erklang ein Schrei, und zwei Kreuzfahrer vertraten ihm mit erhobenen Breitschwertern den Weg. Altaïr blieb stehen, überkreuzte die Arme vor der Brust, griff zu seinen Schultern hinauf und zog mit einer Hand sein Schwert, während er mit der anderen ein Messer schleuderte. Einer der Kundschafter ging zu Boden, und den anderen streckte er nieder, bevor Altaïr merkte, dass es sich gar nicht um Kundschafter handelte, sondern um Wachen.
Immer noch blickte er auf die Schlacht hinab. Er befand sich auf einer Hügelkuppe. In einiger Entfernung konnte er das Banner von Richard Löwenherz ausmachen, und er glaubte auch, einen Blick auf den König selbst zu
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