Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)
die Feder entgegen. Dann schluckte er. „Malik … Bevor ich gehe, möchte ich dir noch etwas sagen.“
„Nur heraus damit.“
„Ich war ein Narr.“
Malik stieß ein trockenes Lachen aus. „Normalerweise würde ich dir da nicht widersprechen, aber was soll das? Wovon redest du?“
„Ich … ich habe dir nie gesagt, dass es mir leid tut. Mein verdammter Stolz ließ es nicht zu. Du hast meinetwegen deinen Arm verloren. Und Kadar. Du hast jedes Recht, wütend auf mich zu sein.“
„Ich nehme deine Entschuldigung nicht an.“
„Das verstehe ich.“
„Nein, das verstehst du nicht. Ich nehme deine Entschuldigung nicht an, weil du nicht mehr derselbe Mann bist, der mit mir den Tempel des Salomon betrat. Und darum brauchst du dich für nichts zu entschuldigen.“
„Malik … “
„Wenn ich nicht so neidisch auf dich gewesen wäre, hätte ich vielleicht selbst weniger leichtsinnig gehandelt. Die Schuld liegt zum gleichen Teil bei mir.“
„Das stimmt nicht.“
„Wir sind eins. So wie wir den Ruhm unserer Siege teilen, sollten wir auch den Schmerz unserer Niederlagen teilen. Auf diese Weise wachsen wir enger zusammen. Und gewinnen an Kraft.“
„Danke, Bruder.“
Und so fand Altaïr sich auf einem kleinen, schmucklosen Friedhof wieder, wo er sich einer kleinen Schar von Templern und Bürgern anschloss, die sich um den Grabhügel von Majd Addin, des einstigen Stadtregenten, versammelt hatte.
Der Leichnam war gebadet, in Tücher gehüllt und in einer Prozession hergetragen worden, dann hatte man ihn auf seiner rechten Seite ins Grab gelegt, und die Teilnehmer der Prozession hatten die Grube mit Erde gefüllt. Als Altaïr hinzukam, trat gerade ein Imam vor, um das Trauergebet zu sprechen. Stille senkte sich über den heiligen Boden. Die meisten der Anwesenden standen mit gefalteten Händen und respektvoll gesenktem Haupt da, und so war es für Altaïr ein Leichtes, durch die Menge zu schlüpfen, um sich eine Stelle zu suchen, die ihm einen guten Ausblick bot, um sein letztes Opfer zu erspähen. Den Mann, der Altaïr auf diesen Weg geschickt hatte und dessen Tod eine gerechte Vergeltung sein würde für das Leid, das er gebracht hatte, sowie für alles, was in seinem Namen geschehen war: Robert de Sable.
Als Altaïr an den Reihen der Trauergäste vorbeiging, wurde ihm bewusst, dass er zum ersten Mal der Beisetzung eines seiner Opfer beiwohnte. Mit einem Blick in die Runde hielt er Ausschau nach trauernden Familienangehörigen des Toten und fragte sich, wie er sich fühlen würde, sähe er sich mit deren Schmerz konfrontiert. Aber wenn Majd Addin überhaupt enge Verwandte besaß, waren sie entweder nicht zugegen oder sie hielten ihren Kummer verborgen und hatten sich anonym unter die Menge gemischt. Am Grab standen jedenfalls nur der Imam und …
Eine Gruppe von Tempelrittern.
Zu dritt standen sie vor einem reich verzierten Brunnen, der in eine hohe Sandsteinmauer eingelassen war. Sie trugen Rüstung und Helme, die ihre Gesichter verbargen, auch derjenige, der vor den beiden anderen stand und zusätzlich einen Umhang anhatte. Den charakteristischen Umhang des Großmeisters der Templer.
Und doch … Altaïr blickte aus schmalen Augen zu de Sable hin. Der Ritter entsprach nicht ganz dem Bild, an das Altaïr sich erinnerte. Täuschte ihn sein Gedächtnis? Hatte Robert de Sable in seinem Kopf nur deshalb größere Ausmaße angenommen, weil er, Altaïr, ihm unterlegen war? Jedenfalls war er hier, in persona, keineswegs von der Statur, an die Altaïr sich entsann. Und wo steckten seine übrigen Männer?
Der Imam hatte mit seiner Ansprache an die Trauergemeinde begonnen. „Wir haben uns hier versammelt, um den Verlust unseres geliebten Majd Addin zu betrauern, der allzu früh von dieser Welt genommen wurde. Ich weiß, ihr verspürt Kummer und Schmerz über sein Dahinscheiden. Aber grämt euch nicht. Denn so, wie wir alle dem Schoß entstammen, müssen wir diese Welt auch alle eines Tages wieder verlassen. Das ist der natürliche Lauf, wie der Aufgang und Untergang der Sonne. Lasst uns diesen Augenblick nutzen und an sein Leben zurückdenken und Dank sagen für all das Gute, das er getan hat. Und wisset, dass ihr eines Tages im Paradies wieder an seiner Seite sein werdet.“
Altaïr hätte sich vor Ekel fast übergeben. „Unseres geliebten Majd Addins … “ Desselben geliebten Majd Addin, der ein Verräter an den Sarazenen war und das Vertrauen in sie zu untergraben versuchte, in dem er
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