Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)
glaube?“, erboste sich Richard Löwenherz.
„Ihr kennt diese Männer, und Ihr kennt sie besser als ich. Seid Ihr wirklich überrascht von ihren üblen Absichten?“
Richard schien einen Moment lang zu überlegen, dann wandte er sich an einen der neben ihm stehenden Männer, dessen Gesicht ganz unter einem Helm verborgen war. „Ist das wahr?“, fragte er.
Der Ritter nahm den Helm ab, und diesmal kam darunter wirklich Robert de Sable zum Vorschein. Altaïr musterte ihn mit unverhohlenem Abscheu und dachte an seine Verbrechen. Dieser Mann hatte eine Frau geschickt, damit sie seine Stelle einnahm.
Einen Herzschlag lang starrten sie einander an, zum ersten Mal, seit sie unter dem Tempelberg im Kampf aufeinandergetroffen waren. Immer noch schwer atmend ballte Altaïr die Faust. De Sable grinste spöttisch, kräuselte die Oberlippe, dann wandte er sich an Richard. „Mein Herr“, begann er in aufgebrachtem Ton, „wir haben es mit einem Assassinen zu tun. Diese Kreaturen sind Meister der Manipulation. Natürlich ist kein Wort wahr von dem, was er sagt.“
„Ich habe keinen Grund zu lügen“, versetzte Altaïr.
„Oh doch, den habt Ihr“, höhnte de Sable. „Ihr habt Angst um Eure kleine Festung. Kann sie der vereinten Macht der Sarazenen und der Kreuzritter widerstehen?“ Er grinste, als malte er sich den Untergang von Masyaf bereits aus.
„Meine Sorge gilt dem Volk des Heiligen Lands“, entgegnete Altaïr. „Wenn ich mich selbst opfern muss, damit es Frieden geben kann, dann sei es so.“
Richard hatte ihren Wortwechsel mit amüsierter Miene verfolgt. „Wir befinden uns in einer seltsamen Lage. Ihr beschuldigt Euch gegenseitig … “
„Dafür ist wirklich keine Zeit“, sagte de Sable. „Ich muss zu Saladin und ihn um seine Hilfe bitten. Je länger wir diese Sache hinauszögern, desto schwerer wird es.“ Er wollte sich abwenden, zweifellos in der Hoffnung, dass die Angelegenheit damit beigelegt sei.
„Wartet einen Augenblick, Robert“, hielt ihn der König zurück. Er sah von de Sable zu Altaïr und wieder zurück.
Mit einem entnervten Schnauben blaffte de Sable: „Wozu? Was habt Ihr vor? Ihr werdet doch wohl nicht ihm glauben?“ Er wies auf Altaïr, der in de Sables Blick die Befürchtung las, dass der König seine Zweifel haben mochte. Vielleicht war er sogar eher geneigt, dem Assassinen Glauben zu schenken als dem Templer. Altaïr hielt den Atem an.
„Das ist eine schwierige Entscheidung“, sagte der König. „Eine Entscheidung, die ich nicht alleine treffen kann. Ich muss sie jemandem überlassen, der weiser ist als ich.“
„Ich danke Euch … “
„Nein, Robert, nicht Euch.“
„Wem dann?“
„Gott, dem Herrn.“
Er lächelte, als freue er sich, die richtige Lösung gefunden zu haben. „Die Angelegenheit soll im Kampf entschieden werden. Gott wird sich gewiss auf die Seite desjenigen stellen, dessen Ziel das rechtschaffene ist.“
Altaïr beobachtete Robert aufmerksam. Er sah den Ausdruck, der über das Gesicht des Templers huschte. De Sable dachte zweifellos an ihre letzte Begegnung, als er Altaïr mühelos bezwungen hatte.
Altaïr dachte an dasselbe Aufeinandertreffen. Er sagte sich, dass er jetzt ein anderer Krieger war. Beim letzten Mal hatte sein Hochmut ihn behindert, und deshalb war er so leicht zu besiegen gewesen. Die Erinnerung an die immense Kraft des Ritters versuchte er auszublenden – die Erinnerung daran, wie de Sable ihn hochgehoben und davongeschleudert hatte, als wäre er nichts weiter als ein Sack Getreide.
Der Templer erinnerte sich jedoch daran. So wandte er sich nun König Richard zu und neigte sein Einverständnis bekundend den Kopf. „Wenn dies Euer Wunsch ist.“
„Es ist mein Wunsch“, bestätigte der König.
„Sei es so. Zu den Waffen, Assassine.“
Der König und der Mann, der seine rechte Hand war, standen auf der einen Seite, während die übrigen Angehörigen seiner Leibwache einen Kreis um Altaïr und den lächelnden de Sable bildeten. Im Gegensatz zu Altaïr war er nicht vom Kampf erschöpft und müde. Er trug eine Rüstung, Altaïr nur Kleidung. Er hatte keine Schnittwunden und Prellungen wie Altaïr, der sich den Weg zur Lichtung hatte erstreiten müssen. Und darüber war er sich natürlich im Klaren. Als de Sable Kettenhandschuhe überzog und einer der Männer zu ihm trat, um ihm beim Aufsetzen des Helmes behilflich zu sein, wusste er, dass der Vorteil in jeder Hinsicht auf seiner Seite lag.
„So stehen wir uns also
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