Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)
Eurem Wissen?“
„Der Schatz interessiert mich nicht“, erwiderte Altaïr.
„Aber ihn interessiert er. Der einzige Unterschied zwischen Eurem Meister und Euch ist der, dass er nicht teilen wollte.“
„Nein … “
„Die reine Ironie, nicht wahr? Ich, Euer größter Feind, habe Euch vor Schaden bewahrt. Aber jetzt habt Ihr mir mein Leben genommen … und damit Euer eigenes beendet.“
Altaïr atmete tief durch. Er versuchte immer noch zu verarbeiten, was geschehen war, und durchlebte einen Rausch von Empfindungen: Wut, Schmerz, Einsamkeit.
„Wir finden nicht immer, wonach wir suchen“, erklärte er und erhob sich, bereit, den Tod zu empfangen, wenn die Kreuzritter es so wollten. Vielleicht hoffte er sogar darauf.
„Gut gekämpft, Assassine.“ Der Ruf erscholl von rechts. Er drehte sich um und sah Richard auf den Kreis zuschreiten, der sich öffnete, um ihn hindurchzulassen. „Gott scheint heute Eurem Ziel wohlgesonnen gewesen zu sein.“
„Gott hatte damit nichts zu tun. Ich war der bessere Kämpfer.“
„Nun, Ihr mögt vielleicht nicht an ihn glauben, aber er scheint an Euch zu glauben. Bevor Ihr geht, habe ich noch eine Frage an Euch.“
„So stellt sie denn“, sagte Altaïr. Er war auf einmal sehr müde und sehnte sich danach, sich im Schatten einer Palme auszustrecken, zu schlafen, zu verschwinden. Vielleicht sogar zu sterben.
„Warum? Warum habt Ihr den langen Weg auf Euch genommen? Euer Leben tausendfach riskiert? Alles nur, um einen Mann zu töten?“
„Er war eine Gefahr für meine Brüder und alles, wofür wir stehen.“
„Dann ist also Rache Euer Beweggrund?“
Altaïr überlegte. Er blickte auf den Leichnam Robert de Sables hinab und wurde sich bewusst, dass er keineswegs Rache im Sinn hatte, als er den neunten Mann tötete. Was er getan hatte, das hatte er für den Orden getan. Er sprach seine Gedanken aus. „Nein. Nicht Rache. Sondern Gerechtigkeit. Damit es Frieden geben kann.“
„Dafür kämpft Ihr also?“, fragte Richard, die Brauen erhoben. „Frieden? Seht Ihr darin keinen Widerspruch?“
Er machte eine ausladende Geste. Sie umfasste die Schlacht, die unter ihnen unvermindert tobte, die Toten, mit denen die Lichtung übersät war, und schließlich auch den noch warmen Leichnam von Robert de Sable, der sie aus großen, ausdruckslosen Augen anstarrte.
Altaïr sah auf ihn hinunter. „Manchen Menschen ist mit Vernunft nicht beizukommen.“
„Wie zum Beispiel Saladin, diesem Wahnsinnigen“, seufzte Richard.
Altaïr schaute zu ihm auf, und was er sah, war ein ehrlicher und gerechter König. „Ich glaube, er würde diesen Krieg ebenso gern beenden wie Ihr.“
„Davon habe ich oft gehört, aber noch nichts gesehen.“
„Selbst wenn er es nicht sagt, so ist es doch der Wunsch des Volkes“, erklärte Altaïr. „Sowohl aufseiten der Sarazenen als auch auf jener der Kreuzfahrer.“
„Das Volk weiß nicht, was es will. Darum wendet es sich an Männer wie uns.“
„Dann ist es an Männern wie Euch, das Richtige zu tun.“
Richard schnaubte. „Unsinn. Wir kommen strampelnd und schreiend zur Welt. Gewaltbereit und wankelmütig. So sind wir nun einmal. Wir können nicht anders.“
„Nein. Die Entscheidung, wer wir sind, liegt bei uns selbst.“
Richard lächelte wehmütig. „Ihr seid sehr freundlich. Stets bereit, mit Worten zu spielen.“
„Ich sage die Wahrheit“, beharrte Altaïr. „Keine Täuschung, keine Ränke.“
„Nun, das werden wir noch früh genug herausfinden. Aber ich fürchte, Euer Wunsch lässt sich heute nicht erfüllen. Während wir uns hier unterhalten, schlägt sich Saladin, dieser Heide, durch die Reihen meiner Männer, und ich muss mich um sie kümmern. Aber nachdem er nun gesehen hat, wie verletzlich er ist, wird er es sich vielleicht anders überlegen. Zu gegebener Zeit mag Euer Wunsch dann in Erfüllung gehen, wer weiß?“
„Eure Position war nicht sicherer als die seine“, erinnerte Altaïr. „Die Männer, die Ihr als Regenten zurückgelassen habt, hatten nicht vor, Euch länger zu dienen, als es sein musste.“
„Ja, darüber bin ich mir wohl im Klaren.“
„Dann mache ich mich jetzt auf den Weg“, sagte Altaïr. „Mein Meister und ich haben viel zu besprechen. Es scheint, als sei nicht einmal er ohne Fehl und Tadel.“
Richard nickte. „Auch er ist nur ein Mensch. Wie wir alle. Wie auch Ihr.“
„Mögen Schutz und Friede mit Euch sein“, sagte Altaïr, und dann brach er auf. Seine Gedanken eilten ihm
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