Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)
einmal mehr gegenüber“, sagte er in höhnischem Ton. „Ich hoffe, Ihr erweist Euch diesmal als größere Herausforderung.“
„Ich bin nicht mehr der Mann, auf den Ihr im Tempel getroffen seid“, sagte Altaïr und hob sein Schwert. Das Dröhnen der großen Schlacht von Arsuf schien jetzt weit entfernt zu sein. Für Altaïr war die Welt auf diesen Kreis zusammengeschrumpft, und bevölkert wurde sie allein von ihm und de Sable.
„Für mich seht Ihr aber noch genauso aus“, meinte der Templer. Auch er hob sein Schwert und hielt es in Altaïrs Richtung. So standen sie da, Robert de Sable mit seinem Gewicht auf dem nach hinten gesetzten Fuß, weil er damit rechnete, dass Altaïr als Erster angreifen würde.
Doch der Assassine sicherte sich die erste Überraschung in diesem Duell, indem er auf de Sables Attacke wartete.
„Der Augenschein kann trügen“, sagte er.
„Das ist wohl wahr“, erwiderte de Sable mit einem sarkastischen Grinsen, und in der nächsten Sekunde schlug er zu und hieb kraftvoll mit dem Schwert nach Altaïr.
Der Assassine blockte den Schlag ab. Die Wucht, die hinter de Sables Hieb steckte, hätte ihm die Waffe beinahe aus der Hand geprellt, aber er parierte, wich zur Seite und suchte nach einer Lücke in de Sables Deckung. Das Breitschwert des Templers wog dreimal so viel wie seine eigene Waffe, und obwohl Ritter bekannt dafür waren, unablässig mit dem Schwert zu üben, und normalerweise auch die erforderliche Kraft besaßen, waren sie doch langsamer. De Sables Angriffe mochten vernichtender sein, aber so schnell wie Altaïr war er nicht.
Ihm war klar, dass dies seine Chance sein konnte, den Templer zu schlagen. Beim letzten Mal hatte er den Fehler begangen, de Sable seine Vorteile ausnutzen zu lassen. Seine Stärke lag nun darin, sie ihm zu verweigern.
Immer noch zuversichtlich, drang de Sable auf ihn ein. „Diese Episode ist bald Vergangenheit, und Masyaf wird fallen“, höhnte er, und seine mächtige Klinge sauste so dicht an Altaïr vorbei, dass er hören konnte, wie sie pfeifend durch die Luft schnitt.
„Meine Brüder sind stärker, als Ihr glaubt“, gab Altaïr zurück.
Wieder prallte Stahl auf Stahl.
„Wir werden ja in Kürze wissen, ob es so ist.“ De Sable grinste.
Und Altaïr tanzte. Er verteidigte sich, parierte und wehrte ab, erwischte de Sable, schlug ihm Löcher in den Kettenschutz und landete zwei oder drei lähmende Hiebe auf dem Helm des Ritters. Bis de Sable zurückwich, um seine Kräfte zu sammeln und weil er möglicherweise erkannte, dass Altaïr doch nicht so leicht zu töten sein würde, wie er angenommen hatte.
„Aha“, sagte er. „Das Kind hat also gelernt, eine Klinge zu führen.“
„Ich hatte reichlich Gelegenheit zum Üben. Dafür haben Eure Männer schon gesorgt.“
„Sie opferten sich im Dienst für ein höheres Ziel.“
„Und Euch wird es ebenso ergehen.“
De Sable sprang abermals vorwärts, schwang das große Schwert und hätte Altaïr ums Haar die Waffe aus der Hand geschlagen. Aber der Assassine bückte und drehte sich in einer leicht anmutenden Bewegung und stieß mit dem Knauf seines Schwerts zu, sodass de Sable rückwärtsstolperte und über seine eigenen Füße fiel. Die Luft wurde ihm aus den Lungen gepresst, und die Ritter, die den Ring um sie bildeten, halfen ihm hoch, und so stand er vor Wut schäumend und schwer atmend da.
„Die Zeit für Spiele ist vorbei!“, brüllte er, als würde sich diese Ankündigung von selbst bewahrheiten, wenn er sie nur laut genug äußerte. Wieder tat er einen Satz nach vorn, diesmal jedoch ganz ohne tödliche Eleganz, sondern nur noch in blinder Hoffnung.
„Diese Zeit ist schon lange vorbei“, sagte Altaïr. Er fühlte sich von einer tiefen Ruhe erfasst. Er wusste, dass er nun rein war – ein reiner Assassine und nichts sonst. Dass er Robert de Sable gleichermaßen mit Gedanken- und Körperkraft besiegen würde. Und als de Sable von Neuem auf ihn eindrang, noch ungestümer und verzweifelter diesmal, schlug Altaïr ihn mühelos zurück.
„Ich weiß nicht, wo Eure Kraft herkommt … “, schnaufte de Sable. „Das muss ein Trick sein. Oder sind es Drogen?“
„Es ist, wie Euer König sagte: Die Rechtschaffenheit wird immer über die Gier triumphieren.“
„Mein Ziel ist rechtschaffen!“, schrie de Sable. Jetzt ächzte er, als er sein Schwert beinahe qualvoll langsam hob. Altaïr sah die Gesichter von de Sables Männern. Er sah, wie sie darauf warteten, dass Altaïr dem
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