Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
wiederaufleben!“
Ezio fragte sich, ob die Neue Krankheit auch Cesares Geist in Mitleidenschaft gezogen hatte. Er senkte die Hand, unter ihm schwangen die Torflügel auf, und die römischen Streitkräfte strömten hinaus. Erst die Kavallerie, gefolgt von der Infanterie. Cesare riss verzweifelt sein Pferd herum. Die Brutalität seines Manövers ließ das Tier jedoch straucheln, und er wurde rasch überholt. Sein Bataillon brach unterdessen auseinander und rannte beim Anblick der heranstürmenden römischen Brigaden einfach davon.
Damit , dachte Ezio, wäre meine Frage beantwortet . Diese Männer waren bereit, für Geld zu kämpfen, aber nicht aus Treue. Treue lässt sich nicht kaufen.
„Tötet die Assassinen!“, brüllte Cesare außer sich. „Haltet die Ehre der Borgia aufrecht!“ Aber es war alles umsonst. Er war umzingelt.
„Werft Eure Waffen weg, Cesare!“, rief Ezio ihm zu.
„Niemals!“
„Das ist nicht mehr Eure Stadt. Ihr seid nicht mehr Generalhauptmann. Die Orsini und die Colonna stehen auf der Seite des neuen Papstes, und als sich einige von ihnen zu Euch bekannten, war das nichts weiter als ein Lippenbekenntnis. Sie warteten nur auf eine Gelegenheit, sich die Städte und Anwesen, die Ihr ihnen gestohlen hattet, zurückzuholen.“
Jetzt ritt eine kleine Abordnung zum Tor hinaus. Sechs Ritter in schwarzer Rüstung, einer von ihnen mit dem Wappen von Julius II ., das eine starke Eiche zeigte, auf einem Stander. An ihrer Spitze, auf einem grau gesprenkelten Zelter – das genaue Gegenteil eines Schlachtrosses –, ritt ein elegant gekleideter Mann, den Ezio sofort als Fabio Orsini erkannte. Er führte seine Männer zu dem immer noch stolz auf seinem Pferd thronenden Borgia.
Stille senkte sich über die Szene.
„Cesare Borgia, Valentino genannt, ehemals Kardinal von Valencia und Herzog von Valence“, proklamierte Orsini, und Ezio konnte das triumphierende Glitzern in seinen Augen sehen, „im Namen seiner Heiligkeit, Papst Julius II ., verhafte ich Euch wegen Mordes, Verrats und Inzests!“
Die sechs Ritter umringten Cesare, je zwei links und rechts, einer vorn und einer hinten. Man nahm ihm die Zügel seines Pferdes ab und fesselte ihn an den Sattel.
„Nein, nein, nein, nein!“, heulte Cesare. „So darf es nicht enden!“
Ein Ritter versetzte Cesares Pferd einen Klaps, und es trottete los.
„So wird es nicht enden!“, schrie Cesare trotzig. „Ketten werden mich nicht halten!“ Seine Stimme steigerte sich zu einem Kreischen. „Ich werde nicht durch Menschenhand sterben!“
Alle hörten ihn, aber niemand hörte ihm zu.
„Kommt, Ihr …“, sagte Orsini scharf.
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„Ich hatte mich schon gefragt, was aus Euch geworden sein mag“, sagte Ezio. „Dann sah ich die Kreidezeichnung einer deutenden Hand und wusste, dass dies ein Hinweis von Euch an mich war, woraufhin ich Euch eine Nachricht schickte. Und nun seid Ihr hier! Ich dachte, Ihr hättet Euch nach Frankreich davongemacht.“
„Ich doch nicht“, erwiderte Leonardo. „Noch nicht!“ Er wedelte etwas Staub von einem Stuhl im Assassinen-Versteck auf der Tiberinsel, bevor er sich hinsetzte. Sonnenlicht fiel durch die hohen Fenster herein.
„Das freut mich. Und noch mehr freut es mich, dass Ihr nicht in das Schleppnetz geraten seid, das der neue Papst geknüpft hat, um verbliebene Borgia-Anhänger zu fangen.“
„Nun, ein guter Mann bleibt nicht lange am Boden“, sagte Leonardo. Er war so fein gekleidet wie eh und je, und die jüngsten Ereignisse schienen spurlos an ihm vorübergegangen zu sein. „Papst Julius ist nicht dumm – er weiß, wer ihm nützlich sein kann und wer nicht, ganz egal, was die Leute in der Vergangenheit getan haben.“
„Solange sie nur aufrichtig bereuen.“
„Wie Ihr meint“, gab Leonardo trocken zurück.
„Und seid Ihr bereit, mir nützlich zu sein?“
„War ich das nicht immer?“ Leonardo lächelte. „Gibt es irgendeinen Grund zur Sorge, nun, nachdem Cesare hinter Schloss und Riegel sitzt? Es ist bloß eine Frage der Zeit, bis man ihn herausholt und auf den Scheiterhaufen stellt. Seht Euch nur die Anklageschrift an! Sie ist so lang wie Euer Arm.“
„Vielleicht habt Ihr recht.“
„Die Welt wäre natürlich nicht die Welt, wenn es keine Schwierigkeiten gäbe“, schlug Leonardo einen anderen Kurs ein. „Es ist ja schön und gut, dass Cesare zu Fall gebracht wurde, aber ich habe mit ihm einen wertvollen Gönner verloren, und ich habe gehört, dass man darüber nachdenkt,
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