Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
diesen jungen Grünschnabel Michelangelo von Florenz herzuholen. Ich bitte Euch! Der kann doch nichts außer Skulpturen hauen.“
„Dem Vernehmen nach ist er auch ein ziemlich guter Architekt. Und auch kein schlechter Maler.“
Leonardo schenkte ihm einen finsteren Blick. „Dieser deutende Finger, den ich zeichnete? Eines baldigen Tages wird dieser Finger im Mittelpunkt eines Porträts eines Mannes – Johannes, des Täufers – stehen und gen Himmel zeigen. Das wird ein Gemälde!“
„Ich sagte ja nicht, dass er ein so guter Maler ist wie Ihr“, fügte Ezio rasch hinzu. „Und was das Erfinden angeht …“
„Wenn Ihr mich fragt, sollte er sich auf das beschränken, was er am besten kann.“
„Leo, seid Ihr etwa neidisch?“
„Ich? Niemals!“
Es war an der Zeit, auf das Problem zurückzukommen, das Ezio eigentlich beschäftigte und das der Grund dafür war, weshalb er auf Leonardos Hinweis, dass er ihn suche, reagiert hatte. Er hoffte nur, dass er ihm vertrauen konnte, aber er kannte Leonardo gut genug, um zu wissen, was in ihm vorging.
„Euer früherer Arbeitgeber …“, begann er.
„Cesare?“
„Ja. Es gefiel mir nicht, wie er sagte: ‚Ketten werden mich nicht halten‘.“
„Kommt schon, Ezio. Er sitzt im tiefsten Verlies der Engelsburg. Wie tief die Mächtigen doch stürzen können, was?“
„Er hat immer noch Freunde.“
„Ein paar irregeleitete Geschöpfe mögen ja glauben, dass er noch eine Zukunft hat, aber da Micheletto und seine Armeen nicht aufgetaucht zu sein scheinen, sehe ich keine echte Gefahr.“
„Selbst wenn es Micheletto nicht gelungen sein sollte, die Reste von Cesares Streitkräften zusammenzuhalten, was anzunehmen ist, da keiner unserer Spione außerhalb der Stadt von irgendwelchen Truppenbewegungen berichtet hat …“
„Ezio, als sie hörten, dass della Rovere zum Papst gewählt und Cesare verhaftet wurde, sind die Angehörigen der alten Borgia-Armee sicher davongelaufen wie Ameisen, über deren Haufen man kochendes Wasser schüttet.“
„Ich werde keine Ruhe finden, bis ich weiß, dass Cesare tot ist.“
„Nun, es gäbe eine Möglichkeit, mehr herauszufinden.“
Ezio sah Leonardo an. „Ihr meint den Apfel?“
„Wo ist er?“
„Hier.“
„Dann holt ihn und lasst ihn uns zu Rate ziehen!“
Ezio zögerte. „Nein, er ist zu machtvoll. Ich muss ihn auf ewig vor der Menschheit verstecken.“
„Wie bitte? Etwas derart Kostbares?“ Leonardo schüttelte den Kopf.
„Ihr sagtet vor vielen Jahren selbst, dass er nicht in die falschen Hände geraten dürfe.“
„Dann brauchen wir doch nur dafür zu sorgen, dass er nicht in die falschen Hände gerät.“
„Es gibt keine Garantie dafür, dass uns das immer gelingen wird.“
Leonardo sah ihn ernst an. „Ezio, solltet Ihr je beschließen, ihn irgendwo zu vergraben, dann versprecht mir eines.“
„Ja?“
„Nun, zwei Dinge müsst Ihr mir versprechen. Behaltet ihn so lange, wie Ihr ihn braucht! Ihr solltet jedes Mittel zu Eurer Verfügung haben, wenn Euer Ziel darin besteht, die Borgia und die Templer für immer auszulöschen. Aber wenn Ihr fertig seid und den Apfel vor der Welt verstecken wollt, dann betrachtet ihn als eine Saat, die ausgebracht wird. Hinterlasst irgendeinen Hinweis auf seinen Verbleib, damit jemand wie Ihr in der Lage ist, ihn zu finden! Zukünftige Generationen, zukünftige Assassinen vielleicht, könnten eines Tages auf die Macht des Apfels angewiesen sein, darauf, ihn auf der Seite des Guten einzusetzen.“
„Und wenn er in die Hände eines neuen Cesare fiele?“
„Wir sind also wieder bei Cesare, ich verstehe. Hört zu, warum macht Ihr Eurer Misere kein Ende und seht nach, ob Euch der Apfel nicht irgendeinen Hinweis geben kann?“
Ezio kämpfte noch einen Moment lang mit sich selbst, dann sagte er: „Na gut! Ich bin einverstanden.“
Er verschwand kurz, dann kehrte er mit einem quadratischen, bleiverkleideten Kasten zurück, an dem ein massives Schloss hing. Unter seinem Gewand holte er einen Schlüssel hervor, der an einer silbernen Kette um seinen Hals hing, und öffnete den Kasten. Darin lag, auf grünen Samt gebettet, der Apfel. Er sah trüb und grau aus, wie immer, wenn er inaktiv war. Er war so groß wie eine kleine Melone und seine Oberfläche merkwürdig weich und geschmeidig, ähnlich wie die menschliche Haut.
„Fragt ihn“, drängte Leonardo, und in seinen Augen leuchtete es, als er den Apfel wiedersah. Ezio wusste, dass sein Freund den Wunsch
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