Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
sah, wie sich die dichten Reihen im Saal teilten, um die Kardinäle zum Podium vorzulassen.
„Schließt Euch mir an, und ich werde Rom für uns zurückerobern“, deklamierte Cesare, als der Kardinal von Rouen und die anderen Prälaten ihm ihre Aufwartung machten. Als er sie sah, brach Cesare seine Rede ab.
„Was gibt es Neues vom Konklave?“, wollte er sofort wissen.
Der Kardinal von Rouen zögerte. „Gute Nachrichten … und schlechte“, sagte er.
„Spuckt es schon aus!“
„Wir haben Piccolomini gewählt.“
Cesare dachte nach. „Na ja, wenigstens ist es nicht dieser Fischerssohn della Rovere geworden!“ Er wandte sich an den Kardinal. „Aber es ist trotzdem nicht der Mann, den ich wollte. Ich wollte eine Marionette. Piccolomini mag mit einem Fuß im Grab stehen, aber er kann mir immer noch gehörig schaden. Ich habe für Eure Ernennung zum Kardinal bezahlt. Ist das Eure Art, mir zu danken?“
„Della Rovere ist ein mächtiger Gegner.“ Der Kardinal zögerte abermals. „Und Rom ist nicht mehr das, was es einmal war. Das Geld der Borgia hat an Wert verloren.“
Cesare sah ihn kalt an. „Diese Entscheidung werdet Ihr bereuen“, sagte er in eisigem Ton.
Der Kardinal senkte den Kopf und wandte sich zum Gehen, doch dabei erblickte er Ezio, der sich nach vorn geschoben hatte, um besser sehen zu können. „Da ist der Assassine!“, schrie er. „Seine Schwester hat mich gefoltert und ausgehorcht. So hat er hierher gefunden. Lauft! Er wird uns alle umbringen!“
Eine Massenpanik brach aus. Die Kardinäle gaben Fersengeld. Ezio folgte ihnen, und als er draußen war, feuerte er seine Pistole ab. Der Schuss wurde von seiner Vorhut gehört, die direkt vor der Mauer lag und nun ihre Musketen abfeuerte, das Angriffszeichen für Bartolomeo. Sie trafen ein, als das Tor in der Mauer geöffnet wurde, um die flüchtenden Kardinäle hinauszulassen. Die Verteidiger hatten keine Zeit, das Tor wieder zu schließen, ehe sie von der Vorhut überwältigt wurden, der es gelang, das Tor offen zu halten, bis Bartolomeo, der Bianca über dem Kopf schwang und einen röhrenden Kriegsschrei ausstieß, mit der Hauptstreitmacht der Assassinen zur Stelle war. Ezio feuerte seinen zweiten Schuss in den Bauch eines Borgia-Gardisten ab, der schreiend auf ihn zustürzte und einen Streitkolben schwang, aber zum Nachladen blieb ihm keine Gelegenheit. Im Nahkampf war die Doppelklinge allerdings ohnehin die bessere Waffe. Er duckte sich in eine Mauernische und ersetzte die Pistole mit geübter Hand durch die Klinge. Dann rannte er zurück in den Saal und hielt Ausschau nach Cesare.
Der Kampf in der Villa und innerhalb der Außenmauern war kurz und blutig. Die Borgia- und die Templer-Truppen waren auf einen Angriff dieser Größenordnung nicht vorbereitet, und sie saßen hinter den Mauern fest. Sie setzten sich wacker zur Wehr, und viele condottieri und Assassinen-Rekruten lagen am Ende tot am Boden. Doch die Assassinen hatten den Vorteil, schon auf ihren Pferden zu sitzen, und von den Borgia-Leuten kamen nur wenige auch nur an ihre Pferde heran, bevor sie niedergemacht wurden.
Es war spät, als sich der Staub endlich senkte. Ezio, der aus einer Fleischwunde in der Brust blutete, hatte mit der Doppelklinge so wild gekämpft, dass er sich damit selbst durch den Handschuh und tief in die Hand geschnitten hatte. Rings um ihn her lag eine Schar von Toten, die Hälfte der Versammlung ungefähr, all jene, denen es nicht gelungen war, zu fliehen und nach Norden in die Nacht davonzureiten.
Cesare war nicht unter den Toten. Auch er war entkommen.
47
In den darauffolgenden Wochen geschah vieles. Die Assassinen suchten verzweifelt nach Cesare, aber vergebens. Er kehrte nicht nach Rom zurück. Die Stadt schien befreit zu sein von jeglichem Einfluss der Borgia wie auch der Templer, doch Ezio und seine Gefährten blieben auf der Hut, wohl wissend, dass die Gefahr nicht gebannt war, solange der Feind noch lebte. Sie vermuteten, dass es immer noch Nester eiserner Loyalisten gab, die nur auf ein Zeichen warteten.
Pius III . erwies sich als gelehrter und tief religiöser Mann. Trauriger Weise gab seine ohnedies schon angegriffene Gesundheit jedoch nach nur sechsundzwanzig Tagen unter dem zusätzlichen Druck und der Verantwortung des Papstamtes nach; er starb im Oktober. Entgegen Ezios Befürchtung war er keine Marionette der Borgia gewesen. Stattdessen hatte er in der kurzen Zeit seiner Herrschaft Reformen innerhalb des Kardinalskollegiums
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