Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
Cesares Rückkehr unmittelbar bevorstand, musste Ezio seinen persönlichen Gram hintanstellen und sich wieder an die Arbeit machen, die das Schicksal ihm zugewiesen hatte. Um Cesare seinen Geldfluss abzuschneiden, musste er zunächst dessen Bankier finden und kaltstellen, und die Spur, die zu diesem Mann führte, begann in der Rosa in Fiore .
„Was willst du?“ Claudia hätte auch dann nicht unfreundlicher sein können, wenn sie sich alle Mühe gegeben hätte.
„Du sprachst bei unserer Zusammenkunft von einem Senator.“
„Ja. Warum?“
„Du sagtest, er schulde Cesares Bankier Geld. Ist er hier?“
Sie hob die Schultern. „Wahrscheinlich findest du ihn auf dem Campidoglio. Brauchst du auch dazu meine Hilfe?“
„Wie sieht er aus?“
„Ach, lass mich mal überlegen … Durchschnittlich?“
„Treib keine Spielchen mit mir, Schwester!“
Claudia gab etwas nach. „Er ist ungefähr sechzig, mager, schaut besorgt drein, kein Bart, graue Haare, deine Größe oder etwas kleiner. Er heißt Egidio Troche. Ein sturer Kerl, Ezio, pessimistisch und eigensinnig. Wenn du ihn herumkriegen willst, steht dir ein hartes Stück Arbeit bevor.“
„Danke!“ Ezio sah sie fest an. „Ich habe vor, diesen Bankier aufzuspüren und ihn zu töten. Ich bin ziemlich sicher, dass ich schon weiß, um wen es sich handelt, aber ich muss herausfinden, wo er wohnt. Der Senator könnte mich zu ihm führen.“
„Der Bankier lässt sich sehr gut bewachen. Das würdest du auch tun, wenn du in so einer Position wärst.“
„Du glaubst, meine Position wäre anders?“
„Das ist mir doch egal.“
„Hör zu, Claudia, wenn ich dir gegenüber hart bin, dann nur, weil ich mir Sorgen um dich mache.“
„Oh, bitte, verschone mich!“
„Du machst deine Arbeit sehr gut …“
„Ich danke Euch, sehr freundlich, mein edler Herr …“
„Aber ich brauche deine Hilfe. Wenn ich diesen Bankier aus dem Verkehr gezogen habe, müssen deine Mädchen sein Geld an einen sicheren Ort schaffen.“
„Sag mir einfach nur Bescheid, sobald du Erfolg hattest – oder sollte ich sagen: falls du Erfolg hast?“
„Bleib auf der Hut!“
In düsterer Stimmung machte sich Ezio auf den Weg zum Kapitolshügel, dem Regierungszentrum von Rom, wo ihn emsiges Treiben erwartete. Mehrere Senatoren gingen auf der weiten Piazza, die von den Regierungsbauten gesäumt wurde, ihren Geschäften nach, begleitet von Sekretären und Assistenten, die Papiere in ledernen Mappen trugen und hinter ihren Herren herwieselten, die von Gebäude zu Gebäude eilten. Alle trachteten danach, so geschäftig und wichtig wie möglich zu wirken. Ezio tauchte, so gut er konnte, in das Gewühl ein und hielt Ausschau nach einem Mann, auf den Claudias Beschreibung passte. Während er sich durch die Menge bewegte, lauschte er nach etwaigen Hinweisen, die auf den Gesuchten hindeuten mochten. Unter den Senatoren war Egidio momentan nicht zu entdecken, aber er sorgte bei ihnen für reichlich Gesprächsstoff.
„Egidio hat wieder um Geld gebeten“, sagte einer.
„Wann tut er das nicht? Wofür will er es diesmal?“
„Für irgendeinen Antrag zur Reduzierung der öffentlichen Hinrichtungen.“
„Lächerlich!“
Ezio ging weiter zu einer anderen Traube von Senatoren, wo er weitere Informationen aufschnappte. Was ihm zu Ohren kam, deutete darauf hin, dass Egidio entweder ein militanter – und damit närrischer – liberaler Reformer oder ein dilettantischer Betrüger war.
„Egidio tritt für eine Beendigung der Zeugenfolterung vor Gericht ein“, sagte der Sprecher des nächsten Grüppchens.
„Na, dann viel Glück!“, erwiderte der gehetzt wirkende Mann, mit dem er sich unterhielt. „Aber das ist sowieso nur Theater. In Wirklichkeit braucht er das Geld doch, um seine Schulden zu bezahlen.“
„Und er will mit den Erlässen Schluss machen.“
„Ich bitte Euch! Dazu wird es nie kommen. Jedem Bürger, der sich von unseren Gesetzen benachteiligt glaubt, sollte es erlaubt sein, sich mittels eines Erlasses von diesen Gesetzen freizukaufen. Das ist unsere Pflicht. Immerhin war es unser Heiliger Vater, der die Erlässe einführte, und er folgte damit dem Beispiel Christi höchstpersönlich: Gesegnet seien die Gnädigen! “
Ein weiterer Trick der Borgia, um Geld zu scheffeln , dachte Ezio, während der andere Senator mit einfiel: „Warum sollten wir Egidio Geld geben? Es weiß doch jeder, was er damit tun würde.“
Die beiden Männer lachten und gingen ihrer Wege.
Dann fiel
Weitere Kostenlose Bücher