Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
Ezios Augenmerk auf eine kleine Gruppe von Borgia-Gardisten, die Cesares persönliches Wappen – zwei rote Stiere und eine Lilie – an ihrem Wams trugen. Weil deren Auftauchen stets Ärger bedeutete, näherte Ezio sich ihnen und sah, dass sie einen Senator umringt hatten. Die anderen Leute in der Nähe taten so, als geschähe dort nichts Ungewöhnliches, doch Ezio fiel auf, dass sie einen weiten Bogen um die Gardisten machten.
Der unglückselige Senator in ihrer Mitte entsprach genau der Beschreibung, die Claudia ihm gegeben hatte.
„Schluss mit dem Gerede“, sagte der Feldwebel der Garde gerade.
„Eure Zahlung ist fällig“, ergänzte sein Korporal. „Und Schulden sind nun mal Schulden.“
Egidio ließ alle Würde fahren und verlegte sich aufs Flehen. „So macht doch eine Ausnahme für einen alten Mann“, jammerte er. „Ich bitte Euch!“
„Nein“, knurrte der Feldwebel und nickte zweien seiner Männer zu, die Egidio packten und zu Boden warfen. „Der Bankier hat uns geschickt, um das Geld einzutreiben, und Ihr wisst, was das bedeutet.“
„Bitte, gebt mir noch bis heute Abend Zeit! Dann habe ich das Geld.“
„Kommt nicht infrage“, erwiderte der Feldwebel und trat dem Senator kräftig in den Bauch. Dann wich er zurück, und der Korporal und die anderen beiden Gardisten schickten sich an, den auf dem Boden liegenden alten Mann zu traktieren.
„So werdet Ihr Euer Geld nicht bekommen“, sagte Ezio, während er sich der Gruppe näherte.
„Wer seid Ihr? Ein Freund von ihm?“
„Ich bin nur ein besorgter Mann.“
„Na, dann geht weiter mit Eurer Sorge und kümmert Euch um Euren eigenen Dreck!“
Wie Ezio es gehofft hatte, trat der Feldwebel zu dicht an ihn heran – mit geübter Leichtigkeit drückte Ezio den Auslöser seiner verborgenen Klinge, hob den Arm und zog dem Gardisten die Schneide über die ungeschützte Kehle, direkt über der Halsberge, die er trug. Die anderen Gardisten standen vor Staunen wie angewurzelt da, als ihr Anführer auf die Knie fiel und die Hände vergebens gegen den Hals presste, um das hervorspritzende Blut aufzuhalten. Noch bevor sie reagieren konnten, kam Ezio über sie, und nur Sekunden später waren sie ihrem Feldwebel ins Jenseits gefolgt, alle drei mit aufgeschlitzter Kehle. Ezios Mission ließ ihm keine Zeit für den Einsatz des Schwertes, nur für schnelles, wirkungsvolles Töten.
Währenddessen hatte sich die Piazza wie durch Zauberei geleert. Ezio half dem Senator auf die Beine. An der Kleidung des Mannes klebte Blut, und er wirkte – und war es wohl auch – sowohl schockiert als auch erleichtert.
„Wir sollten lieber von hier verschwinden“, meinte Ezio.
„Ich weiß, wo wir in Sicherheit sind. Folgt mir“, sagte Egidio und hielt bemerkenswert schnell auf eine Gasse zwischen zwei größeren Regierungsgebäuden zu. Sie hasteten zwischen den Mauern entlang, wandten sich dann nach links und liefen schließlich eine Treppe hinunter in einen Kellerbereich, wo es eine Tür gab. Die schloss der Senator rasch auf, dann drängte er Ezio in eine kleine, dunkle, aber gemütlich wirkende Wohnung.
„Mein Unterschlupf“, sagte Egidio. „Ganz nützlich, wenn man so viele Schuldner hat wie ich.“
„Und einen besonders großen.“
„Mein Fehler war es, meine sämtlichen Schulden bei diesem Bankier zu konsolidieren. Zu dem Zeitpunkt wusste ich über seine Verbindungen nicht genau Bescheid. Ich hätte bei Chigi bleiben sollen. Der ist wenigstens ehrlich – soweit es ein Bankier eben sein kann!“ Egidio musterte Ezio. „Aber sagt, was ist mit Euch? Ein barmherziger Samariter in Rom? Ich dachte, die wären ausgestorben.“
Ezio ging darüber hinweg. „Ihr seid doch Senatore Egidio Troche?“
Egidio sah ihn erschrocken an. „Sagt bloß nicht, dass ich auch Euch Geld schulde?!“
„Nein, aber Ihr könnt mir behilflich sein. Ich suche Cesares Bankier.“
Der Senator lächelte dünn. „Cesare Borgias Bankier? Ha! Und wer seid Ihr?“
„Sagen wir einfach, ich bin ein Freund der Familie.“
„Cesare hat zurzeit viele Freunde. Leider gehöre ich nicht zu ihnen. So, wenn Ihr mich jetzt entschuldigen wollt, ich muss packen.“
„Ich kann Euch bezahlen.“
Egidio hielt inne. „Ah! Ihr könnt mich bezahlen? Ma che meraviglia! Er hält einem Gardisten vom Leibe, und er bietet einem Geld! Wo habt Ihr Euch mein Leben lang versteckt?“
„Nun, ich bin keineswegs vom Himmel gefallen. Ihr helft mir, und ich helfe Euch. So einfach ist das.“
Egidio
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