Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
… ich habe dich gerettet“, begann er stockend.
„Das hast du, und dafür bin ich dir dankbar. Aber hast du den anderen nicht gesagt, du hättest es nur getan, weil ich nach wie vor eine nützliche Verbündete sei – auch ohne Forlì?“
„Wir werden Forlì zurückerobern.“
„Und dann werde ich wieder dort leben.“
Ezio verstummte erneut. Sein Herz schien leer zu sein.
Caterina trat vor ihn und legte ihm die Hände auf die Schultern. „Ezio, hör mir zu! Ohne Forlì bin ich für niemanden von Nutzen. Wenn ich jetzt weggehe, dann tue ich das, um mich in Sicherheit zu bringen und um bei meinen Kindern zu sein. Möchtest du das nicht?“
„Doch.“
„Nun, dann …“
„Ich habe dich nicht gerettet, weil du für unsere Ziele von Nutzen bist.“
Jetzt war es an ihr zu schweigen.
„Sondern weil …“
„Sag es nicht, Ezio!“
„Warum nicht?“
„Weil ich es nicht erwidern kann.“
Keine Klinge hätte ihn tiefer treffen können als diese Worte. „Dann hast du mich nur benutzt?“
„Das klingt sehr hart.“
„Wie soll ich es denn deiner Meinung nach sonst ausdrücken?“
„Ich habe doch versucht, es dir zu erklären.“
„Du bist eine skrupellose Frau.“
„Ich bin eine Frau, die Arbeit zu tun und ihre Pflicht zu erfüllen hat.“
„Und dazu ist dir jedes Mittel recht.“
Sie schwieg wieder und sagte erst nach einer Weile: „Ich habe bereits versucht, dir alles zu erklären. Du musst es akzeptieren.“ Sie hatte die Hände von seinen Schultern genommen. Er sah ihr an, dass ihre Gedanken sich wieder um ihre Abreise drehten, und ihr Blick wanderte über die Dinge, die noch gepackt werden mussten.
Unbesonnen dachte er: Zum Teufel mit der Bruderschaft! Ich weiß, was ich will! Warum sollte ich zur Abwechslung nicht einmal mein Leben leben?
„Ich komme mit dir“, sagte er.
Sie wandte sich ihm wieder zu. Der Ausdruck in ihren Augen war ernst. „Hör zu, Ezio! Mag sein, dass du gerade eine Entscheidung gefällt hast, doch du hast sie zu spät gefällt. Und vielleicht trifft das auch auf mich zu. Aber du bist jetzt der Anführer der Assassinen. Gib die Arbeit, die du begonnen hast, nicht einfach auf, diesen großen Wiederaufbau nach der Katastrophe von Monteriggioni. Ohne dich wird alles wieder auseinanderfallen, und wer wird dann zur Stelle sein, um uns zu retten?“
„Aber du hast mich nie wirklich gewollt.“
Er sah sie an. Sie war immer noch da, im selben Zimmer mit ihm, aber ihr Geist war längst fort. Er wusste nicht, wie lange schon … vielleicht war er auch nie ganz hier gewesen. Vielleicht hatte er, Ezio, es gehofft oder es sich vorgestellt. In diesem Moment spürte er, dass er auf den Leichnam ihrer Liebe blickte, und dennoch weigerte er sich, an ihren Tod zu glauben. Aber wie bei jedem anderen Todesfall sah er ein, dass er keine andere Wahl hatte, als sich mit der Wahrheit abzufinden.
Es klopfte an der Tür.
„Herein“, sagte Caterina, und ihre Helferinnen betraten wieder den Raum.
Ezio ging und ließ sie packen.
* * *
Am nächsten Morgen war Ezio eigentlich fest entschlossen, sich nicht von Caterina zu verabschieden, aber er brachte es nicht übers Herz. Es war kalt, und als er den vereinbarten Platz in einem sicheren Bezirk der Stadt erreichte, saßen die Reisenden bereits in den Sätteln ihrer unruhig tänzelnden Pferde. Vielleicht würde Caterina ja jetzt, im allerletzten Augenblick, doch noch nachgeben. Aber der Blick ihrer Augen wirkte abwesend, wenn auch freundlich. Ezio glaubte, er wäre mit der Situation besser fertig geworden, hätte sie ihn nicht voller Freundlichkeit angesehen. Diese Freundlichkeit empfand er beinah als demütigend.
Alles, was er hervorbrachte, war: „Buona fortuna, Contessa, und … lebt wohl!“
„Wir wollen doch hoffen, dass dies kein Lebewohl ist.“
„Oh, das glaube ich schon.“
Sie sah ihn noch einmal an. „Nun, dann … buona fortuna anche, mein Prinz. Und … Vittoria agli Assassini!“
Sie wendete ihr Pferd, und ohne ein weiteres Wort oder auch nur einen Blick zurück galoppierte sie an der Spitze ihres Gefolges nach Norden, hinaus aus der Stadt und aus seinem Leben. Ezio schaute ihnen nach, bis sie nur noch kleine Punkte in der Ferne waren, ein einsamer Mann mittleren Alters, dem die Liebe eine letzte Chance gegeben hatte. Und er hatte sie nicht ergriffen.
„Vittoria agli Assassini“, flüsterte Ezio tonlos vor sich hin, als er sich umdrehte und durch die immer noch schlafende Stadt zurückging.
30
Da
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