Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
unternähme nur eine Reise, um sich seinen geschäftlichen Belangen im Königreich Neapel zu widmen. Antonio sorgte dafür, dass im Palazzo Seta wie gewohnt alles reibungslos lief, und solange die kaufmännischen Interessen Venedigs insgesamt nicht betroffen waren, scherte sich eigentlich niemand um das Schicksal eines einzelnen Geschäftsmanns, ganz gleich, wie erfolgreich er auch sein mochte.
Ezio und Rosa waren sich nähergekommen, dennoch herrschte zwischen ihnen immer noch eine heftige Rivalität. Nachdem Rosa nun genesen war, wollte sie sich beweisen, und eines Morgens kam sie zu ihm und sagte: „Hör mal, Ezio, ich glaube, du brauchst eine Auffrischung. Ich möchte sehen, ob du immer noch so gut bist, wie du es warst, als Franco und ich anfingen, dich zu trainieren. Also, wie wäre es mit einem Wettlauf?“
„Einem Wettlauf?“
„Ja!“
„Wohin?“
„Von hier zur Punta della Dogana. Los! “ Und sie sprang aus dem Fenster, bevor Ezio etwas sagen konnte. Er sah ihr nach, wie sie über die roten Dächer kletterte und fast tänzerisch die Kanäle überquerte, die zwischen den Gebäuden verliefen. Er warf seinen Rock ab und jagte ihr nach.
Kopf an Kopf erreichten sie schließlich das Dach des hölzernen Gebäudes an der Landspitze am Ende von Dorsoduro, von wo aus der Blick auf den Markuskanal und die Lagune fiel. Am jenseitigen Ufer standen die niedrigen Bauten des Klosters San Giorgio Maggiore, und das rosafarben schimmernde Gebäude gegenüber war der Palazzo Ducale.
„Sieht aus, als hätte ich gewonnen“, meinte Ezio.
Sie runzelte die Stirn. „Unsinn. Aber allein die Tatsache, dass du das behauptest, zeigt, du bist kein feiner Herr und ganz bestimmt kein Venezianer. Aber was soll man von einem Florentiner auch anderes erwarten?“ Sie machte eine kurze Pause. „Auf jeden Fall bist du ein Lügner. Ich habe gewonnen.“
Ezio zuckte die Schultern und lächelte. „Was immer du sagst, carissima .“
„Dann will ich jetzt aber auch meinen Gewinn haben“, sagte sie, zog seinen Kopf zu sich herunter und küsste ihn leidenschaftlich auf die Lippen. Ihr Körper war jetzt weich und warm – und sie erwies sich als unendlich biegsam.
16
Emilio Barbarigo mochte nicht in der Lage sein, seine Verabredung auf dem Campo San Stefano einzuhalten, aber Ezio würde sie nicht versäumen. Als an diesem strahlenden Morgen im Jahr 1485 die Sonne aufging, bezog er auf dem jetzt schon geschäftigen Platz Posten. Der Kampf um die Vorherrschaft gegen die Templer war hart und lang, das wusste Ezio inzwischen, und so wie es für seinen Vater und seinen Onkel der Fall gewesen war, würde dieser Kampf auch seine Lebensaufgabe sein. Die Kapuze übergezogen, verschmolz er mit der Menge und folgte, als er ihrer gewahr wurde, der Gestalt Carlo Grimaldis. An Grimaldis Seite ging ein asketisch wirkender Mann, der das rote Gewand eines Staatsinquisitors trug und dessen buschiges braunes Haar und Bart in starkem Kontrast zu seiner bläulich blassen Haut standen. Das, so wusste Ezio, war Silvio Barbarigo, Emilios Cousin, dessen Spitzname „Il Rosso“ war. Er machte keinen sonderlich gut gelaunten Eindruck.
„Wo ist Emilio?“, fragte er ungeduldig.
Grimaldi hob die Schultern. „Ich habe ihm gesagt, dass er hier sein soll.“
„Ihr habt es ihm selbst gesagt? Persönlich?“
„Ja“, erwiderte Grimaldi scharf. „Höchstpersönlich! Ich habe die Befürchtung, dass Ihr mir nicht vertraut.“
„Tu ich auch nicht“, murmelte Silvio. Grimaldi knirschte darauf mit den Zähnen, aber Silvio sah sich nur ziellos um. „Nun, vielleicht kommt er mit Marco. Gehen wir noch ein Stück.“
Sie spazierten weiter über den großen, rechteckigen campo , vorbei an der Kirche San Vidal und den Palästen am Ende des Canal Grandes, dann zu San Stefano auf der anderen Seite hinüber. Von Zeit zu Zeit blieben sie stehen, um sich die Waren, mit denen die Marktleute gerade ihre Stände bestückten, anzusehen. Ezio beschattete die beiden Männer, aber es war schwierig. Grimaldi war auf der Hut und drehte sich fortwährend argwöhnisch um. Zeitweise hatte Ezio alle Mühe, in Hörweite der beiden Männer zu bleiben.
„Während wir warten, könnt Ihr mich ja darüber informieren, wie es im Palast des Dogen läuft“, meinte Silvio.
Grimaldi breitete die Hände aus. „Nun, um ehrlich zu sein, es ist nicht einfach. An Mocenigo ist schwer heranzukommen. Ich habe versucht, den Weg zu bereiten, so wie Ihr es wolltet, und ich habe Vorschläge
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