Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
fünften Versuch hatte Ezio, erschöpft und schweißnass, nur noch einen Wunsch – er wollte Rosa ins Gesicht schlagen, doch dieses Verlangen schmolz dahin, als sie ihn anlächelte und sagte: „Zweihundertdreiundneunzig. Gar nicht übel.“
Die kleine Zuschauermenge, die sich versammelt hatte, applaudierte.
15
Im Laufe der folgenden Monate war die Diebesgilde damit beschäftigt, sich neu zu organisieren und auszurüsten. Eines Morgens suchte Ugo dann Ezio in dessen Unterkunft auf und bat ihn zu einem Treffen. Ezio packte seine Kodexwaffen in einen Beutel und folgte Ugo zum Hauptquartier, wo sie Antonio vorfanden, der in überschwänglicher Stimmung einmal mehr die Holzfigürchen um das Modell des Palazzos Seta herum verschob. Ezio fragte sich, ob der Mann nicht ein klein wenig besessen war. Auch Rosa, Franco und zwei oder drei ältere Mitglieder der Gilde waren anwesend.
„Ah, Ezio!“, lächelte Antonio. „Dank Eurer jüngsten Erfolge ist es uns nun möglich, einen Gegenangriff zu starten. Unser Ziel ist Emilios Lagerhaus, das nicht weit von seinem Palazzo entfernt ist. Hier, das ist der Plan. Schaut!“ Er tippte auf das Modell und zeigte auf Reihen kleiner blauer Holzsoldaten, die um das Lagerhaus herumstanden. „Das sind Emilios Bogenschützen. Sie stellen für uns die größte Gefahr dar. Ich habe vor, Euch und ein paar andere im Schutz der Nacht auf die Dächer der Gebäude zu schicken, die unmittelbar an das Lagerhaus angrenzen – und ich weiß, dass Ihr dank Rosas Training dazu in der Lage seid –, um Euch dann von oben herab auf die Bogenschützen zu stürzen und sie auszuschalten. Und zwar leise. Währenddessen werden unsere Männer in den Barbarigo-Uniformen, die wir in unseren Besitz bringen konnten, aus den umliegenden Gassen kommen und die Plätze der Schützen einnehmen.“
Ezio wies auf die roten Männchen, die sich innerhalb des Lagerhauses befanden. „Was ist mit den Wachen im Gebäude?“
„Wenn Ihr Euch um die Bogenschützen gekümmert habt, werden wir uns hier treffen …“ Antonio zeigte auf eine in der Nähe liegende Piazza, die Ezio als diejenige erkannte, an der Leonardo seine neue Werkstatt hatte, und er fragte sich kurz, wie sein Freund mit seinen Aufträgen vorankommen mochte. „… und dann“, fuhr Antonio fort, „… besprechen wir die nächsten Schritte.“
„Wann schlagen wir zu?“, fragte Ezio.
„Heute Nacht!“
„Ausgezeichnet! Gebt mir ein paar gute Männer. Ugo, Franco, wollt Ihr mich begleiten?“ Die beiden nickten grinsend. „Wir nehmen uns der Bogenschützen an und treffen uns dann, wie Ihr es vorgeschlagen habt.“
„Wenn unsere Leute die Bogenschützen ersetzen, werden die anderen keinen Verdacht schöpfen.“
„Und unser nächster Zug?“
„Sobald wir das Lagerhaus in unserer Hand haben, werden wir einen Angriff auf den Palazzo unternehmen. Aber denkt daran! Seid vorsichtig! Sie dürfen nichts merken!“ Antonio grinste und spuckte aus. „Viel Glück, meine Freunde – in bocca al lupo! “ Er klopfte Ezio auf die Schulter.
„Crepi il lupo“, erwiderte Ezio und spuckte ebenfalls aus.
* * *
Die Aktion in dieser Nacht lief völlig reibungslos ab. Die Barbarigo-Bogenschützen wussten nicht, wie ihnen geschah, und sie wurden so unauffällig durch Antonios Männer ersetzt, dass die Wachen im Lagerhaus lautlos und fast ohne jeden Widerstand fielen, weil sie gar nicht mitbekommen hatten, dass ihre Kameraden draußen außer Gefecht gesetzt worden waren. Der Angriff auf den Palazzo stand als Nächstes auf Antonios Plan, doch Ezio beharrte darauf, dass er erst vorausging, um die Lage zu sondieren. Rosa, deren Genesung dank der Fähigkeiten Antonios und Biancas zum Ende hin enorme Fortschritte gemacht hatte und die inzwischen fast wieder so gut klettern und springen konnte wie zuvor, wollte ihn begleiten, doch Antonio verbot es ihr, sehr zu ihrem Verdruss. Ezio ging der Gedanke durch den Kopf, dass Antonio ihn letztlich für entbehrlicher halten mochte als sie, aber er verdrängte ihn und machte sich zur Erkundung bereit, indem er sich den Armschutz mit dem Doppeldolch an den linken Arm schnallte und an den rechten die Federklinge, die er seinerzeit zuerst bekommen hatte. Vor ihm lag eine schwierige Klettertour, und er wollte es nicht riskieren, die Giftklinge mitzunehmen, weil es sich dabei um eine hundertprozentig tödliche Waffe handelte; schließlich wollte er nicht Gefahr laufen, sich durch ein Missgeschick selbst damit zu verletzen.
Er
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