Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
im Interesse unserer Sache gemacht, aber ich bin natürlich nicht der Einzige, der um die Aufmerksamkeit des Dogen wetteifert, und mag er auch alt sein, so ist er doch ein gerissener Hund.“
Silvio nahm an einem der Stände eine aufwendig gearbeitete Glasfigur in die Hand, betrachtete sie und stellte sie wieder hin. „Dann müsst Ihr Euch eben mehr anstrengen, Grimaldi. Ihr müsst Euch einen Platz in seinem engsten Kreis verschaffen.“
„Ich bin bereits einer seiner engsten Vertrauten. Ich habe Jahre gebraucht, um so weit zu kommen. Jahre, in denen ich geduldig plante, wartete und Demütigungen hinnahm.“
„Ja, ja“, sagte Silvio unwirsch. „Aber was habt Ihr dafür vorzuweisen?“
„Es ist schwerer, als ich es erwartet habe.“
„Und warum ist das so?“
Grimaldi machte eine frustrierte Geste. „Ich weiß es nicht. Ich tue mein Bestes für den Staat, ich arbeite hart … Aber Tatsache ist, dass Mocenigo mich nicht mag.“
„Ich frage mich, weshalb“, meinte Silvio kühl.
Grimaldi war zu tief in Gedanken versunken, um die Brüskierung zu bemerken. „Es ist nicht meine Schuld! Ich versuche ja, dem Bastard alles recht zu machen! Ich finde heraus, was er sich am meisten wünscht, und besorge es ihm – die feinsten sardischen Konfitüren, die neuesten Moden aus Mailand …“
„Vielleicht mag der Doge einfach nur keine Speichellecker.“
„Haltet Ihr mich denn für einen solchen?“
„Ja. Ein Fußabstreifer seid Ihr, ein Schmeichler, ein Heuchler – reicht das?“
Grimaldi sah ihn an. „Wagt es nicht, mich zu beleidigen, Inquisitore . Ihr habt ja keine Ahnung, wie es ist. Ihr wisst nicht, was für ein Druck …“
„Ach, ich weiß nicht, was Druck ist?“
„Nein! Nichts wisst Ihr! Ihr mögt vielleicht ein offizieller Staatsdiener sein, aber ich bin tagein, tagaus nur zwei Schritte vom Dogen entfernt. Ihr wünscht Euch, Ihr würdet in meinen Schuhen stecken, weil Ihr glaubt, Ihr könntet es besser, aber …“
„Seid Ihr fertig?“
„Nein! Ihr hört mir jetzt zu. Ich bin in der Nähe dieses Mannes. Ich habe mein Leben dem Ziel verschrieben, in diese Position zu gelangen, und ich sage Euch, ich bin überzeugt, dass ich Mocenigo für unsere Sache gewinnen kann.“ Grimaldi verstummte kurz. „Ich brauche nur noch ein wenig Zeit.“
„Ich würde sagen, Ihr hattet bereits mehr als genug Zeit.“ Silvio unterbrach sich, und Ezio sah, wie er eine Hand hob, um einen teuer gekleideten älteren Mann mit wehendem weißen Bart auf sich aufmerksam zu machen. Der Leibwächter dieses Mannes war der größte Mensch, den Ezio je gesehen hatte.
„Guten Morgen, Cousin“, begrüßte der Neuankömmling Silvio. „Grimaldi.“
„Seid gegrüßt, Cousin Marco“, erwiderte Silvio. Er schaute sich um. „Wo ist Emilio? Ist er nicht mit Euch gekommen?“
Marco Barbarigo wirkte überrascht, dann wurde seine Miene ernst. „Ach, dann habt Ihr die Nachricht noch gar nicht gehört?“
„Welche Nachricht?“
„Emilio ist tot!“
„Was?“ Es ärgerte Silvio, wie immer, dass sein älterer und mächtigerer Cousin besser informiert war als er. „Wie ist er gestorben?“
„Ich kann es mir denken“, warf Grimaldi bitter ein. „Der Assassino .“
Marco sah ihn scharf an. „So ist es. Man hat seine Leiche gestern Nacht aus einem der Kanäle gezogen. Er lag offenbar schon länger im Wasser. Es heißt, er sei auf das Doppelte seiner eigentlichen Größe aufgequollen gewesen. Darum wurde er an die Oberfläche getrieben.“
„Wo kann sich der Assassine nur verstecken?“, überlegte Grimaldi. „Wir müssen ihn finden und töten, bevor er noch mehr Schaden anrichtet.“
„Er könnte überall sein“, meinte Marco. „Darum lasse ich mich auf Schritt und Tritt von Dante begleiten. Ohne ihn würde ich mich nicht sicher fühlen.“ Er brach ab. „Er könnte sogar hier irgendwo stecken, gerade jetzt, wer weiß?“
„Wir müssen schnell handeln“, sagte Silvio.
„Ihr habt recht.“ Marco nickte.
„Aber, Marco, ich bin so dicht dran. Ich spüre es. Gebt mir nur noch ein paar Tage“, bat Grimaldi.
„Nein, Carlo, Ihr hattet wahrlich genug Zeit. Den Luxus der Raffinesse können wir uns jetzt nicht mehr leisten. Wenn Mocenigo sich uns nicht anschließen will, müssen wir ihn eben entfernen und durch einen der unseren ersetzen, und zwar noch in dieser Woche!“
Seit er mit Marco Barbarigo eingetroffen war, hatte Dante, der riesenhafte Leibwächter, den Blick unentwegt über die Menge schweifen
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