Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
zog die Kapuze über den Kopf, und dann erstürmte er mittels der neuen Technik des Aufwärtsspringens, die ihm Rosa und Franco beigebracht hatten, die Außenmauer des Palazzos, lautlos wie ein Schatten und noch weniger Aufmerksamkeit erregend als ein solcher. Schließlich befand er sich auf dem Dach und blickte in den Garten hinunter. Dort bemerkte er zwei Männer, die tief ins Gespräch versunken waren. Sie gingen auf eine Seitenpforte zu, die zu einem schmalen Privatkanal hinausführte, der hinter dem Palazzo verlief. Ezio behielt sie vom Dach aus im Auge und sah, dass dort hinten eine Gondel an einem schmalen Steg festgemacht war; die beiden Gondoliere waren schwarz gekleidet, die Laternen gelöscht. So sicher wie sich eine Eidechse über Dächer und Mauern bewegte, stieg Ezio eilends hinab und verbarg sich hinter den Ästen eines Baumes, von wo aus er die Unterhaltung der beiden Männer belauschen konnte. Es handelte sich um Emilio Barbarigo und, wie Ezio erschrocken feststellte, keinen Geringeren als Carlo Grimaldi, der zum Gefolge des Dogen gehörte. Begleitet wurden sie von Emilios Sekretär, ein spindeldürrer, grau gekleideter Mann, dem ständig die große Lesebrille von der Nase rutschte.
„… Euer kleines Kartenhaus fällt in sich zusammen, Emilio“, sagte Grimaldi.
„Ein kleiner Rückschlag, weiter nichts. Die Kaufleute, die mir trotzen, und dieser Mistkerl Antonio de Magianis werden bald tot sein oder in Ketten liegen, oder sie landen als Rudersklaven auf einer türkischen Galeere.“
„Ich spreche von dem Assassinen . Er ist hier, das wisst Ihr doch so gut wie ich. Nur deshalb ist Antonio so dreist. Wir wurden alle ausgeraubt oder von Einbrechern bestohlen, und unsere Wachen wurden überlistet. Ich habe alle Hände voll zu tun, den Dogen davon abzuhalten, seine Nase in diese Angelegenheit zu stecken.“
„Der Assassine? Hier?“
„Ihr seid ein Hohlkopf, Emilio! Wenn der Meister wüsste, wie dumm Ihr seid, wärt Ihr längst tot. Ihr wisst doch, wie er unserer Sache in Florenz und San Gimignano bereits geschadet hat.“
Emilio ballte die rechte Faust. „Ich werde ihn zerquetschen wie die Bettwanze, die er ist!“, knurrte er.
„Nun, das Blut saugt er uns jedenfalls aus. Wer weiß, ob er nicht gerade jetzt hier ist und uns belauscht?“
„Aber, Carlo – gleich erzählt Ihr mir noch, dass Ihr an Gespenster glaubt.“
Grimaldi sah ihn durchdringend an. „Der Hochmut ist es, der Euch dumm werden ließ, Emilio. Ihr seht nicht das ganze Bild. Ihr seid nichts weiter als ein großer Fisch in einem kleinen Teich.“
Emilio packte ihn am Gewand und riss ihn wütend zu sich heran. „Venedig wird mir gehören, Grimaldi! Ich habe Florenz alles an Waffen und Rüstung zur Verfügung gestellt! Es ist nicht meine Schuld, wenn dieser Idiot Jacopo nichts davon klug zu nutzen wusste. Und versucht bloß nicht, mich beim Meister in ein schlechtes Licht zu rücken. Wenn ich wollte, könnte ich ihm nämlich auch ein paar Dinge über Euch erzählen, die …“
„Spart Euch den Atem! Ich muss jetzt gehen. Denkt daran! Die Zusammenkunft findet in zehn Tagen auf dem Campo San Stefano statt.“
„Ich werde es nicht vergessen“, sagte Emilio säuerlich. „Dann wird der Meister erfahren …“
„Der Meister wird sprechen, und Ihr werdet ihm zuhören“, entgegnete Grimaldi. „Lebt wohl!“
Er stieg in die dunkle Gondel, und diese glitt unter Ezios Augen in die Nacht hinaus.
„Cazzo!“, zischte Emilio seinem Sekretär zu, während er die Gondel in Richtung Canal Grande verschwinden sah. „Was ist, wenn er recht hat? Was ist, wenn dieser verfluchte Ezio Auditore tatsächlich hier ist?“ Er überlegte einen Moment lang. „Die Bootsleute sollen sich bereit machen. Weckt die Hundesöhne auf, wenn es sein muss. Ich will, dass diese Kisten auf der Stelle verladen werden, und schaut auf Eure Wasseruhr – in einer halben Stunde soll das Boot bereitstehen. Wenn Grimaldi die Wahrheit sagt, muss ich mir einen Ort suchen, wo ich mich verstecken kann, wenigstens bis zur Zusammenkunft. Der Meister wird schon eine Möglichkeit finden, mit dem Assassinen fertig zu werden …“
„Er muss mit Antonio de Magianis zusammenarbeiten“, meinte der Sekretär.
„Das weiß ich auch, Idiot!“, fuhr Emilio ihn an. „Kommt mit und helft mir beim Zusammenpacken der Dokumente, über die wir sprachen, bevor unser lieber Freund Grimaldi aufkreuzte.“
Sie kehrten in den Palazzo zurück. Ezio folgte ihnen und verriet
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