Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
Apfel war sein Werkzeug?“
Machiavelli breitete die Hände aus. „Nur zum Teil. Es lag auch sehr, wie ich leider gestehen muss, an dem ihm eigenen Charisma. Es ist nicht die Stadt selbst, die er in seinen Bann gezogen hat, nein, es sind ihre Führungskräfte, Männer, die besessen sind von Einfluss und Macht. Natürlich stellten sich zunächst einige Angehörige der Signoria gegen ihn, aber jetzt …“ Machiavelli sah bekümmert drein. „Jetzt hat er sie alle in der Tasche. Aus dem Mann, den einst alle schmähten, wurde unversehens der Mann, den sie alle verehren. Wer anderer Ansicht war, wurde zum Gehen gezwungen. Woran sich noch immer nichts geändert hat, wie Ihr heute gesehen habt. Und jetzt tyrannisiert die florentinische Nomenklatura die Einwohner der Stadt und trägt dafür Sorge, dass der Wille des Mönches geschieht.“
„Aber was ist mit den anständigen einfachen Leuten? Tun sie wirklich so, als hätten sie in der ganzen Sache nichts zu sagen?“
Machiavelli lächelte traurig. „Die Antwort darauf kennt Ihr so gut wie ich, Ezio. Menschen, die sich dem Status quo widersetzen, sind selten. Und darum fällt uns die Aufgabe zu, ihnen auf die Sprünge zu helfen.“
Inzwischen hatten die beiden Assassinen das Stadttor erreicht. Die bewaffneten Wachen der Stadt – die den Interessen des Staats, wie jede Polizeitruppe, ohne Bedenken in puncto Moralität dienten – prüften ihre Papiere genau und winkten sie dann weiter, wobei Ezio sah, wie eine weitere Gruppe von Gardisten damit beschäftigt war, die Leichen anderer Uniformierter, die das Wappen der Borgia trugen, auf einen Haufen zu werfen. Er wies Niccolò darauf hin.
„Oh ja“, sagte Machiavelli. „Wie gesagt, unser Freund Rodrigo – ich werde mich nie daran gewöhnen, den Bastard Alexander zu nennen – versucht es immer wieder. Er schickt seine Soldaten nach Florenz, und Florenz schickt sie zurück – für gewöhnlich in Einzelteilen.“
„Dann weiß er also, dass der Apfel hier ist?“
„Natürlich weiß er das! Und ich muss zugeben, dass dies eine unglückliche Komplikation ist.“
„Und wo ist Savonarola?“
„Er regiert die Stadt vom Convento di San Marco aus, den er so gut wie nie verlässt. Gott sei Dank musste Fra’ Angelico den Tag nicht mehr erleben, an dem Bruder Girolamo Einzug hielt!“
Sie saßen ab, brachten ihre Pferde in einem Stall unter, und Machiavelli organisierte ein Quartier für Ezio.
Paolas altes Freudenhaus war geschlossen, ebenso wie alle anderen, erklärte Machiavelli. Sex und Spiele, Tanz und Pomp, all das stand ganz oben auf Savonarolas Liste der Dinge, die verboten waren. Gegen gerechtes Töten und Unterdrückung war jedoch nichts einzuwenden.
Nachdem Ezio seine Unterkunft bezogen hatte, ging Machiavelli mit ihm zur Piazza San Marco. Ezio taxierte die Gebäude des Klosters mit Blicken. „Ein direkter Angriff auf Savonarola wäre gefährlich“, befand er. „Zumal er den Apfel in seinem Besitz hat.“
„Das stimmt“, pflichtete Machiavelli ihm bei. „Aber was gibt es für andere Möglichkeiten?“
„Von den Führern der Stadt, die zweifellos persönliche Interessen haben, einmal abgesehen – glaubt Ihr, dass das Volk noch wirklich eigene Entscheidungen trifft?“
„Darauf würde wohl nur ein Optimist noch wetten“, erwiderte Machiavelli.
„Ich will damit sagen, dass sie dem Mönch vielleicht nicht freiwillig folgen, sondern aufgrund von Gewalt und Angst.“
„Das wiederum würde allenfalls ein Dominikaner oder ein Politiker bestreiten.“
„Dann schlage ich vor, dass wir das zu unserem Vorteil nutzen. Wenn wir seine Adjutanten zum Schweigen bringen und Unzufriedenheit heraufbeschwören können, wird Savonarola abgelenkt sein, und wir bekommen eine Gelegenheit zum Zuschlagen.“
Machiavelli lächelte. „Das ist schlau. Es sollte ein Adjektiv geben, um Menschen wie Euch zu beschreiben. Ich werde mit La Volpe und Paola sprechen – ja, sie sind noch hier, auch wenn sie untertauchen mussten. Sie können uns dabei helfen, einen Aufruhr zu organisieren, während Ihr die Viertel befreit.“
„Abgemacht.“ Aber Ezio war immer noch bekümmert, und Machiavelli sah es ihm an. Er führte ihn in den stillen Kreuzgang einer kleinen Kirche, die nicht weit entfernt war, und setzte sich mit ihm.
„Was bedrückt Euch, mein Freund?“, fragte er.
„Es sind zwei Dinge, aber sie sind persönlicher Natur.“
„Mit mir könnt Ihr darüber sprechen.“
„Der alte Palazzo meiner Familie … was
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