Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
ist daraus geworden? Ich traue mich kaum, hinzugehen und nachzuschauen.“
Ein Schatten glitt über Machiavellis Gesicht. „Mein lieber Ezio, Ihr müsst jetzt stark sein. Euer Palazzo steht noch, aber Lorenzo konnte ihn nur so lange schützen, wie seine eigene Macht und sein Leben währten. Piero versuchte dem Beispiel seines Vaters zu folgen, aber nachdem die Franzosen ihn hinausgeworfen hatten, wurde der Palazzo Auditore requiriert und als Quartier für Karls schweizerische Söldner genutzt. Als sie nach Süden weiterzogen, plünderten Savonarolas Männer den Palazzo aus und schlossen ihn. Aber verzagt nicht. Eines Tages werdet Ihr Euer Heim wieder im früheren Glanz erstrahlen lassen.“
„Und Annetta?“
„Sie ist entkommen, Gott sei Dank, und ist jetzt bei Eurer Mutter in Monteriggioni.“
„Das ist ja wenigstens etwas.“
Sie schwiegen eine Weile, dann wollte Machiavelli wissen: „Und was macht Euch noch Kummer?“
Ezio flüsterte: „Cristina …“
„Ihr zwingt mich, Euch unangenehme Antworten zu geben, amico mio .“ Machiavellis Miene verfinsterte sich. „Aber Ihr müsst die Wahrheit erfahren.“ Er hielt inne. „Mein Freund, sie ist tot. Manfredo wollte die Stadt nicht verlassen, als viele seiner Freunde aufgrund der Plage durch die Franzosen und Savonarola aus Florenz weggingen. Er war überzeugt, dass Piero eine Gegenoffensive starten und die Stadt zurückgewinnen würde. Aber schon kurz nachdem der Mönch an die Macht gekommen war, folgte eine schreckliche Nacht, in der die Häuser all derjenigen, die sich weigerten, ihren Besitz in den eigens angezündeten Scheiterhaufen der Eitelkeiten zu verbrennen, geplündert und abgefackelt wurden.“
Ezio hörte zu, zwang sich zur Ruhe, obgleich sein Herz schier platzen wollte.
„Savonarolas Fanatiker“, fuhr Machiavelli fort, „erzwangen sich Zugang zum Palazzo d’Arzenta. Manfredo versuchte sie abzuwehren, aber es waren zu viele für ihn und seine Leute … Und Cristina weigerte sich, ohne ihn zu gehen.“ Machiavelli machte eine lange Pause, in der er selbst mit den Tränen kämpfte. „In ihrer Raserei brachten diese religiösen Irren auch sie um.“
Ezio starrte auf die weiß gekalkte Wand, die vor ihm aufragte. Jedes noch so winzige Detail, jeder Riss, selbst die Ameisen, die darüber krabbelten, traten überscharf hervor.
27
Ezio las ein Sonett von Lorenzo de Medici. Er schrieb von Hoffnung, Plänen, Dummheit, vom Tom, von Singen und Tanzen, von der Kunst – übers Leben. Aber Ezio konnte sich kaum darauf konzentrieren. Das Buch rutschte ihm aus der Hand.
Cristinas Tod hatte seine Entschlossenheit, den Verantwortlichen auszulöschen, noch gestärkt. Seine Stadt hatte lange genug unter der Herrschaft Savonarolas gelitten. Zu viele seiner Mitbürger, aus allen gesellschaftlichen Schichten, waren in den Bann des Mönches geraten, und wer gegen ihn war, wurde entweder diskriminiert, in den Untergrund gezwungen oder ins Exil geschickt. Es war Zeit zu handeln.
„Wir haben durch das Exil viele Leute verloren, die uns vielleicht geholfen hätten“, erklärte ihm Machiavelli. „Aber nicht einmal Savonarolas größte Feinde außerhalb des Stadtstaats – damit meine ich den Herzog von Mailand und unseren alten Freund Rodrigo, Papst Alexander VI. – haben es geschafft, ihn zu vertreiben.“
„Und was ist mit diesen Scheiterhaufen?“
„Der allergrößte Irrsinn. Savonarola und seine Vertrauten schicken Gruppen ihrer Anhänger von Tür zu Tür, wo sie die Herausgabe aller Dinge verlangen, die sie für moralisch fragwürdig halten, selbst Kosmetika und Spiegel, gar nicht zu reden von Gemälden, Büchern, die als unmoralisch gelten, von allen möglichen Spielen inklusive Schach, Musikinstrumenten – was Ihr Euch nur denken könnt … Alles was nach Ansicht des Mönches und seiner Anhänger das Augenmerk von ihrer Religion ablenken könnte, wird zur Piazza della Signoria gebracht, auf große Scheiterhaufen geworfen und verbrannt.“ Machiavelli schüttelte den Kopf. „Florenz hat dadurch viel Wertvolles und viel Schönes verloren.“
„Aber die Stadt muss dieses Verhalten doch allmählich satt haben?“
Machiavellis Miene hellte sich auf. „Das stimmt, und dieses Gefühl ist unser bester Verbündeter. Ich denke, Savonarola glaubt tatsächlich, dass das Jüngste Gericht bevorsteht. Das Problem ist nur, es gibt kein wirkliches Zeichen, das darauf hinweist, und selbst einige von denjenigen, die zunächst inbrünstig an ihn
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